Knochenjagd (German Edition)
konnte.
Courtney schaute mich wissbegierig an.
»Vielen herzlichen Dank für Ihre Hilfe.« Ich lächelte sehr verbindlich. »Ohne Sie hätte ich das nicht geschafft.«
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
»Haben Sie etwas, das ich verwenden kann, um die Knochen getrennt zu verwahren?«
Mit Enttäuschung im Blick eilte sie davon.
Ich legte eben Becks Knochen in die Wanne, als sie mit zwei Baumwollhandtüchern zurückkehrte. Ich wickelte die Schädelfragmente in das eine, die Überreste des Älteren ins andere, legte die Bündel neben Beck und drückte den Deckel darauf.
»Und der Sarg?«, fragte Courtney ein wenig bockig.
»Rufen Sie an«, sagte ich. »Das Bestattungsinstitut wird ihn abholen. Und noch einmal: vielen herzlichen Dank. Maureen wird sehr erfreut sein.«
Courtney nickte und schaffte es nicht ganz, ihre Enttäuschung zu verbergen.
»Es tut mir leid. Sie wissen, dass ich über Details dieser Ermittlung nicht mit Ihnen reden darf.«
»Ich weiß.«
»Bitte bewahren Sie Stillschweigen über alles, was Sie gesehen haben.«
»Natürlich.«
»Sie wären eine ausgezeichnete forensische Assistentin, Courtney.«
»Ehrlich?«
»Wenn Sie wollen, schicke ich Ihnen ein paar Informationen.«
»Ja, bitte. Und … wann immer Sie etwas brauchen …«
»Zuerst sage ich Ihnen, was ich sehe. Und dann sagen Sie mir, warum ich mir das an einem wunderbaren Sonntagvormittag anschaue.«
Marc Bergeron hatte, im Gegensatz zu mir, die Zeitverschiebung nicht berücksichtigt. Sein Anruf hatte mich um dreiviertel sieben geweckt.
»Haben Sie die Bilder?«, fragte ich, während ich meinen Laptop hochfuhr.
»Ich habe sie auf meinen Computer überspielt.«
Ich stellte mir vor, wie Bergeron, die schütteren, abstehenden Haare vom Bildschirm beleuchtet, durch verschmierte Brillengläser starrte.
»Sind sie gut genug, um festzustellen, welche Zähne eine Wurzelbehandlung hatten?«, fragte ich.
»Ausreichend. Ich nehme an, es geht um Identifikation.«
»Das Fragment wurde in einem abgebrannten Haus geborgen. Es ist der linke hintere Teil, nahe am Unterkieferwinkel.«
»Das sehe ich.«
Ich hatte mir die Bilder ebenfalls auf meinen Mac gezogen. In der Pause, die nun folgte, öffnete ich die Datei, damit wir uns dasselbe anschauten.
»Ich sehe außerdem Hinweise auf eine Schussverletzung«, sagte Bergeron.
»Ja.«
Ich wartete ziemlich lange.
»Ausgehend von der Lage der Höhlen im Verhältnis zum Ast, von ihrer Größe und der Rückkrümmung und Kompression der Wurzeln selber würde ich sagen, der vordere Zahn ist siebenundvierzig, und der hintere ist achtundvierzig.«
Ich hatte erwartet, dass er einunddreißig und zweiunddreißig sagen würde. Dann fiel es mir wieder ein. Das kanadische CPIC benutzt eine andere Codierung zur Zahnzählung als das NCIC in den Staaten.
»Der rechte zweite Backenzahn und der Weisheitszahn«, sagte ich.
»Der dritte Backenzahn ist zwar klein, was häufig ist, aber schön ausgebildet und voll durchgebrochen. Was immer eine Wurzelbehandlung nötig machte, kam später. In einem dritten Backenzahn sieht man so etwas ziemlich selten.«
»Großartig. Danke. Hören Sie, der Coroner hier findet nichts in der Vermisstenliste für Yellowknife. Könnten Sie das für mich ins CPIC eingeben?«
»Ist das ein Fall unseres Instituts?« Bergeron nahm es mit den Vorschriften sehr genau.
»Ja.« Was im weitesten Sinn auch stimmte. Drei von Rubens Babys waren in Quebec gefunden worden. Dort war ich in die ganze Sache involviert worden.
Ich konnte Bergerons Stirnrunzeln fast hören.
»Ansonsten müsste ich es Ryan übergeben, und ich habe Angst, dass er die Codierung verpatzt.«
»Weiß LaManche über diesen Fall Bescheid?«
»Ja.« Ich notierte mir, dem Chef sofort eine E-Mail zu schicken.
»Bitte geben Sie mir die Details.«
»Wir wissen nur, dass das Opfer männlich, in den Vierzigern und nicht übermäßig groß war. Er starb im März 2008.«
»Das ist nicht viel.«
»Nein, ist es nicht.«
»Falls das System eine Übereinstimmung findet, müssen wir Einsicht in die Originalberichte beantragen.«
»Natürlich.«
Nachdem ich LaManche eine E-Mail geschickt hatte, schnappte ich mir meine neuen Bücher und ging nach unten.
Wieder ein früher Morgen im Trader’s Grill. Die anderen Gäste waren ein älteres Paar, das sich angeregt über Wildblumen unterhielt.
Ich hatte nicht erwartet, Snook zu sehen, und tat es auch nicht. Ich bestellte Eier und Toast und ging dann meine E-Mails durch.
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