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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ungefähr tausend Jahre geschätzt.«
    Ich bin geschockt, bringe keinen Ton heraus.
    »Diese Bestie treibt sich seit Urzeiten hier herum. Ich bin auf ein paar Cree-Legenden gestoßen, die von einem bösen Geist handeln, der im Winter den See heimsucht.«
    Howie blättert noch mehr Papiere durch. »Hier. Die Cree haben mehrere Namen dafür. Zum Beispiel Powatamwitekew. Ich hoffe, ich hab’s einigermaßen richtig ausgesprochen. Es bedeutet ›Der die Träume frisst‹.«
    Howie fängt meinen Blick auf, und ich weiß, dass wir dasselbe denken. Unser gemeinsamer Albtraum, in dem wir von den Eisklippen heruntergedrängt wurden.
    »Ein anderer Name dafür lautet Oskankaskatin «, fährt Howie fort. »Was so viel heißt wie ›Knochenschocker‹.«
    Langes Schweigen folgt seinen Worten.
    »Kommen in den Indianerlegenden auch Leute vor, die spurlos verschwunden sind?«, fragt Pike dann.
    Howie nickt. »Es heißt, dieser böse Geist würde die Seelen
der Jungen stehlen. Er lockt sie in die Finsternis und... ähm... verschlingt sie mit Haut und Haar.«
    »Wenn die Bestie schon immer da ist«, sage ich und schaue von dem Bild auf, »will ich gar nicht wissen, wie viele Seelen sie auf dem Gewissen hat.«
    Howie nickt mit ernster Miene.
    Da ist noch etwas, was mich beunruhigt, seit Ashs Dad mir diese indianische Geistergeschichte erzählt hat. Die von dem Windigo, der auf weißes Fleisch steht.
    »Die Opfer, von denen die Artikel handeln... Waren die alle weiß, genau wie du und ich und Ray?«
    Howie runzelt verwirrt die Stirn. »Äh... nein, eigentlich nicht. Auf den Bildern in der Zeitung waren Leute vieler verschiedener Ethnien zu sehen. Weiße, Schwarze, Asiaten... Und laut der Cree-Legende auch jede Menge Indianer. Wieso fragst du? Meinst du, der hat was gegen Weiße?«
    Ich schüttele verlegen den Kopf. »Nein, ich dachte nur... ach nichts.«
    Ash fängt meinen Blick auf und grinst. »Dads Geschichte ist dir ganz schön nahegegangen, was?«
    »Ein bisschen schon.«
    »Aber weißt du, es gibt jede Menge Windigo-Geschichten. Nicht alle sind nur hinter weißem Fleisch her.« Sie nimmt mir die Zeichnung aus der Hand und begutachtet sie näher. »Vielleicht ist das Ding hier ja die Grundlage für so manche indianische Legende.« Sie wendet sich Howie zu. »Steht auf den ganzen Krypto-Seiten auch irgendwas darüber, was man machen kann, wenn man von diesem irren Ding gebissen wurde?«

    Howie schüttelt den Kopf. »Was diese Bestie angeht, gibt’s nur ein paar Berichte über seltene Sichtungen. Die Seiten sind voll von solchen merkwürdigen Kreaturen.« Er wirbelt wieder zu seinem Computer herum und klickt sich durch ein paar markierte Seiten. »Das meiste sind einfach Gruselgeschichten, alte Mythen und Halluzinationen von irgendwelchen Besoffenen. Man muss ziemlich viel Mist durchstöbern, um irgendwas Glaubwürdiges rauszufiltern.«
    Auf dem Bildschirm flackern Bilder von riesigen Pelzwesen wie Sasquatch und dem Yeti vorbei. Seeschlangen, gigantische Donnervögel, geflügelte Schlangen und jede Menge andere fiktive Mutanten.
    »Wie soll uns das denn weiterhelfen?«, frage ich.
    Howie zuckt mit den Schultern. »Gar nicht. Wir haben immer noch keine Ahnung, wie wir aus der Nummer rauskommen können. Aber immerhin wissen wir jetzt, mit wem wir es zu tun haben.«
    »Ich wünschte, wir hätten eine dicke fette Haftbombe, um diesen Monsterarsch in die Luft zu jagen«, sagt Pike.
    »Haftbombe?«, frage ich.
    »Die wurden im Zweiten Weltkrieg erfunden.« Pike kriegt wieder dieses Glitzern in den Augen, das er immer kriegt, wenn er über sein Lieblingsthema reden kann. »Das sind so’ne Art Granaten, mit denen Panzer in die Luft gejagt wurden. Damit sie echten Schaden anrichten, mussten sie direkt am Panzer angebracht werden, also wurden sie mit Kleber bestrichen. Ich wollte schon immer mal eine Haftbombe ausprobieren.«
    Ich überlasse Pike seinen Tagträumen und schaue aus dem
Fenster. Es wird langsam spät. »Bei der Dunkelheit gehe ich auf keinen Fall zu Fuß nach Hause. Kannst du mich fahren, Pike?«
    »Mich könntest du auch mitnehmen«, sagt Ash.
    »Bin ich ein Taxi oder was?«, grummelt er. »Ohne Benzingeld geht gar nichts.«
    »Schreib’s auf meine Rechnung«, sagt Ash.
    Mir fällt ein Bibliothekbuch ins Auge, das offen auf Howies Schreibtisch liegt. Ich beuge mich darüber. »Was ist das?«
    »Eine Beschreibung von der Hölle«, sagt Howie.
    Es ist eine ganzseitige Zeichnung vom Teufel als Riesen, wie er hüfttief in

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