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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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bald wieder.
    »Ah.« Er kommt näher. »Jetzt weiß ich, warum meine Hunde so auf dich abfahren. Wie ich sehe, bist du gebissen worden.«
    Der Zweig schnalzt in meiner Hand hoch. Es dauert eine Sekunde, bis mir klar wird, was der Mann gesagt hat.
    »Wie bitte?«
    »Die Hunde riechen das.«

    »Riechen was?«
    Mason steht nur da und starrt mich an. Die Huskys fixieren mich mit ihren blauen Augen, als wären sie halb verhungert und ich ihr anvisiertes Mittagessen.
    »Schon irgendwelche wilden Tiere hier draußen gesehen?«, fragt er.
    »Außer Ihrer Hundemeute? Nein. Hey, was soll das Ganze? Wovon reden Sie eigentlich?«
    Er bohrt die Finger mit den langen Nägeln in den Pelz von zweien seiner Hunde und krault sie kräftig durch. Sie lehnen sich an ihn.
    »Ganz jung sind sie ihm am liebsten«, sagt er. Sein Blick schweift jetzt in die Ferne ab, er sieht mich nicht mehr, auch die Hunde und den verschneiten Parkplatz nicht. »Es hat sich Rod McLean gegriffen, der war mein bester Freund in der... Neunten? Wir haben immer Eishockeykarten getauscht. Er war Leafs -Fan, ich war mehr für die Habs . Einmal hab ich Rocket Richard spielen sehen, in Maple Leaf Gardens.«
    » Wer hat sich Ihren Freund gegriffen?«
    Seine Augen stellen wieder auf mich scharf. »Wer hat dich gebissen?« Er zeigt auf den kleinen blauen Punkt auf meinem rechten Handrücken.
    Ich bin wie vom Donner gerührt. Er weiß Bescheid!
    »Sagen Sie’s mir!«, dränge ich. »Was ist das für ein Ding?«
    »Ein Geist mit riesigen Zähnen. Ein Dämon.«
    Noch mehr Rätsel, noch mehr Chaos.
    »Das hilft mir nicht weiter.«
    »Du willst Hilfe?« Masons Lippen verziehen sich zu einem kalten Lächeln. »Es gibt aber keine.«

    Die Hunde setzen sich in Bewegung, stromern herum. Mason stapft mit der Meute davon. Ohne Socken und in Turnschuhen, die sich schon in ihre Bestandteile auflösen, stampft er durch den Schnee.
    Ich überlege fieberhaft, wie ich ihn dazu bringen kann, mir irgendwas Hilfreiches zu sagen. Aber bevor mir was einfällt, schaut er noch mal über die Schulter zurück. »Willst du einen guten Rat hören?«
    »Ja! Egal was!«
    »Lauf weg.«

zweiundzwanzig
    Ich kneife die Augen gegen den stechenden Schneefall zu und klammere mich fest, als ginge es um mein Leben. Das Motorrad kracht über eine Wurzel und rüttelt mir das Rückgrat durch.
    Ich spüre Ashs Körperwärme durch ihre Lederjacke durch. Ihre schweißfeuchten Haare kleben ihr im Nacken. Nach dem Training im Stützpunkt brennen meine Arme so, dass ich mich kaum festhalten kann. Ich muss die Finger verschränken, damit der Wind mich nicht vom Motorrad fegt.
    Mit Ash zu trainieren, ist echt mörderisch. In der Sporthalle lässt sie voll den Chef raushängen und erwartet von mir, dass ich mithalte. Beim Seilhüpfen peitscht das Seil wie ein zischender Nebel um sie herum, sie sieht aus wie ein wilder Derwisch. Als Sparringspartner stehe ich ihr nicht zur Verfügung - die Lektion vom ersten Mal hat mir gereicht. Aber ich hab die Schlaghandschuhe hochgehalten, damit sie ihre Kombis üben kann. Die Dinger sehen aus wie überdimensionale Fanghandschuhe, man kann damit gerade Hiebe und Aufwärtshaken abfedern. Hinterher sind wir zu den Boxbirnen rüber, um Konzentration und Koordination zu trainieren. Während meine Boxbirne auf der Kriechspur dümpelte,
ratterte Ashs Exemplar wie ein Maschinengewehr an der Aufhängung hin und her.
    Ich war eigentlich weniger zum Trainieren in die Halle gegangen, als vielmehr, um mich von der letzten Woche abzulenken. Und von meiner Begegnung mit Mangy Mason am frühen Morgen. Ich versuche immer noch, in seinem durchgeknallten Gestammel einen Sinn zu erkennen. In der Halle konnte ich dem ganzen Irrsinn wenigstens für ein paar Stunden entkommen.
    Und jetzt brausen wir durch Harvest Cove zu Ash. Der Rucksack mit unserer Ausrüstung kracht mir bei jedem Schlagloch in den Rücken. Die Welt ist Weiß in Weiß. Ich konzentriere mich auf Ashs rabenschwarzes Haar und die dunkle Haut in ihrem Nacken, um nicht schneeblind zu werden.
    Als wir von der Hauptstraße abbiegen und einen kleinen Hügel hochfahren, kommt Ashs Haus in Sicht. Ash hält neben dem Pickup ihres Vaters an und stellt den Motor ab. In der plötzlichen Stille höre ich das Geräusch von Holz, das gespalten wird. Ein Schlag, noch mehr Knacken, die eisige Luft trägt jeden Laut ungebremst heran. Nick ist wohl am Holzhacken.
    Ash steigt ab und zieht die Nase hoch. »Mein Gesicht ist ganz taub von der

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