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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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mehr in der Schule, hat mit den Weihnachtsferien einfach etwas früher angefangen. Jetzt haben wir alle frei bis nächstes Jahr. Wenn wir es denn bis ins nächste Jahr schaffen.
    Ich glaube, seit er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hat Howie keinen Fuß aus dem Haus gesetzt. Er verbringt seine Tage mit Internetrecherchen.
    »Ich hab massenweise Zeug, das ich euch zeigen muss.« Howie wühlt sich durch das Chaos auf seinem Schreibtisch. Die Bücher stapeln sich inzwischen meterhoch, überall liegen Papiere verstreut herum.
    »Wo ist denn die Megawatt-Röntgenbirne, die du früher hattest?«, fragt Ash. »Ziemlich düster hier drin. Ich dachte, du brauchst die Lampe wegen deinem... Saisonstörungs-Dingsbums.«
    »Saisonal-affektive Störung heißt das.« Howie stöbert zwischen den Stapeln. »Von der bin ich wohl geheilt. Kann kein
Licht mehr ertragen. Tut mir in den Augen weh. Ist auch ein Symptom.«
    Obwohl ich mehrere Tage Vorsprung habe, weil ich vor Howie gebissen wurde, scheint die »Infektion« sich bei ihm schlimmer auszuwirken als bei mir. Das ist bei Howie schon immer so gewesen, er fängt sich jede Erkältung, jede Grippe, jede Mandelentzündung und jede Bindehautentzündung weit und breit ein. Sobald einer in der Schule zu schniefen anfängt, hat Howie schon eine Lungenentzündung.
    Er wirbelt auf seinem Stuhl herum, eine Handvoll Blätter in der Hand. »Das hier wird euch umhauen. Wisst ihr noch, die ganzen Vermisstenartikel, die ich runtergeladen hatte? Ich hab weitergesucht und noch mehr Fälle gefunden. Aber jetzt kommt’s - es gibt ein Muster.«
    »Was für ein Muster?«, frage ich.
    »Alle Opfer waren zwischen dreizehn und achtzehn Jahre alt. Und alle sind in den Wintermonaten verschwunden.«
    Ich denke an die Berichte zurück, die er für mich ausgedruckt hatte. Klar war mir aufgefallen, dass die Vermissten alle Teenager waren. Aber das mit dem Winter hatte ich übersehen.
    »Na und?«, sagt Ash. »Vielleicht wollten sie einfach diesem blöden Kaff entkommen. Die Winter hier sind echt zum Kotzen. Wer kann es ihnen verdenken?«
    »Wir reden hier nicht von Kids, die von zu Hause weggelaufen sind. Sie sind einfach verschwunden - wie vom Erdboden verschluckt. Keiner ist je zurückgekommen. Und von keinem hat man je wieder was gehört.«
    »Okay, und worauf willst du jetzt hinaus?«, frage ich.

    »Ich hab da so eine Theorie. Bestimmt hat sich das Ding, das uns angegriffen hat, auch diese Kids geschnappt. Hat sie infiziert - oder wie auch immer man das nennen will. Sie wieder laufen lassen. Und dann haben sie sich aus irgendeinem Grund aufgegeben. In den meisten Artikeln steht, die Kids wären mitten in der Nacht, mitten im Winter, einfach aus dem Haus gelaufen. So wie Ray Dyson. Haben nichts mitgenommen, keine Schuhe angezogen, keine Jacke, gar nichts. Und dann waren sie - paff - einfach weg.«
    Stille.
    Howies Theorie gefällt mir nicht. »Was hast du noch zu bieten?«
    »Ich glaube, diese Bestie - wie du es mal genannt hast - kommt nur im Winter raus. In der Zeit jagt sie, klar? Vielleicht braucht sie dafür die Kälte.«
    Pike kauert auf der Ecke des Schreibtischs, streicht sich über den Irokesenschnitt und hört gebannt zu.
    »Aber es gibt nicht jeden Winter diese Vermisstenfälle«, fährt Howie fort. »Wahrscheinlich ist deswegen die Verbindung zwischen den einzelnen Fällen noch keinem aufgefallen. Die Vorfälle passieren nur in den kältesten Wintern, die manchmal mehrere Jahre auseinanderliegen. Hier, ich hab eine Grafik gemacht, um meine Theorie zu untermauern«, sagt er mit glühenden Augen.
    Ich verkneife mir ein Lächeln. Ich kenne niemanden außer Howie, den eine Grafik so in Aufregung versetzen könnte. »Na, dann zeig mal her.«
    Das Ding sieht aus wie aus dem Mathebuch. Er muss es am Computer gemacht haben. Eine Zickzacklinie, die wie die
Aufzeichnung eines Herzmonitors von links nach rechts verläuft und immer wieder nach oben und unten ausschlägt.
    »Hilf mir mal auf die Sprünge«, sage ich. »Ich kann das nicht deuten.«
    Howie beugt sich zu mir. »Die Linie entspricht der Anzahl der in den vergangenen sechzig Jahren verschwundenen Teenager aus der Gegend. Weiter in der Vergangenheit gibt es keine Aufzeichnungen. Hier - in manchen Jahren gibt es ganz große Steigerungen, in anderen ist es eine Nulllinie.«
    »Aha, okay.«
    »Die Spitzenwerte stammen aus den Jahren mit den grimmigsten Wintern. Die niedrigsten Werte aus den Jahren, in denen der Winter überdurchschnittlich mild

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