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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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einem eisigen See festgefroren ist. Seine enormen, komplett weißen Augen starren gierig auf die Verdammten hinab. Er hält zwei Menschen in den Klauen und ist gerade dabei, sie sich in den Mund zu stopfen.
    »Ich dachte, die Hölle soll so was Ähnliches sein wie ein riesiger Menschengrill?«, sage ich.
    »Ja. Aber an der tiefsten, dunkelsten Stelle ist ein zugefrorener See, in dem der Teufel feststeckt.«
    Ich schaue wieder auf die Zeichnung und unterdrücke ein Frösteln. »Was denn noch, Howie?«, sage ich mit hochgezogenen Augenbrauen. »Erst war’s Bigfoot, dann ein Windigo. Und jetzt soll’s der Teufel sein?«
    »Du hast das Ding genauso aus der Nähe gesehen wie ich. Sag du’s mir.«
    Ich kann nur den Kopf schütteln.
    Windigos und Bigfoots sind schon schlimm genug. Aber wie besiegt man den Teufel persönlich?

einundzwanzig
    Mithilfe von einem Sixpack Cola und dem Nachtprogramm im Fernsehen bin ich die ganze Nacht wach geblieben. Jetzt bin ich stehend k. o., und das ist wohl nicht die beste Voraussetzung für das Bedienen schwerer Geräte.
    Ich schiebe einen Schneepflug über den Parkplatz des Jachthafens. Kurz nach Mitternacht hat es angefangen zu schneien, und zur Morgendämmerung, als es wieder aufhörte, türmten sich schon kniehohe Schneewehen am Haus hoch.
    Keine Ahnung, warum wir den Parkplatz schneefrei halten müssen. Außer uns ist doch kein Mensch da, der es sehen könnte.
    Die Minusgrade des Morgens können mir nichts anhaben. Ich bin ohne Mütze und ohne Handschuhe rausgekommen, der eisige Wind fühlt sich an wie eine Sommerbrise.
    Man sollte meinen, das Gerüttel und Geschüttel des schneespeienden Ungetüms unter meinen Händen würden mich wach halten. Aber immer wieder fallen mir die Augen zu und vergessen, sich wieder zu öffnen.
    Ich kann höchstens ein paar Sekunden weggenickt sein. Ein scharrendes, knackendes Geräusch weckt mich wieder auf - der Schneepflug frisst sich gerade in einen Busch am Rand des
Parkplatzes. Der Auswurftrichter spuckt mit großem Getöse Splitter und Holzspäne in die Luft.
    Ich versuche, den Pflug herauszuziehen, aber er steckt fest. Also stelle ich den Strom ab und gehe um das Ding herum, um ein paar knorrige Äste zu entfernen, die sich im Motor verfangen haben.
    Ich beuge mich vornüber und kämpfe mit den Ranken, als ich plötzlich jemanden hinter mir atmen höre. Ich erstarre. Der Atem geht schnell und keuchend. Eindeutig nicht menschlichen Ursprungs.
    Und er kommt näher. Ich zucke zusammen, als ich den warmen Lufthauch an meinem Nacken spüre. Ich wirbele herum, stolpere über die eigenen Füße und krache rücklings in den Schnee.
    Zwei stahlblaue Augen starren mir aus dem weißfelligen Gesicht eines Sibirischen Huskys entgegen. Der Hund steht einen halben Meter von mir entfernt und stößt seine Atemwolken in die eisige Luft. Und er ist nicht allein. Fünf weitere Huskys haben sich um mich herum aufgebaut.
    »Du musst ja aus Hotdogs gemacht sein.«
    Ein alter Mann mit einem fleckigen Budweiser-T-Shirt und zerlumpten Jeans steht auf dem Pfad, den ich gerade von Schnee befreit habe. Mangy Mason persönlich. So aus der Nähe hab ich ihn noch nie gesehen. Kein hübscher Anblick.
    Ich stehe langsam auf, um die Hunde nicht gegen mich aufzubringen.
    »Na ja, wir bestehen im Grunde alle nur aus Fleisch«, sagt er und kratzt sich tief im Gebüsch seines Vollbartes, der so weiß ist wie das Fell seiner Hunde. Er lässt sich Zeit beim
Bartbuddeln, als würde er etwas darin suchen. »Aber du bist es nicht wirklich, oder?«, fragt er, während ich einen Schritt zurückweiche.
    »Was?«
    »Aus Hotdogs gemacht.«
    Keine Ahnung, ob das ein Witz sein soll. Es heißt, der Typ soll dement sein, aber harmlos.
    »Sie riechen was an dir«, sagt er mit einem misstrauischen Unterton in der Stimme.
    Die Huskys schnuppern in meine Richtung in der Luft.
    »Ich weiß ja nicht, was die an mir riechen, aber ich hab jedenfalls keine Hotdogs versteckt.«
    Mason findet eins der vielen Löcher in seinem T-Shirt und steckt einen Finger hindurch, um sich zu kratzen. Auf seinem rechten Bizeps prangt ein verblasstes, abgewetztes Tattoo von einem Keltischen Kreuz. Wie ist der Mann bloß so alt geworden, wenn er bei Kälte so leicht bekleidet rumläuft?
    »Wieso räumst du hier den Schnee weg?«, fragt er, als wäre ich der Verrückte.
    »Ist nur eine... Fehlentscheidung.«
    Ich greife nach unten, um den Zweig zu lösen, der sich um den Motor gewickelt hat. Hoffentlich verschwindet der Typ

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