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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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, würde ich ihn gern fragen. Kann ich aber in Anwesenheit von Baker, der mit verschränkten Armen dasteht und mich anstarrt, eher schlecht machen.
    Im Dunkeln sah das hier ganz anders aus. Vielleicht bin ich irgendwo falsch abgebogen?
    »Nein, es war hier«, murmele ich. »Stimmt’s?«
    »Ja.« Howie schreitet die Felswand ab. »Es... es müsste hier sein. Genau unter dieser Felsnase. Ich hab mir die Steinformation eingeprägt. Wir... wir stehen direkt davor. Da muss eine Art Öffnung sein oder so.«
    Ich gehe ganz nah an die Wand ran, halte Ausschau nach Rissen, Sprüngen, Spalten. Nichts. Ich lehne mich an mehreren Stellen gegen den Felsen. Aber er gibt nicht nach.
    »Hier ist es«, sage ich zu Baker. »Ich schwöre es. Da war ein Tunnel. Hier sind wir reingegangen. Und dann runter... zur Höhle...«
    Meine Stimmt verebbt. Ich drehe mich wieder zur Wand um, lehne mich noch ein paarmal dagegen. Das gibt’s doch nicht!
    »Das war’s dann wohl«, sagt Baker. »Ich weiß zwar nicht, welches Spiel ihr da treibt, aber ich finde es alles andere als lustig.«
    Ich trete versuchsweise gegen die Felswand. »Das ist kein Spielchen. Wir waren wirklich da drin.«
    Pike und Ash halten sich zurück. Mit ihren Blicken suchen sie den Stein nach dem Eingang ab, aber aus der Ferne. Sie können sich schon denken, worauf das Ganze hier hinausläuft.

    Officer Baker reibt sich die Stirn unter der Polizeimütze, als würden wir ihm migräneartige Kopfschmerzen bereiten.
    »Also«, sagt er schließlich. »Ich weiß, dass Raymonds Verschwinden die ganze Stadt erschüttert hat. Aber was auch immer ihr mir hier auftischen wollt - ich kauf’s euch nicht ab. Diesmal drück ich noch ein Auge zu. Aber kommt mir nie wieder mit so einem Unsinn. Verstanden?«
    Er wendet sich ab und stapft davon. Ich würde ihm am liebsten zurufen, dass er stehen bleiben soll, dass der Eingang hier irgendwo sein muss. Wenn ich Rays zerfetzten Schlafanzug doch bloß mitgenommen hätte! Dann hätte ich einen Beweis, dem sich Baker nicht verschließen könnte. Aber so hab ich nichts in der Hand.
    Ich sehe mich Hilfe suchend nach den anderen um. Ash zuckt mitfühlend mit den Schultern, Pike schüttelt den Kopf, als wollte er sagen, er habe es von vornherein für keine gute Idee gehalten. Howie tigert vor der Felswand auf und ab.
    Der Tunnel war da. Und jetzt ist er nicht mehr da.
    Tja, ich schätze mal, wenn man tausend Jahre Zeit hatte, um zu üben, wie man sich am besten versteckt, hat man das schließlich extrem gut drauf. Wer es schafft, diese ganzen Kids verschwinden zu lassen, ohne dass je irgendjemand dahinterkommt, muss schon ein paar gute Tricks auf Lager haben.
    Und das hier ist der perfekte Verschwindetrick.

sechsundzwanzig
    Am Jachthafen angekommen, schleiche ich mich an Dad vorbei. Er ist in der Garage und schneidet mit der Tischsäge ein paar neue Bretter für den Anleger zurecht. Ich halte auf die Seitentür zu und stürme nach oben.
    Was mit mir passiert, lässt sich immer schwerer verheimlichen. Ich meine, meine Haut sieht langsam aus wie die einer Leiche, irgendwas zwischen Geisterbleich und Blau.
    Gestern Abend war ich gerade am Abwaschen, als sich Dad über mich beugte, um an einen Schwamm ranzukommen, und mir dabei die Hand auf die Schulter legen wollte. Ich wand mich abrupt unter ihm weg, als hätte er eine brennende Fackel in der Hand. Ich wollte nicht, dass er mich berührt - weil er dann gespürt hätte, wie kalt ich bin, und sofort gewusst hätte, dass etwas nicht stimmt. Er schaute mich verständnislos an.
    »Ich... ich hab mir beim Training die Schulter gezerrt«, sagte ich. »Tut einfach nur höllisch weh.«
    »Du solltest dir Eis drauflegen.«
    »Ja.« Klar, was sonst.
    Seitdem halte ich mich von Dad möglichst fern. Ich kann ihm das alles unmöglich erklären. Und ich will nicht als Versuchskaninchen im Krankenhaus enden.

    Oben gönne ich mir eine eiskalte Dusche, um meinen Kopf freizukriegen. Das Eisfieber wird immer schlimmer. Danach stelle ich mich in meinem Zimmer vor das geöffnete Fenster. Es ist kurz nach vier Uhr nachmittags, die Sonne erstirbt. Ich sehe zu, wie das Zwielicht sich der Bucht bemächtigt und dabei Schnee und Eis stahlblau verfärbt.
    Nach unserem spektakulären Reinfall mit dem Bullen und dem Tunneleingang sind wir vorhin noch eine Weile sinnlos rumgefahren.
    Pike war ziemlich angepisst. »Mir reicht’s. Wir haben es auf deine Art versucht. Und jetzt versuchen wir es auf meine.«
    »Und die wäre?«, fragte

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