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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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vor.
    Aber wir sind jetzt hier. Wir haben keine Zeit mehr. Und keine Alternativen.
    Eigentlich habe ich Dad eine Nachricht hinterlassen wollen. Für den Fall, dass alles schiefgeht und ich nicht mehr zurückkomme und so. Ich wollte nicht einfach spurlos verschwinden wie all die anderen Kids vor mir. Also hab ich versucht, etwas zu formulieren, aber ich wusste echt nicht, wie ich’s erklären soll. Dad lebt in der realen Welt. Mehr als Dad, es tut mir leid kam am Ende nicht dabei raus. Also hab ich’s ganz bleiben lassen.
    Das hier muss einfach funktionieren. Ich will Dad nicht schon wieder wehtun.
    Ich wünschte, ich könnte jetzt bei Howie sein, in einem hübschen ruhigen Krankenhauszimmer, mir kitschigen Weihnachtsmist im Fernsehen anschauen und drauf warten, dass der ganze Irrsinn ein Ende hat.
    »Waffencheck«, sagt Pike und steigt vom Schneemobil ab. »Wie sieht’s bei dir mit Munition aus?«, fragt er Ash.
    »Zwei Magazine für die Halbautomatik und eine ganze Tasche voll Zeug für die Schrotflinte. Kann mir nicht vorstellen, dass ich noch mehr brauche. Wenn die Sache bis dahin nicht erledigt ist, sind wir sowieso am Arsch. Und, was hast du?«
    Pike holt ein geladenes Magazin aus seiner Pistole und pustet es an, als könnte sich dort ein Körnchen Staub verfangen haben, das die Kugeln ablenken würde.

    Er klopft sich auf die Brusttasche seiner dicken Jacke. »Vier Magazine zu je zwölf Schuss. Und etliche Packs für meine doppelläufige Flinte. Und du, Danny?«
    »Hä?« Ich blinzle wie ein Dummkopf angesichts der ganzen Artillerie. »Oh, ich hab ein Gewehr aus dem Bootshaus mitgebracht.«
    Ich hab es seitlich am Sitz der Yamaha festgemacht. Eigentlich hab ich das Ding hauptsächlich als moralische Unterstützung dabei. Mit einem.20er-Kaliber kann man sowieso höchstens bei der Eichhörnchenjagd was ausrichten.
    »Vier Ladungen«, sage ich. »Mehr geht nicht rein. Außerdem - ich bin nicht der Terminator. Ich kann nicht fahren und schießen gleichzeitig.«
    Pike nickt. »Okay. Dann mach dich mal bereit, es wird gleich richtig dunkel.«
    Er geht wieder zum Kofferraum, wickelt das Dynamit vorsichtig in mitgebrachte Handtücher und packt sie dann in seinen Rucksack.
    »Und was, wenn der Plan... na ja, wenn’s nicht hinhaut?«, frage ich. »Was, wenn die Bestie sich nicht rauslocken lässt?«
    Pike zwinkert mir zu. »Dann haben wir immer noch Plan B.«
    »Es gibt einen Plan B?«
    »Keine Sorge, ich krieg das schon hin.« Er grinst irre, wie ein Zauberer, der seine Tricks nicht preisgeben will. Dann greift er sich sein Nachtsichtgerät vom Rücksitz. »Hier, Ash. Heute ist kein Mond am Himmel, also wirst du das Ding brauchen.« Er reicht ihr die Brille und geht dann noch mal alles durch.
    »Bei diesem Freak würde uns keine Wärmekamera helfen«,
sagt er abschließend. »Der gibt ja keine Körperwärme ab. Also lass das Ding am besten immer auf Umgebungslicht.«
    Ash setzt sich das Gerät auf und stellt etwas ein. Dann sieht sie zu der Ruine der Eisfabrik hin.
    »Wow«, sagt sie. »Mit dem Ding sehe ich auf fünfzig Meter die kleinste Maus pupsen.«
    Sie dreht sich langsam um die eigene Achse und mustert die Umgebung. »Echt cool. Echt...« Dann erstarrt sie. »Da ist was.«
    »Was? Wo?«, fragt Pike.
    »Es bewegt sich!«
    Pike holt seine Pistole raus. »Wenn das ein Scherz sein soll...«
    »Klappe! Es kommt auf uns zu!«
    »Ich sehe nichts.« Pike schwenkt die Waffe von links nach rechts. »Welche Richtung?«
    Ash zeigt nach vorn. Wir schauen angestrengt.
    Meine superempfindlichen Augen bemerken plötzlich eine Gestalt, die sich uns nähert. »Ganz ruhig!«, sage ich. »Nicht schießen. Das ist zu klein. Es ist... es ist...«
    Ich traue meinen Augen kaum. Er rennt den Feldweg entlang, so klein, dass ich befürchte, die Dunkelheit könnte ihn in der nächsten Sekunde verschlingen.
    »Howie?«, rufe ich.
    Er ist barfuß und trägt nur den Schlafanzug aus dem Krankenhaus.
    »Bruderherz, was machst du denn da?« Pike schiebt sich die Pistole in die Tasche und geht auf Howie zu. »Du sollst doch im Krankenhaus liegen. Wie bist du hierhergekommen?«

    Howie steht nur da, mit verwirrtem Blick, und keucht weiße Atemwölkchen in die eisige Luft hinaus. Als Pike ihm eine Hand auf die Schulter legt, blinzelt er und sieht seinen Bruder an.
    »Es ruft mich«, sagt er atemlos. Aber seine Stimme ist ruhig. Er ist schon ziemlich weit weg. Steht unter dem Fluch des Monsters, so wie Ray Dyson damals, als er weggerannt

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