Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
können, man lebt am Rand eines Kriegsgebiets.
    »Im Winter setzen sie mit dem Roden aus. Aber die Schätzchen hier wurden solange eingelagert. Und der Wachdienst ist ein Witz - gerade mal ein alter Knacker, der die ganze Zeit in seinem Wohnwagen hockt und fernsieht.«
    »Es ist unsere einzige Chance, Leute«, sagt Howie.
    »Oder hat jemand eine bessere Idee?« Pike macht den Seesack wieder zu.
    Das ist doch verrückt! Aber Howie und mir rennt die Zeit davon, und das hier ist alles, was wir haben.
    »Okay, ich bin dabei«, sage ich.
    Ash nickt. »Ich auch. Also, wie soll die Sache ablaufen?« Pike klopft auf die Tunnelkarte in meiner Hand. »Die Kreuze sind da eingezeichnet, wo ich meine IS platzieren werde.«
    »Deine was?«, frage ich.
    »Seine IS«, sagt Howie. »Improvisierte Sprengkörper.«
    »Ich bastel mir ein paar Landminen zurecht«, steigert Pike sich in die Sache rein. »Ich hab schon alles durchdacht. Es gibt da mehrere Möglichkeiten - Stolperdrahtminen, Fernzünder oder Tretminen. Stolperdrahtminen sind riskant und das Zusammenbauen dauert eine Weile. Fernzündminen kann man sogar mit einem Handy zünden, aber unser Zielobjekt hockt
unter der Erde, und ich bezweifle, dass das Handysignal durch den Felsen dringen würde. Also bleiben nur Tretminen - man muss sie bloß einpflanzen und scharf machen.«
    Ich schaue zu dem Seesack hin, in dem wahrscheinlich genug Sprengstoff liegt, um unser Haus in Schutt und Asche zu legen. Dann sehe ich Pike in die Augen. Das hier ist die Erfüllung seines Traums. Er weiß, dass die Army ihn nie im Leben nehmen wird. Dafür ist er einfach zu durchgeknallt. Das hier ist sein Ding. Seine große Chance. Sein Krieg.
    »Nicht ganz ungefährlich«, sagt Ash. »Wir reden hier nicht davon, ein paar Halloween-Kürbisse in die Luft zu jagen.«
    Pike schüttelt den Kopf. »Die Bestie ist auch nur ein größerer Kürbis. An Halloween hab ich mal Zeitzünder benutzt, die aus billigen Armbanduhren gebastelt waren. Hat wunderbar funktioniert. Aber hier müssen wir mit Tretminen ran, darunter geht’s nicht. Hey, niemand geht so mit meinem Bruder um, klar? Ist mir egal, ob das Ding eine Killermaschine aus der Hölle ist oder was auch immer. Der Freak stirbt und basta. Stimmt’s, Bruderherz?«, sagt er, den Mund wieder auf die Sprechmuschel gedrückt.
    »Stimmt«, sagt Howie. Er klingt ganz weit weg.
    »Und wieso sollen die Minen genau an diese beiden Stellen?«, fragt Ash.
    »Da ist doch dieser Knick im Tunnel, kurz bevor man in die Höhle kommt, wisst ihr noch? Und dann sieht man das blaue Licht. Wenn die Bestie nach Hause kommt, wird sie da um die Biegung gehen, und bevor sie weiß, wie ihr geschieht, wird sie in die Luft gesprengt. Bumm. Wird nicht mal Zeit haben, mit der Wimper zu zucken.«

    Ash nickt. »Okay. Aber Danny und Howie rennt die Zeit davon. Wenn wir das durchziehen, dann heute Abend. Wie willst du das alles so schnell hinkriegen?«
    Pike kratzt sich am Irokesenschnitt. »Da kommt ihr beiden ins Spiel. Jeder hat seine Rolle in dem hübschen Stück. Ich bin der Zerstörer. Ash steht Schmiere. Und Danny...«
    Ich wappne mich innerlich.
    »Danny ist der Köder.«

zweiunddreißig
    Die Sonne verschwindet hinter den Felsen am anderen Ufer. Ich sehe zu, obwohl das Licht mir in den Augen wehtut. Es könnte mein letzter Sonnenuntergang sein.
    Wir warten, dass es dunkel wird. Wird nicht mehr lange dauern, im Winter bricht die Nacht schnell herein. Keine Wolken heute und kein Mond. Für mich kein Problem - ich kann mittlerweile im Dunkeln Zeitung lesen.
    Sehr wohl ein Problem sind dagegen meine Fahrkünste. Die nicht vorhandenen. Ich bin in Toronto schon zweimal durch die Fahrprüfung gerasselt.
    Und genau deswegen bin ich heute so nervös.
    Pikes Schrottkiste steht bei der Eisfabrik. Und direkt daneben: mein heutiger fahrbarer Untersatz, ein Yamaha-Schneemobil, das ich mir vom Jachthafen ausgeborgt hab. Höchstgeschwindigkeit: knapp hundert Sachen. Hoffentlich reicht das.
    Als ich damit hergefahren bin, mit Ash auf dem Sozius hinter mir, ist mir das Ding ständig unterm Hintern ausgebrochen und ins Schleudern geraten. Einmal hätte ich es fast umgerissen, als ich einen Hügel zu den Felsen hochfahren wollte. Und sogar eine 360°-Drehung hab ich hingelegt, allerdings ohne Absicht.

    »Mann, du stinkst!«, sagte Ash, als ich auf halbem Weg zur Eisfabrik kurz anhielt, um mal durchzuschnaufen. »Und ich meine damit nicht nur deine Fahrweise. Du dünstest echt einen üblen Geruch

Weitere Kostenlose Bücher