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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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rum.«
    Pike hievt sich den Rucksack vorsichtig auf den Rücken, um die Zwillinge in ihrem Innern nicht aufzuwecken. Dann klopft er ans Autofenster, um Howies Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Es dauert einen Moment, bis Howies leerer Blick auf seinem Bruder landet.
    »Du bleibst hier!«, sagt Pike. »Verstanden?«
    Howie blinzelt nur stumm zurück, in den Flüsterstimmen gefangen.
    Pike dreht sich zu uns um. Howies Zustand hat ihn sichtlich erschüttert. Aber er drängt das Gefühl zurück. »Es wird Zeit. Bomben wir diesen Freak zurück in die Hölle.«
    Er führt Mason und seine Meute zu den niedrigen Hügeln, die an die Felsklippen grenzen.
    Ash legt mir eine Hand auf die Schulter und schüttelt mich sacht. »Du schaffst das. Einfach geradewegs übers Eis. Gas durchdrücken und nicht loslassen, klar?«

    Ich nicke. Mein ganzer Körper fühlt sich taub an.
    Ash lehnt sich vor und küsst mich hastig, dann verpasst sie mir zum Abschied einen Knuff gegen die Brust. Ich sehe zu, wie sie sich entfernt. Als ich mich gerade dem Schneemobil zuwenden will, ruft sie mir noch was nach.
    »Netaga waab minodoo.« Bring den weißen Teufel um. Die Worte, die ihr Dad ihr während der Kämpfe zuruft, um sie aufzuputschen.
    Ich lächle sie angespannt an und nicke, bevor ich zu meinem fahrbaren Untersatz gehe. Als ich am Auto vorbeikomme, werfe ich einen Blick ins Innere. Howie starrt stur geradeaus, die Augen leer, als wäre er in Trance. Seine Zeit ist abgelaufen. Er hat seinen Kopf schon verlassen.
    Wenn das hier nicht funktioniert, bin ich als Nächster dran.
    Ich steige auf die Yamaha und starte den Motor. Dröhnend springt er an, der Scheinwerfer leuchtet auf.
    Bring den weißen Teufel um.
    Als ich das Gas am Griff aufdrehe, hechtet das Schneemobil vorwärts. So was wie Sicherheitsgurte haben die Dinger ja nicht, da heißt es, gut festhalten. Ich klemme die Beine zu und fahre langsam los. Der Hang fällt leicht Richtung Eis ab. Vorsichtig bringe ich den Übergang von festem Boden zu festem Eis hinter mich. Dann lasse ich den Motor aufheulen, stelle mich selber auf die Probe. Auch bei höherer Geschwindigkeit hab ich das Schneemobil im Griff - aber jetzt ist ja auch noch kein Monster hinter mir her.
    Zu meiner Rechten steigt die Uferlinie bucklig Richtung Felsen an. Zu meiner Linken ist nichts außer dem endlosen See, in
der Ferne ist das andere Ufer gerade so zu erkennen. Außer mir und meinem rasenden Herzen ist hier draußen nichts.
    Ich schlittere vorwärts bis zu der Lücke, die zur Lichtung führt. Ich lasse den Motor einen Augenblick leerlaufen, bevor ich mich durchschiebe. Eine Gedichtzeile, die Howie mal zitiert hat, schießt mir durch den Kopf. So soll es auf dem Tor zur Hölle stehen: Lasst fahren alle Hoffnung, ihr, die ihr hier eintretet.
    Ich drehe mich auf dem Sitz und schaue nach hinten, halte in der Dunkelheit Ausschau nach den schwachen Lichtern des Jachthafens. So winzig glimmen sie in der Finsternis, als könnte der Wind sie jederzeit auspusten und mich allein und verloren in der Schwärze zurücklassen. Die schwachen Lichter sind meine Sicherheit. Dort muss ich hin, bevor die Bestie mich kriegt.
    Ich stoße einen heiseren Atemzug aus und lasse die Yamaha den steilen, schneebedeckten Anstieg zur Lichtung hochschnellen. Ich habe die Augen so weit aufgerissen wie nur möglich, bin auf der Hut, bereit, wegzulaufen.
    Sofort wandert mein Blick zu der Stelle hin, wo der Tunneleingang sein sollte. Aber ich sehe nichts als die undurchbrochene Oberfläche des Felsens. Vielleicht ganz gut so. Zumindest ist die Bestie dann noch drin und lauert mir nicht jetzt schon hier auf.
    Ich wende und richte den Scheinwerfer des Schneemobils zur Lücke, zum See hin. Dann eise ich meine Finger vom Todesgriff los. Sie sind so steif gefroren, dass meine Knöchel knacken, als ich die Hände ausschüttele. Ich steige ab, wobei ich den Motor leise und beruhigend laufen lasse. Ich hab keine Lust, nachher
den Horrorschocker-Volltrottel zu geben, der im entscheidenden Augenblick den Motor nicht ankriegt.
    Mein Atem erstarrt, als ich etwas über die Lichtung huschen sehe. Ich strenge mich an, um in den schummrigen Schatten etwas wahrzunehmen. Dann erkenne ich Ash und Pike, die sich zwischen den Felsen durchschieben, und atme erleichtert aus.
    Ich winke. Sie winken zurück. Ich entferne mich ein paar Schritte vom Schneemobil und scanne mit den Augen die Wand nach dem Tunneleingang ab.
    Dann hole ich mein Handy raus und rufe Pike an. Sein

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