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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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wirst dir die Knochen anschauen, noch bevor die Woche vorüber ist.«
    »Ich hätte mich weigern sollen, sie zu übergeben.«
    »Ein weißer Störenfried, der sich gegen die örtlichen Behörden auflehnt in einem System, das dafür berüchtigt ist, Dissidenten zu massakrieren. Eine hervorragende Idee.«
    »Ich hätte sie vor Ort untersuchen sollen.«
    »War denn nicht alles mit Scheiße überzogen?«
    »Ich hätte sie reinigen können.«
    »Was wahrscheinlich mehr geschadet als genutzt hätte. Ich würde mir deshalb keine schlaflosen Nächte machen. Außerdem bist du aus einem ganz anderen Grund da unten.«
    Eine schlaflose Nacht wurde es dennoch. Ich warf mich im Bett herum, denn immer wieder bestürmten mich uneingeladen Bilder des Tages. Auf der Straße beruhigte sich der Verkehr zu einem leisen Brummen, dann war nur hin und wieder noch ein Auto zu hören. Nebenan schaltete ein Fernseher von den gedämpften Kadenzen einer Baseballübertragung zu einer Talkshow und verstummte dann ganz.
    Immer und immer wieder tadelte ich mich, weil ich die Knochen nicht untersucht hatte. War mein erster Eindruck des Schädels korrekt? Würden Xicays Fotos für die Erstellung eines biologischen Profils ausreichen? Würde ich die Knochen je wieder sehen? Was steckte hinter Díaz’ Feindseligkeit?
    Auch beunruhigte mich der Gedanke, wie weit ich doch von zu Hause entfernt war, sowohl geografisch wie kulturell. Ich kannte zwar die Grundzüge des guatemaltekischen Rechtssystems, hatte aber keine Ahnung von behördlichen Rivalitäten und persönlichen Biografien, die eine Ermittlung behindern können. Ich kannte die Bühne, aber nicht die Spieler.
    Meine Befürchtungen gingen über die möglichen Komplikationen normaler Polizeiarbeit hinaus. In Guatemala war ich eine Außenseiterin mit nur höchst oberflächlicher Kenntnis der Landesseele. Ich wusste wenig von den Menschen, hatte keine Ahnung, welche Autos, welche Jobs, welche Wohnviertel und welche Zahnpasta sie bevorzugten. Ihre Vorlieben und Abneigungen waren mir fremd, ich wusste nicht, worauf sie vertrauten und was sie begehrten. Und ich kannte ihre Gründe für Mord nicht.
    Ihre Spitznamen.
    Bat? Bartolomé Galiano. Bat Guano?
    Bei diesem Gedanken schlief ich schließlich ein.
     
    Der Samstagmorgen fing genauso an wie der Morgen davor. Galiano holte mich ab, samt Sonnenbrille und Kaffee, und wir fuhren schweigend zum Hauptquartier. Diesmal führte er mich in ein Büro dm zweiten Stock. Es war zwar größer, aber im selben Stil gehalten wie der Konferenzraum vom Donnerstag. Schleimgraue Wände. Gallegelber Boden. Neonröhren. Schreibtische mit eingeritzten Graffiti. Mit Isolierband befestigte Rohre. Billige Klapptische. Nouveau police.
    Hernández nahm Kisten von den Stapeln an der Rückwand und stellte sie auf einen Rollwagen. Zwei Männer hefteten Zettel an eine Pinnwand auf der linken Seite. Einer war klein und schlank, mit schwarzen Locken, die ölig glänzten. Der andere war fast zwei Meter groß, und seine Schultern waren so breit wie Peru. Beide drehten sich um, als wir eintraten.
    Galiano stellte die beiden vor.
    Zwei Gesichter musterten mich, wie von einem Puppenspieler bedient. Beide wirkten nicht sonderlich begeistert.
    Wovon? Eine Fremde, die sich einmischte? Eine Amerikanerin? Eine Frau?
    Was soll’s. Ich würde mich nicht anstrengen, sie für mich zu gewinnen.
    Ich nickte.
    Sie nickten.
    »Fotos schon da?«, fragte Galiano.
    »Xicay sagt, sie sind um zehn fertig«, antwortete Hernández, stieß den Rollwagen an und schob ihn auf uns zu.
    »Bringe das in den Keller«, schnaufte er und stabilisierte die Fracht mit der rechten Hand. »Braucht ihr die Tüten?«
    »Ja.«
    Mit rotem Gesicht und dem Hemd so feucht wie beim Faultank schob er den Karren an uns vorbei.
    »Das Zimmer wurde als Lagerraum benutzt«, sagte Galiano. »Ich lasse es gerade ausräumen.«
    »Sondereinheit?«
    »Nicht so richtig.« Er zeigte auf einen der Schreibtische. »Was brauchen Sie?«
    »Das Skelett«, sagte ich und warf meinen Rucksack auf die Schreibunterlage.
    »Gut.«
    Die Männer waren mit der ersten Pinnwand fertig und gingen zur nächsten. Galiano und ich stellten uns vor die Erste. Ein Stadtplan von Guatemala City. Galiano deutete auf einen Punkt im südöstlichen Quadranten.
    »Nummer eins. Claudia de la Alda wohnte hier.«
    Er schüttelte eine Stecknadel mit rotem Kopf aus einer Schachtel auf der Ablage der Tafel, steckte sie in die Karte und fügte knapp daneben eine gelbe

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