Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
die Tiefe des Raums.
    » Sí , Señor. Natürlich.«
    Velásquez brachte uns nun zu einem Alkoven in einer hinteren Ecke und schaute Galiano fragend an. Mein Begleiter nickte. Wir betraten die Höhle und setzten uns. Noch eine Groucho-Marx-Grimasse für den großen Verbrechensbekämpfer, und unser Gastgeber zog sich zurück.
    »Subtil wie ein Pavianhintern.«
    »Ich entschuldige mich für den machismo meiner Brüder.«
    Binnen Sekunden erschien eine Kellnerin mit den Speisekarten.
    »Aperitif?«, fragte mich Galiano.
    O ja.
    »Kann nicht.«
    »Hm?«
    »Pensum überschritten.«
    Galiano fragte nicht nach.
    Er bestellte einen Grey Goose Martini ohne Eis. Ich bat um Perrier mit Limone.
    Als die Getränke kamen, schlugen wir die Speisekarten auf. Die Beleuchtung hatte sich bei unserem Wiedereintritt in die Unterwelt von trübe zu praktisch nicht existent reduziert, und ich konnte die handgeschriebenen Zeilen kaum entziffern. Ich fragte mich, welches Motiv Galiano für den Umzug hatte, schwieg aber.
    »Wenn Sie caldos noch nicht probiert haben, hier kann ich es empfehlen.«
    »Und was ist caldos ?«
    »Der traditionelle Eintopf der Maya. Heute gibt es Ente, Rindfleisch und Hühnchen.«
    »Hühnchen.« Ich klappte die Karte zu. Lesen konnte ich sie sowieso nicht.
    Galiano entschied sich für Rindfleisch.
    Die Kellnerin brachte Tortillas. Galiano nahm eine und bot mir das Körbchen an.
    »Gracias«, sagte ich.
    »Wann?« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    Irgendwo hatte ich den Anschluss verpasst.
    »Wann?«, wiederholte ich seine Frage.
    »Wann haben Sie Ihr Pensum überschritten?«
    Jetzt verstand ich, hatte aber keine Lust, mit ihm über meine Affäre mit dem Alkohol zu reden.
    »Vor ein paar Jahren.«
    »Freundin von Betty Ford?«
    »Ich bin kein Herdentier.«
    »Viele Leute vertrauen auf die AA.«
    »Ist ein wunderbares Programm.« Ich griff nach meinem Glas. Die Blasen machten zwischen den Eiswürfeln leise zischende Geräusche. »War da nicht was, das Sie mir über den Fall erzählen wollten?«
    »Ja.«
    Er grinste und nippte an seinem Martini.
    »Sie haben eine Tochter, richtig?«
    »Ja.«
    Pause.
    »Ich habe einen Sohn. Er ist siebzehn.«
    Ich sagte nichts.
    »Alejandro, aber er zieht Al vor.«
    Obwohl ich nicht reagierte, fuhr er fort.
    »Gescheiter Junge. Im nächsten Jahr kommt er aufs College. Schicke ihn wahrscheinlich hoch nach Kanada.«
    »St. F.X.?« Ich hoffte damit, sein unerschütterliches Selbstbewusstsein ein wenig ins Wanken zu bringen.
    Galiano grinste.
    »Ach, daher haben Sie die Bat-Geschichte.«
    Er hatte also doch bemerkt, dass ich ihn auf dem Revier bei seinem Spitznamen gerufen hatte.
    »Wer?«, fragte er.
    »Andrew Ryan.«
    »Ay, Dios.«
    Er warf den Kopf zurück und lachte.
    »Was treibt Ryan heutzutage denn so?«
    »Er ist Detective bei der Provinzpolizei.«
    »Benutzt er sein Spanisch noch?«
    »Ryan spricht Spanisch?«
    »Wir haben uns gerne über die vorbeiziehenden Vertreterinnen des anderen Geschlechts unterhalten, und keiner hat verstanden, was wir sagten.«
    »Mit Sicherheit Kommentare über ihre Intelligenz.«
    »Handarbeitliche Fähigkeiten.«
    Ich durchbohrte ihn mit einem Blick.
    »Das waren andere Zeiten.«
    Die Kellnerin kam, und wir beide machten uns daran, den Eintopf zu würzen. Dann aßen wir schweigend, und Galiano ließ immer wieder den Blick durchs Restaurant schweifen. Wir sahen aus wie ein Paar, das sich nichts mehr zu sagen hat. Schließlich: »Wie gut kennen Sie das guatemaltekische Justizsystem?«
    »Ein Insider bin ich nicht gerade.«
    »Sie wissen, dass Sie hier nicht in Kansas arbeiten.«
    O Gott. Der Kerl war genau wie Ryan.
    »Ich weiß über die Folterungen und Mordanschläge Bescheid, Detective Galiano. Deshalb bin ich ja in Guatemala.«
    Galiano schob sich ein Stück Fleisch in den Mund und zeigte mit der Gabel auf meinen Teller. »Heiß schmeckt es besser.«
    Ich aß weiter und wartete, dass er fortfuhr. Er tat es nicht. Unserer Katakombe schräg gegenüber briet eine alte Frau Tortillas auf einem comal. Ich sah zu, wie sie den Teig hochwarf und ihn auf die flache Lehmpfanne legte, die sie dann aufs Feuer stellte. Unaufhörlich wiederholten ihre Hände diese Bewegungen, und ihr Gesicht wirkte dabei wie eine hölzerne Maske.
    »Erklären Sie mir, wie das System funktioniert.« Das klang schärfer, als ich beabsichtigt hatte, aber die vagen Antworten Galianos gingen mir allmählich auf die Nerven.
    »Wir haben in Guatemala keine Geschworenengerichte.

Weitere Kostenlose Bücher