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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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untersucht worden war, hatte sie es unter falschem Namen getan.
    Große Überraschung.
    Galiano hatte außerdem erfahren, dass das Nichterscheinen zu einem vereinbarten Termin in der Klinik keine Alarmglocken auslöste. Viele Patientinnen kamen ein- oder zweimal und verschwanden dann einfach. Viele waren in der Altersgruppe der Frau im Tank. Viele waren schwanger. Da Galiano weder Fotos noch eine aussagekräftige Beschreibung vorlegen konnte, weigerte sich Dr. Zuckerman, ihr Personal mit Fragen »belästigen« zu lassen.
    Galiano hatte darüber hinaus um eine Liste aller Personen gebeten, die im letzten Jahr dort angerufen hatten oder aufgetaucht waren. Zuckerman hatte sich, wie erwartet, aus Gründen der Vertraulichkeit von Patientendaten geweigert. Galiano hatte vor, einen Gerichtsbeschluss zu erwirken, wenn mehr Beschreibungsmerkmale vorlagen.
    Während ich gurgelte und ausspuckte, überkam mich wieder das schlechte Gewissen. Wenn ich am Tank eine genauere Untersuchung durchgeführt hätte, dann hätten wir jetzt mehr Merkmale.
    Ich hatte Galiano nach dem Angriff auf Carlos und Molly gefragt. Er hatte von der Schießerei gehört, wusste aber kaum etwas, weil die Ermittlungen in Sololá durchgeführt wurden. Er versprach herauszufinden, was er konnte.
    Ich drückte mir Creme auf die Handfläche und verteilte sie im Gesicht.
    Wir hatten auch über Andrew Ryan gesprochen. Ich hatte Galiano von Ryans Arbeit bei der SQ erzählt. Er präsentierte mir ein paar neue Geschichten aus ihrer gemeinsamen Schlimme-Jungs-Zeit.
    Als er sich verabschiedete, sagte er mir, dass sein Partner am nächsten Morgen die Eduardos und de la Aldas und er die Gerardis und die Specters besuchen würde. Nach der Entdeckung im Paraíso hatten sie den Eindruck, dass neue Besuche angebracht seien. Ich bat darum, mitgehen zu dürfen. Es sei nicht gefährlich, argumentierte ich, und vielleicht sei der Blick eines Außenstehenden sogar hilfreich. Galiano war zwar skeptisch, aber einverstanden.
    Ich schaltete das Licht aus, öffnete die Fenster, so weit es ging, stellte den Wecker und stieg ins Bett.
    Stundenlang, so kam es mir vor, lag ich dann da, lauschte den Geräuschen des Hotels und des Verkehrs und starrte die sich bauschenden Vorhänge an. Mit dem Kopf unter dem Kissen schlief ich schließlich ein. Ich träumte davon, wie Ryan und Galiano eine Strandparty feierten.
     
    Galiano holte mich um acht Uhr ab. Dieselbe Begrüßung. Dieselbe Sonnenbrille.
    Bei einem schnellen Frühstück sagte er mir, dass er vorhabe, Mario Gerardi, Lucys älteren Bruder, ein wenig unter Druck zu setzen.
    »Warum Mario?«
    »Schlechte Vibrations.«
    »Groovy.« Von Vibrations hatte ich seit dem Niedergang der Beach Boys nichts mehr gehört.
    »Irgendwas an dem Jungen passt mir nicht.«
    »Seine Socken?«
    »Manchmal hört man eben auf seinen Bauch.«
    Dem konnte ich nicht widersprechen.
    »Was macht Mario denn?«
    »So wenig wie möglich.«
    »Ist er Student?«
    »Abschluss in Physik, Princeton.« Galiano schaufelte sich den Rest seiner Eier und Bohnen auf eine Tortilla.
    »Der Junge ist also kein Dummkopf. Was macht er jetzt?«
    »Arbeitet wahrscheinlich an Alternativen zum Planckschen Wirkungsquantum.«
    »Detective Galiano kennt sich mit der Quantentheorie aus. Beeindruckend.«
    »Mario ist reich, gut aussehend und bei den Damen ein richtiger Gatsby.«
    »Detective Galiano kennt Weltliteratur. Nächste Kategorie. Wie wär’s mit ›Warum mag Bat Mario nicht?‹«
    »Es sind seine Socken.«
    »Komisch, dass Lucy und Chantale Specter fast zur selben Zeit verschwunden sind.«
    »Mehr als komisch.«
    Obwohl ich protestierte, schnappte Galiano sich die Rechnung und zahlte, und dann fuhren wir in die Zone zehn.
    Wir krochen im Stau auf der Avenida de la Reforma vorwärts und steckten volle zehn Minuten neben dem Botanischen Garten der San-Carlos-Universität fest. Ich stellte mir vor, wie Lucy Gerardi diesen Bürgersteig entlangging, das Gesicht von ihren dunklen Haaren eingerahmt. Ich fragte mich, was an diesem Tag wohl passiert war.
    Warum ging sie in den Park? Um jemanden zu treffen? Um zu lernen? Um Mädchenträume zu träumen, die sie nie verwirklichen würde?
    Gehörten ihr die Knochen, die Díaz mir abgenommen hatte? Wieder spürte ich das schlechte Gewissen und wandte mich vom Fenster ab.
    »Warum besuchen wir zuerst die Gerardis?«
    »Señora Specter ist nicht gerade Frühaufsteherin.«
    Anscheinend machte ich ein überraschtes Gesicht.
    »Ich bin der Ansicht,

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