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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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dass der Witz auf Spanisch ziemlich lahm klang.
    »Egal. Was haben Sie herausgefunden?«
    »Ihre unbekannte Probe ist Katzenhaar.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?«
    »Dass es Haar ist oder dass es von einer Katze ist?«
    »Dass es von einer Katze ist«, warf ich ein, als ich Galianos Gesichtsausdruck sah.
    Minos rollte mit seinem Stuhl nach rechts und zog ein Kästchen mit Objektträgern aus einem Stapel auf der Arbeitsfläche. Dann rollte er zum Mikroskop zurück und schob einen Träger unter das Okular. Nachdem er die Schärfe eingestellt hatte, stand er auf und bot mir seinen Platz an.
    »Schauen Sie mal.«
    Ich warf Galiano einen Blick zu. Er ließ mir den Vortritt.
    »Wäre es Ihnen lieber, wenn ich Englisch spreche?«, fragte Minos.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Ich kam mir zwar vor wie ein Trottel, aber mein Spanisch war ziemlich wackelig, und ich wollte seine Erklärungen ganz verstehen.
    »Was sehen Sie?«
    »Sieht aus wie ein Draht mit einem spitzen Ende.«
    »Sie betrachten ein unbeschnittenes Haar. Es ist eins von siebenundzwanzig, die in der Probe mit der Aufschrift Paraíso enthalten waren.«
    Minos’ Englisch hatte ein merkwürdiges Auf und Ab, wie eine Dampfpfeifenorgel.
    »Beachten Sie, dass das Haar keine charakteristische Form hat.«
    »Charakteristisch?«
    »Bei einigen Spezies ist die Form ein gutes Identifikationsmerkmal. Pferdehaar ist rau, mit einem scharfen Knick kurz vor der Wurzel. Rotwildhaar ist gekräuselt und hat eine sehr schmale Wurzel. Sehr charakteristisch. Die Paraíso-Haare sind ganz anders.« Er rückte sich die Brille wieder zurecht. »Jetzt schauen Sie sich die Pigmentverteilung an. Sehen Sie irgendwas Charakteristisches?«
    Minos liebte das Wort »charakteristisch«.
    »Scheint ziemlich homogen«, sagte ich.
    »Ist sie. Darf ich?«
    Er zog den Objektträger aus dem Gerät, rollte zu einem Lichtmikroskop, schob den Träger hinein und stellte die Schärfe ein. Jetzt sah das Haar aus wie ein dickes Rohr mit einem schmalen Kern.
    »Beschreiben Sie die Markschicht.«
    Ich konzentrierte mich auf das hohle Innere, den Bereich, der der Markhöhle eines langen Knochens entspricht.
    »Erinnert an eine Leiter.«
    »Ausgezeichnet. Die Form der Markschicht ist äußerst variabel. Einige Spezies haben zweigeteilte oder sogar mehrteilige Markschichten. Die Lama-Gruppe ist dafür ein gutes Beispiel. Sehr charakteristisch. Lamas haben außerdem große Pigmentanhäufungen. Wenn ich diese Kombination sehe, denke ich sofort an ein Lama.«
    Lama?
    »Die Markschicht Ihrer Proben zeigt eine einfache Leiter. Wie Sie sehen.«
    »Und das bedeutet Katze?«
    »Nicht unbedingt. Rind, Ziege, Chinchilla, Nerz, Bisamratte, Dachs, Fuchs, Biber, Hund, viele verschiedene Arten können eine Markschicht in Form einer einfachen Leiter haben. Bisamratte hat ein winkelförmiges Schuppenmuster, also wusste ich gleich, dass es keine Bisamratte ist.«
    »Schuppen?«, fragte Galiano. »Wie bei Fischen?«
    »In der Tat, ja. Zu den Schuppen komme ich gleich. Rinderhaare haben häufig eine streifige Pigmentverteilung, oft mit großen Häufungen, Rind konnte ich deshalb ausschließen. Und für Ziege hatten die Schuppen nicht das richtige Aussehen.«
    Minos schien mehr mit sich selber als mit uns zu reden, er wiederholte einfach die Gedanken, die ihn während seiner Analyse begleitet hatten.
    »Auch Dachs kam wegen der Pigmentverteilung nicht in Frage. Ausschließen konnte ich –«
    »Was konnten Sie nicht ausschließen, Señor Minos?«, warf Galiano dazwischen.
    »Hund.« Minos klang, als hätte ihn Galianos mangelndes Interesse für Säugetierhaare tief getroffen.
    »Ay, Dios.« Galiano stieß unwirsch die Luft aus. »Wie oft tauchen Hundehaare auf Kleidung auf?«
    »Ach, das ist sehr häufig.« Minos hatte Galianos Sarkasmus nicht erkannt. »Also beschloss ich, mir die Sache genauer anzusehen.«
    Er ging zu einem Tisch und zog eine braune Mappe aus einem Fach.
    »Nachdem ich alles außer Katze und Hund ausgeschlossen hatte, stellte ich Messungen an und machte etwas, das ich Markschichtsanteils-Analyse nenne.«
    Er zog einen Ausdruck aus der Mappe und legte ihn auf die Arbeitsplatte.
    »Da Hunde- und Katzenhaare ziemlich häufig an Tatorten auftauchen, habe ich in Bezug auf die Unterscheidungsmerkmale ein bisschen geforscht. Ich habe hunderte von Hunde- und Katzenhaaren vermessen und eine Datenbank angelegt.«
    Er blätterte um und deutete auf eine Verteilungsgrafik, die von einer diagonalen Linie

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