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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Geländer, daneben ein steiler Abhang in eine barranca.
    Zwanzig Meter vor uns endete die Fahrbahn vor einem Maschendrahtzaun. Gelbes Absperrband spannte sich drei Meter geradeaus, bog dann links ab und folgte dem Verlauf des Zauns in die Schlucht hinunter.
    Uniformierte Polizisten liefen im abgesperrten Areal herum. Eine Hand voll Männer schaute von außerhalb zu, einige hielten Kameras, andere schrieben in Notizbücher. Hinter uns konnte ich Autos und einen TV-Übertragungswagen sehen. Presse-Teams saßen halb in, halb außerhalb der Fahrzeuge und rauchten, redeten, dösten.
    Als Galiano und ich die Autotüren zuwarfen, drehten sich Kameras in unsere Richtung. Journalisten strömten zusammen.
    »Señor, esta – «
    »Detective Galiano –«
    » Una pregunta, por favor.«
    Wir ignorierten den Ansturm, tauchten unter dem Absperrband hindurch und gingen zum Rand der Schlucht. Hinter uns klickten Kameraverschlüsse. Fragen wurden uns nachgerufen.
    Hernández war fünf Meter unter uns. Galiano kletterte zu ihm hinunter. Ich war direkt hinter ihm.
    Obwohl dieser Teil der Hügelflanke vorwiegend aus Gras und Buschwerk bestand, war der Abhang steil, der Boden felsig. Ich stellte die Füße seitlich, trat vorsichtig und mit wenig Gewicht auf und hielt mich, wo es ging, an Pflanzen fest. Ich wollte mir nicht den Knöchel verstauchen oder den ganzen Abhang hinunterrutschen.
    Zweige brachen in meinen Händen. Steine lösten sich und rieselten lärmend den Abhang hinunter. Über uns kreischten Vögel, wütend über die Störung.
    Adrenalin, wo immer es sich zwischen Krisen auch versteckte, strömte durch meinen Körper. Vielleicht ist sie es gar nicht, sagte ich mir.
    Mit jedem Schritt wurde der süße, faulige Gestank stärker.
    Nach fünf Metern wurde der Boden für ein kleines Stück eben, bevor er noch einmal steil nach unten abfiel.
    Der Anruf eines Perversen, dachte ich und trat auf das kleine Plateau. De la Aldas Verschwinden war durch die Medien gegangen.
    Mario Colom bewegte einen Metalldetektor über den Boden. Juan-Carlos Xicay fotografierte etwas zu Hernández’ Füßen. Wie beim Paraíso trugen beide Techniker Overalls und Kappen.
    Galiano und ich gingen zu Hernández.
    Die Leiche lag in einem Regenwassergraben an der Kante zwischen Abhang und Plateau. Sie war von Schlamm und Laub bedeckt und lag auf zerrissenem schwarzem Plastik. Obwohl bereits skelettiert, wurden die Knochen noch von Muskel- und Bänderresten zusammengehalten.
    Nur ein kurzer Blick, und ich hielt den Atem an.
    Armknochen ragten wie trockene Zweige aus den Ärmeln einer hellblauen Bluse. Beinknochen tauchten aus einem vermodernden schwarzen Rock auf, verschwanden wieder in schlammfleckigen Socken und Schuhen.
    Verdammt! Verdammt! Verdammt!
    »Der Schädel liegt ein Stückchen weiter oben im Graben.« Auf Hernández’ Stirn glänzte Schweiß. Sein Gesicht war gerötet, sein Hemd klebte an seiner Brust wie die Toga an einer römischen Statue.
    Ich kauerte mich hin. Fliegen flogen summend auf, ihre Körper glänzten grün im Sonnenlicht. Kleine runde Löcher perforierten das ledrige Gewebe. Winzige Furchen kerbten die Knochen. Eine Hand fehlte.
    »Enthauptet?«, fragte Hernández.
    »Tiere«, sagte ich.
    »Was für Tiere?«
    »Kleine Aasfresser. Vielleicht Waschbären.«
    Galiano kauerte sich neben mich. Ohne sich von dem Gestank verfaulenden Fleisches abschrecken zu lassen, zog er einen Kuli aus der Tasche und löste eine Kette von den Halswirbeln. Sonnenlicht funkelte auf einem silbernen Kreuz, als er den Stift auf Augenhöhe hob.
    Er legte das Kettchen wieder an seinen Platz zurück, stand auf und überflog den Schauplatz.
    »Hier werden wir wahrscheinlich nicht mehr viel finden.« Seine Kiefermuskeln zuckten.
    »Nicht nach zehn Monaten Liegezeit«, entgegnete Hernández.
    »Sucht die ganze Gegend ab. Mit allem, was wir haben.«
    »Okay.«
    »Was ist mit den Nachbarn?«
    »Wir gehen von Tür zu Tür, aber ich bezweifle, dass wir viel herausfinden werden. Die Leiche wurde wahrscheinlich nachts abgeladen.«
    Er deutete zu einem alten Mann, der am Rand des Abhangs außerhalb der Absperrung stand.
    »Opa wohnt einen Block entfernt. Sagt, dass er sich an ein Auto erinnert, das im letzten Sommer hier herumschlich. Es sei ihm aufgefallen, weil das hier eine Sackgasse ist und es normalerweise kaum Verkehr gibt. Sagt, der Fahrer sei zwei- oder dreimal gekommen, immer nachts, immer allein. Der alte Knabe dachte, ist vielleicht ein Perverser, der sich

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