Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
Optimismus.
    »Zusammen mit einer Million anderer kurzhaariger Katzen in Guatemala City«, ergänzte er.
    Der Optimismus stürzte in sich zusammen.
    »Können Sie nicht feststellen, ob eine der anderen Proben zu den Haaren aus der Jeans passt?«, fragte Galiano.
    »Beide zeigen ähnliche Charakteristika. Mit Haarmorphologie kann man bestimmte Individuen nicht zuordnen.«
    »Was ist mit DNS?«, fragte ich.
    »Kann man wahrscheinlich machen.«
    Minos warf die Mappe auf die Arbeitsplatte, nahm seine Brille ab und putzte sie mit dem Saum seines Labormantels.
    »Aber nicht hier.«
    »Warum nicht?«
    »Wir haben einen Rückstau von sechs Monaten bei menschlichem Gewebe. Wenn Sie auf Resultate bei Katzenhaaren warten, können Sie ziemlich alt werden.«
    Ich verdaute das eben, als Galianos Handy klingelte.
    Sein Gesicht spannte sich an, während er zuhörte.
    »Ay, Dios mío! Dónde?«
    Er schwieg eine ganze Minute, dann kreuzten sich unsere Blicke. Als er wieder sprach, tat er es auf Englisch.
    »Warum wurde ich nicht schon früher angerufen?«
    Eine lange Pause.
    »Xicay ist dort?«
    Noch eine Pause.
    »Wir sind unterwegs.«

11
    Um drei Uhr nachmittags waren die Straßen bereits verstopft. Mit Blinklicht und heulender Sirene schlängelte Galiano sich durch die schmale Gasse zwischen den ausweichenden Wagen vor uns. Er blieb auf dem Gas, bremste auch an Kreuzungen kaum.
    Hektisches Spanisch drang aus dem Funkgerät. Ich verstand nichts, aber das machte auch nichts. Ich dachte an Claudia de la Alda in ihren schlichten schwarzen Röcken und pastellfarbenen Blusen. Ich versuchte, mich an ihren Gesichtsausdruck auf den Fotos zu erinnern, aber es kam nichts.
    Dafür tauchten andere Bilder aus der Vergangenheit auf. Flache Gräber. In Teppiche eingerollte, verwesende Leichen. Mit totem Laub bedeckte Skelette. Von Tieren verstreute modernde Kleidungsstücke.
    Ein schlammgefüllter Schädel.
    Mein Magen krampfte sich zusammen.
    Die Gesichter bestürzter Eltern. Ihr Kind ist tot, und ich muss es ihnen berichten. Sie sind verwirrt, schwer getroffen, ungläubig, wütend. Diese Nachricht zu überbringen ist eine schreckliche Aufgabe.
    Verdammt. Es passierte schon wieder.
    Verdammt! Verdammt! Verdammt!
    Während ich mich auf den Weg machte, um mehr über Katzenhaare zu erfahren, hatte Señora de la Alda einen Anruf erhalten. Eine männliche Stimme sagte ihr, dass ihre Tochter tot und wo ihre Leiche zu finden sei. Hysterisch hatte sie Hernández angerufen. Der hatte Xicay angerufen. Das Bergungsteam hatte in einer Schlucht am westlichen Rand der Stadt Knochen gefunden.
    »Was hat Hernández Ihnen sonst noch gesagt?«
    »Der Anruf kam aus einer öffentlichen Telefonzelle.«
    »Wo?«
    »Vom Busbahnhof Cobán in Zone eins.«
    »Was hat der Anrufer gesagt?«
    »Er sagte ihr, die Leiche liege in Zone sieben. Beschrieb den Ort. Hängte auf.«
    »In der Nähe der archäologischen Ausgrabungsstätte?«
    »Auf der Hintertreppe.«
    Zone sieben ist ein Tentakel der Stadt, der sich um die Ruinen von Kaminaljuyú windet, einem Zentrum der Maya, das in seiner Blütezeit über dreihundert Wälle, dreizehn Ballspielplätze und fünfzigtausend Wohnstätten hatte. Im Gegensatz zu den Tiefland-Mayas gaben die Erbauer von Kaminaljuyú Lehm den Vorzug vor Stein, in tropischem Klima eine unkluge Entscheidung. Erosion und die Ausbreitung der Stadt hatten ihren Tribut gefordert, und heute ist die alte Metropole kaum mehr als eine Reihe erdbedeckter Kuppen, eine Grünfläche für Liebespaare und Frisbee-Spieler.
    »Claudia hat im Ixchel-Museum gearbeitet. Ob’s da einen Zusammenhang gibt?«
    »Ich werde es auf jeden Fall herausfinden.«
    Gestank drang ins Auto, als wir an der Müllkippe vorbeifuhren.
    »Konnte Señora de la Alda die Stimme wieder erkennen?«
    »Nein.«
    Während wir durch die Stadt rasten, wurden die vorbeifliegenden Viertel immer ärmlicher und heruntergekommener. Schließlich schoss Galiano auf eine schmale Straße mit comedores und Gemischtwarenläden an allen vier Ecken. Wir rasten vorbei an windschiefen Holzhäusern mit durchhängenden Veranden und Wäsche auf den Leinen. Vier Blocks weiter unten kamen wir zu einer T-Kreuzung mit einer Straße, die links wie rechts in einer Sackgasse endete.
    Wir bogen nach links ab und sahen eine trist vertraute Szene. Streifenwagen mit blinkenden Lichtern und knisternden Funkgeräten säumten den einen Straßenrand. Ein Leichenwagen wartete auf der anderen Seite. Neben dem Transporter ein metallenes

Weitere Kostenlose Bücher