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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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tot. Eine Familie wird am Boden zerstört sein. Du bearbeitest den Fall. Das hier ist kein Rendezvous.
    Ich warf Galiano einen verstohlenen Blick zu. Scheinwerferlicht huschte über sein Gesicht und verzerrte Größe und Form seiner Züge.
    Ich dachte an die Stiefmütterchen an dem Gemüsegummi. Hat Galiano gespürt, wie ich zusammenzuckte, als meine Wange sich gegen seine Brust drückte? Hat er mich wirklich länger als nötig festgehalten?
    Ich dachte an den VW-Strauß in meinem Hotelzimmer.
    O Gott.
    »Verdammte Haie.« Galianos Stimme ließ mich aufschrecken. »Nein, sie sind schlimmer als Haie. Sie sind wie Hyänen, die einen Kadaver umschleichen.«
    Er kurbelte das Fenster herunter. Ich stank nach Schlamm und verfaulendem Fleisch und fragte mich, ob ich der Grund war.
    »Haben Sie bekommen, was Sie brauchen?«
    »Ich habe eine vorläufige Untersuchung angestellt, die ich aber noch bestätigen muss.«
    »Sie ist unterwegs in die Leichenhalle.«
    »Soll das heißen, dass ich die Leiche nicht wieder sehe?«
    »Nicht, wenn ich noch irgendwas zu sagen habe.«
    »Es gibt vier Backenzahnfüllungen für die dentale Identifikation. Außerdem noch einen alten Armbruch, der zusätzliche Bestätigung liefern kann.«
    Einige Augenblicke lang fuhren wir schweigend.
    »Warum hat sich Díaz diesen Fall nicht auch geschnappt?«
    »Vielleicht ist Montag sein Bridge-Tag.«
    Zwanzig Minuten später hielt Galiano vor meinem Hotel. Ich hatte die Tür geöffnet, bevor der Wagen ganz zum Stillstand kam. Als ich nach meinem Rucksack griff, fasste er mich am Arm.
    O Mann.
    »Sie haben da draußen tolle Arbeit geleistet.«
    »Danke.«
    »Wenn da irgendwo ein perverser Spinner herumläuft, kriegen wir ihn.«
    »Ja.«
    Er ließ meinen Arm los und strich mir mit den Fingerspitzen Haare von der Wange.
    Wieder dieses Kribbeln.
    »Gönnen Sie sich eine Mütze Schlaf.«
    »O ja.«
    Ich floh aus dem Auto.
    Sie wartete in der Lobby, halb hinter einem der Gummibäume versteckt. Sie stand auf, als ich eintrat, und eine Vogue glitt zu Boden.
    »Dr. Brennan?«
    Die Frau des Botschafters trug einen Hosenanzug von Jones New York aus hellgrauer Seide und um den Hals eine enge Kette aus schwarzen Perlen. Sie wirkte in diesem Hotel so fehl am Platze wie ein Transvestit bei einem Baptistenkongress.
    Ich war zu verblüfft, um etwas zu erwidern.
    »Mir ist durchaus bewusst, dass dies ein bisschen ungewöhnlich ist.«
    Sie musterte meine Haare, meine schlammverkrusteten Nägel und meine schmutzige Kleidung. Vielleicht schnupperte sie auch meinen Geruch.
    »Ist es absolut und schrecklich unpassend für Sie?« Wieder das künstliche Lächeln.
    »Nein«, sagte ich müde. »Detective Galiano hat mich eben hier abgesetzt. Vielleicht erreiche ich ihn noch.«
    Ich griff nach meinem Handy. »Nein!«
    Ich hob den Kopf. Die elektrisch grünen Augen waren weit aufgerissen vor Schreck.
    »Ich – ich würde lieber mit Ihnen sprechen.«
    »Detective Galia–«
    »Allein. Comprenez-vous? «
    Nein. Ich verstand nicht. Aber ich war bereit dazu.

12
    Mrs. Specter kehrte zu ihrer Vogue zurück, während ich nach oben ging. Ich war mir nicht sicher, ob Höflichkeit der Grund für ihre Geduld war oder etwa der Ekel vor meinem hygienischen Zustand. Es war mir egal. Ich war schmutzig, der ganze Körper juckte, und ich war erschöpft und deprimiert nach dieser sechsstündigen Leichenbergung. Ich brauchte eine Dusche.
    Ich nutzte alles, was mein Toilettenbeutel zu bieten hatte. Kamillenshampoo und Conditioner, Badeschaum mit Zitronenextrakt, Honig- und Mandel-Körperlotion, Gel mit Grüntee- und Zypressenextrakt.
    Während ich mich wieder anzog, schaute ich sehnsüchtig zu meinem Bett. Was ich wollte, war Schlaf. Was ich nicht wollte, war eine lange, intensive Unterhaltung mit einer verletzten und leidenden Mutter. Aber ich verhedderte mich in Was-wenns. Was, wenn Mrs. Specter Informationen zurückgehalten hatte und sie jetzt preisgeben wollte? Was, wenn es sich dabei um Enthüllungen handelte, die vielleicht der Schlüssel zu einem oder mehreren Fällen sein konnten?
    Was, wenn sie wusste, wo Chantale war?
    Träum weiter, Brennan.
    Als ich mich wieder zu Mrs. Specter gesellte, roch ich wie ein Bodyshop. Sie schlug einen Park zwei Blocks nördlich des Hotels vor. Ich war einverstanden.
    Parque de las Flores war ein kleines, von Rosensträuchern eingerahmtes Quadrat mit Wegen, die diagonal von Ecke zu Ecke verliefen. Bäume und Holzbänke säumten die vier von den Kieswegen

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