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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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das Gefühl, als würde der Tod mich nie in Ruhe lassen.
    Während ich mich umzog, zwang ich mich, an etwas anderes zu denken. Und zwar an Galiano.
    Wo waren seine Frau und der junge Alejandro?
    Ich besprühte mich mit Deodorant, tupfte mir Rouge auf die Wangen.
    Hielt ich Galiano von seiner Familie fern?
    Lächerlich. Das Abendessen war rein beruflich.
    Wirklich?
    Wir hatten eben ein Terminproblem. Tagsüber waren wir beide sehr beschäftigt.
    Ich grub Wimperntusche aus den Tiefen meines Kosmetikkoffers. Schwarze Flocken rieselten ins Waschbecken, als ich den Applikator aufschraubte.
    Waren diese Abendessen mit Galiano gerechtfertigt?
    Rein geschäftlich?
    Warum dann die langen Wimpern?
    Ich schraubte das Ding wieder zu und steckte es unbenutzt zurück in das Köfferchen.
    Galiano holte mich um sieben ab.
    Das Restaurant befand sich in einer Arkade, die typisch war für Zone eins. Früher musste sie sehr schön gewesen sein, aber koloniale Pracht und Würde waren längst abblätternder Farbe und Graffiti gewichen.
    Zumindest Galiano hatte Recht, was das Essen betraf. Es war ausgezeichnet.
    Während wir aßen, erzählte ich von meinem Besuch in Sololá. Galiano war auch der Meinung, dass Molly möglicherweise mit mir verwechselt worden war, und bestand darauf, dass ich mich vorsehen sollte. Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Ich versicherte ihm, dass ich auf der Hut sein würde. Er schlug vor, ich solle eine Waffe tragen, und bot mir an, eine zu besorgen. Ich lehnte ab mit dem Argument, dass ich ein schlechter, weil ungeübter Schütze sei. Ich sagte ihm nicht, dass Waffen mir mehr Angst machen als der Gedanke an unbekannte Angreifer.
    Galiano und ich waren uns darin einig, dass die Ermittlungen in Chupan Ya ein Motiv für die Schießerei hätten sein können. Demnach würde es wahrscheinlich keine weiteren Überfälle mehr geben, da die Ausgrabung abgeschlossen war. Trotzdem riet er mir, keine Ausflüge in abgeschiedene Gegenden zu unternehmen. Riet? Er bestand darauf.
    Galiano hatte seine Zweifel an meiner Specter-Theorie.
    »Es könnte erklären, warum ich keinen unbeschränkten Zugang zu den Paraíso-Knochen bekommen habe.«
    »Warum?«
    »Jemand hat den Staatsanwalt unter Druck gesetzt.«
    »Wer?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Warum?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Seine Skepsis irritierte mich. Oder meine Ratlosigkeit.
    Völlig irrational kehrten meine Gedanken zu der Szene im Graben zurück. Gab es so etwas wie ein taktiles Gedächtnis? Kribbelte meine Wange wirklich an der Stelle, wo sie seine Brust berührt hatte?
    Natürlich nicht.
    Ich hörte schweigend zu, während er über die Ermittlungen im Mordfall Claudia de la Alda berichtete. Galianos Englisch war akzentfrei, er sprach es jedoch mit lateinamerikanischer Modulation. Ich mochte seine Stimme. Ich mochte sein schiefes Gesicht.
    Ich mochte die Art, wie er mich ansah. Ich mochte die Art, wie er aussah.
    Zur Sache, Brennan. Du bist Wissenschaftlerin, kein Schulmädchen.
    Als die Rechnung kam, schnappte ich sie mir, holte meine American-Express-Karte heraus und drückte sie dem Kellner in die Hand. Galiano erhob keinen Einspruch.
    Im Auto drehte sich Galiano mir zu und hängte den rechten Arm über die Rückenlehne.
    »Was geht Ihnen im Kopf herum?« Ein Neonschild jagte blaue und gelbe Streifen über sein Gesicht.
    »Nichts.«
    »Sie verhalten sich wie eine Frau, die eben erfahren hat, dass sie umgebracht werden sollte.«
    »Eine scharfsinnige Beobachtung.« Aber eine Fehldiagnose.
    »Ich bin ein sensibler Bursche.«
    »Wirklich?«
    »Ich habe Mars und Venus gelesen.«
    »Hm.«
    »Die Brücken am Fluss.«
    Er streckte die Hand aus und strich mir mit dem Daumen am Mundwinkel entlang.
    »Hab mir sogar Notizen gemacht.«
    »Wo ist Mrs. Galiano heute Abend?«
    Einen Augenblick lang machte er ein verwirrtes Gesicht. Dann lachte er.
    »Ich schätze, bei Ihrem Mann.«
    »Sie sind geschieden?«
    Galiano nickte. Er hob meine Haare an und strich mir mit dem Finger am Hals entlang. Er hinterließ eine schwelende Spur.
    »Was ist mit Ryan?«, fragte er.
    »Eine Arbeitsbeziehung.«
    Richtig. Wir haben zusammen gearbeitet.
    Galiano beugte sich zu mir. Ich spürte seinen feuchten Atem auf meiner Wange. Dann seine Lippen hinter meinem Ohr. In meinem Nacken. An der Kehle.
    O Mann.
    Galiano nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich auf die Lippen.
    Ich roch Männerschweiß, Baumwolle, etwas Scharfes, wie Zitrone. Die Welt schaltete auf Zeitlupe.
    Galiano küsste

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