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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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reichten.
    Zwei Mädchen tauchten in einer Tür am anderen Ende des Korridors auf. Beide hatten pommesgelbe Haare und sahen aus, als würden sie zu viel derselben essen. Eine trug Jeans und ein Sweatshirt der University of British Columbia, die andere einen Folklorerock, der auf den Hüften auflag. Bei ihrem Gewicht war das eine schlechte Wahl.
    Feeney rappelte sich mühsam hoch. Metallica griffen wie mit einer Hand zu, um ihm aufzuhelfen. Sehr breitbeinig, als litte er unter Hämorrhoiden, kam er auf uns zu.
    »Wie kann ich Ihnen helfen, Detective?«
    »Wir suchen nach einer jungen Frau namens Chantale Specter.«
    »Hat sie ein Problem?«
    »Ist Chantale hier?«, fragte Ryan.
    »Warum?«
    »Das ist eine einfache Frage, Vater.«
    Feeney nahm eine abwehrende Haltung ein. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, dass der Folklorerock verschwand. Augenblicke später ging die Haustür auf und wieder zu.
    Ich schlüpfte aus der Küche und lief ins Wohnzimmer. Durchs Fenster sah ich, dass auf der Veranda nur noch Mr. T und die Statue übrig geblieben waren. Folklorerock redete mit ihnen. Nach einem kurzen Wortwechsel schnippte Mr. T seine Zigarette weg, und die drei gingen auf der de Maisonneuve in westlicher Richtung davon. Ich ließ einen kleinen Sicherheitsabstand und folgte ihnen.
    Das Eishockey-Team der Montreal Canadiens hatte Pech mit seinen ersten Spielstätten. Von 1909 bis 1910 war das Team in der Westmount Arena an der Kreuzung von St. Catherine und Atwater zu Hause. Als dieses Stadion abbrannte, kehrten die Jungs zu ihren Wurzeln im Ostteil der Stadt zurück. Nach einem weiteren Feuer wurde hastig die Mont-Royal-Arena errichtet, und vier Jahre lang schlugen sie dort nach dem Puck. 1924 wurde direkt gegenüber des alten Heimateises das Forum errichtet. Der Bau dauerte nur einhundertneunundfünfzig Tage und kostete 1,2 Millionen Dollar. Im Eröffnungsspiel schlugen die Canadiens die Toronto St. Pats mit sieben zu eins.
    Eishockey ist in Kanada heilig. Im Lauf der Jahre erhielt das Forum die Aura eines Tempels. Je mehr Stanley Cups die Mannschaft gewann, desto heiliger wurde es. Doch das Ende nahte. Das Management wollte mehr Sitzplätze. Die Canadiens brauchten bessere Kabinen.
    Am 11. März 1996 spielte das Team sein letztes Spiel im Forum. Vier Tage später waren fünftausend Montrealer für die »Umzugsparade« auf den Straßen. Am fünfzehnten März fand das Eröffnungsspiel im neuen Molson Centre statt, die Canadiens schlugen die New York Rangers mit vier zu zwei.
    Könnte das letzte Spiel sein, das die faulen Kerle gewonnen haben, dachte ich, während ich die de Maisonneuve entlangeilte.
    Eine Weile stand das Forum leer, einsam, verlassen, ein Schandmal am westlichen Rand der Stadt. 1998 kaufte Canderel Management die Anlage, gewann Pepsi als namensgebenden Sponsor und verpasste sich ein ordentliches Facelifting. Drei Jahre später wurde das Gebäude als Centre de divertissement du Forum Pepsi wiedereröffnet, und wo früher der Sport regierte, herrschen jetzt Gastronomie und Kurzweil.
    Wo früher Schwarzhändler Karten für die erste Reihe verhökerten und Börsenmakler neben Lastwagenfahrern für Bier anstanden, nippen jetzt Endzwanziger an Smirnoff Ice und bowlen auf supermodernen Bahnen. Das Entertainment Center hat ein Multiplex-Kino mit zweiundzwanzig Sälen, einen feinen Weinladen, Restaurants, eine Indoor-Kletterwand und eine Großbildleinwand als Altar zur Huldigung der guten alten Zeit.
    Mr. T, die Statue und Folklorerock bogen nach links in die Rue Lambert-Closse ein und betraten das Forum von der St. Catherine aus. Ich gab ihnen zehn Meter Vorsprung.
    Ich orientierte mich an den Haarstacheln der Statue und folgte dem Trio durch eine Hand voll Bowler und Kinogeher, die in der Lobby herumschlenderten. Ich sah, wie die Stacheln mit der Rolltreppe in den ersten Stock hochfuhren und im Julian’s verschwanden. Ich folgte.
    Tische und Sitznischen dominierten die rechte Seite des Restaurants, eine Bar säumte die linke Wand. Es gab zwar nur wenige Essensgäste, aber alle Barhocker waren besetzt, und ein Dutzend Trinkende standen in Zweier- und Dreierreihen dahinter.
    Als ich eintrat, kämpfte das Trio sich eben zu einer jungen Frau am anderen Ende der Bar durch. Sie trug eine schwarze Seidenbluse, eine lange schwarze Holzperlenkette und fingerlose schwarze Handschuhe. Das Spitzenband, das ihren Haarknoten zusammenhielt, sah aus wie ein riesiger schwarzer Schmetterling oben auf ihrem Kopf.
    Es war Chantale

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