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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Nordstern denn?«
    »Heißt der Wichser so?«
    Chantale griff nach ihrem Bier. Ryan nahm es ihr ab und stellte es wieder auf die Theke.
    »Ollie Nordstern«, sagte ich. »Er ist ein Reporter der Chicago Tribune.«
    »Echt?«
    Gute Frage, dachte ich. Ich hatte Mateos Erklärung akzeptiert und Nordsterns Behauptung nie in Frage gestellt.
    »Was wollte er von dir wissen?«
    »Meine Pläne für Silvester.«
    »Chantale, ich glaube, dir ist nicht bewusst, wie ernst deine Lage ist. Du hast richterliche Auflagen missachtet. Der Richter kann dich sofort wieder ins Gefängnis stecken.«
    Chantale hielt den Blick gesenkt. Schwarze Strähnen fielen ihr in das totenblasse Gesicht und verhüllten alles bis auf ihre Nasenspitze.
    »Ich kann dich nicht verstehen, Chantale.«
    »Er wollte was über diese toten Mädchen wissen.«
    »Diejenigen, die ich im Gefängnis erwähnt habe?«
    Sie nickte, und der Spitzenschmetterling hüpfte.
    Ich erinnerte mich an Nordsterns merkwürdige Frage in der FAFG-Zentrale.
    »Bei unserem Interview hat Nordstern mich nach dem Faultankfall gefragt«, sagte ich zu Ryan.
    »Woher wusste er davon?«
    »Keine Ahnung.«
    Wieder hatten wir beide denselben Gedanken: Vermutete Nordstern eine Verbindung zwischen Specter und dem Paraíso?
    Ich kümmerte mich wieder um Chantale.
    »Wie hat Nordstern dich gefunden?«
    »Woher soll ich denn das wissen? Hat wahrscheinlich vor unserem Haus rumgelungert.«
    »Und ist dir zu Tim Horton’s gefolgt.«
    »So haben Sie mich doch auch gefunden, oder?«
    »Hast du ihn vor heute Abend schon mal gesehen?«
    »Wir haben uns heimlich in der Scheune getroffen.«
    »Chantale?«
    »Nein.«
    »Was hat er dich sonst noch gefragt?«
    Sie antwortete nicht.
    »Chantale?«
    Die Tochter des Botschafters hob den Kopf. Wut verzerrte ihre Züge zu einer kalten, harten Version des Kleinmädchengesichts auf dem Botschaftsfoto.
    »Nach meinem Vater«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Nach meinem berühmten, manipulierenden Scheiß-Vater. Es geht nicht um mich. Es geht nie um mich.«
    Chantale griff in eine bestickte Tasche, die ihr quer über die Brust hing, zog eine dunkle Sonnenbrille heraus und setzte sie auf. Zerrbilder meiner selbst sprangen auf die Gläser, Vexierspiegel-Tempes, die beide dieselbe verwirrte Miene zeigten.
    Ryan warf zwei Dollar auf die Bar.
    »Deine Mutter macht sich Sorgen. Wir können morgen reden.«
    Chantale ließ sich aus dem Restaurant, die Rolltreppe hinunter und durch die Lobby fuhren. Als wir auf die Glastür zur St. Catherine zugingen, warf Ryan mir einen Blick zu und deutete zum SAQ Weinladen. Ollie Nordstern stand neben dem Eingang und tat so, als würde er das Angebot von französischen Chardonnays studieren.
    »Was denkst du?«, fragte ich.
    »Einen Job beim CIA hat der auf jeden Fall nicht in Aussicht. Mal sehen, ob er uns folgt.«
    Ryan und ich scheuchten Chantale zur Tür hinaus und um die Ecke. Sie verdrehte mal wieder die Augen, sagte aber nichts.
    Zwanzig Sekunden nach uns trat Nordstern auf den Bürgersteig, sah sich um und eilte dann nach Westen. An der Atwater drehte er sich um und kehrte zurück.
    Ich sah, wie er an der Lambert-Close stehen blieb, nach links zum Berg und dann rechts zum Cabot Square schaute. Mein Blick folgte seinem und wanderte dann an ihm vorbei zur Kreuzung. In diesem Augenblick entdeckte ich den Mann mit der Baseballkappe. Er ging auf Nordstern zu, und in seinem Hosenbund steckte eine Luger neun Millimeter.
    Was nun folgte, waren neunzig kaleidoskopische Sekunden, die mir vorkamen wie eine dreifache Ewigkeit.
    »Ryan!« Ich deutete auf den Mann.
    Ryan zog seine Waffe. Ich drückte Chantale auf die Knie und kauerte mich neben sie.
    »Polizei!«, bellte Ryan. »Alle auf den Boden! Par terre!«
    Der Mann näherte sich Nordstern bis auf eineinhalb Meter, streckte den Arm aus und zielte mit seiner Pistole auf dessen Brust.
    Eine Frau schrie.
    »Waffe. Arme à feu!« Die Worte rollten die St. Catherine entlang wie die la ola in einem Fußballstadion.
    Noch ein Schrei.
    Zwei Explosionen zerrissen die Luft. Nordstern flog nach hinten, zwei rote Flecken verdunkelten sein Hemd.
    Nicht mehr als fünfzehn Menschen waren auf der Straße. Die meisten fielen auf die Knie. Andere stürzten ins Forum. Ein Mann packte ein kleines Mädchen und schützte es mit seinem Körper. Das gedämpfte Weinen des Kindes drang durch den Tumult.
    Autos fuhren an den Bordstein. Andere gaben Gas. Die Kreuzung leerte sich.
    Der Schütze stand breitbeinig, mit

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