Knochenpfade
Transportgestell könnte mit der Strömung des sinkenden Schiffes nach unten gerissen werden. Kesnick würde den Korb zielsicher aufs Deck gleiten lassen und mit dem Seil stabilisieren müssen, um das Schiff nicht mit einem weiteren Gewicht zu belasten.
Das erforderte mehrere Anläufe.
“Ich komme nicht ohne meine Hunde mit”, sagte der Mann, als Liz ihn hochhievte.
“Ich habe Anweisung, die Tiere hierzulassen. Sie müssen warten, bis das Küstenwachboot kommt.”
Er schob sie von sich und zuckte bei dem Schmerz, den das in seinem Arm verursachte, zusammen.
“Dann warte ich mit ihnen.”
Wieder vermied Liz es, nach oben zum Hubschrauber zu sehen. Hatten sie beobachtet, wie er sie weggestoßen hatte? Sie könnten glauben, es wäre, weil Liz ihm wehgetan hätte.
“Ist einer von den beiden bissig?”
Er schwieg, und Liz war sofort klar, dass er sich nicht gegen einen seiner Hunde entscheiden wollte.
“Sir, Sie müssen mir schon vertrauen.”
“Er hat nur einmal gebissen, als er mich verteidigt hat.”
“Dieser hier”, sagte sie und wandte den Kopf nur ein bisschen in die Richtung des Hundes auf Deck. Sie wollte vermeiden, dass die Crew oben im Hubschrauber ihre Gesten interpretierte.
“Ja, Benny.”
“Und was ist mit dem anderen?”
“Der ist ein großes Baby. Das merkt man doch”, sagte er lächelnd. Aber dann wurde er wieder ernst. “Ich habe ihnen keine Rettungswesten gekauft. Ich kann es nicht fassen, dass ich mir die paar Kröten sparen wollte.” Er schüttelte den Kopf und biss sich auf die Lippe. Diesmal war es nicht vor Schmerz. Er bereute sein Verhalten. “Sie können die beiden nicht hier unten lassen. Bitte.”
Liz schätzte, der Mann war in den Vierzigern. Ziemlich schmal – glücklicherweise – und ein Amateurfischer. Später würde sie sich vielleicht bei ihm erkundigen, ob das Schiff neu war. Wahrscheinlich ein Prestigeobjekt. Seine idiotische Vorstellung einer coolen Freizeitbeschäftigung hätte ihm fast das Leben gekostet. Und nun wurde ihr auch klar, dass es sie selbst um Kopf und Kragen bringen konnte.
21. KAPITEL
Pensacola Bay
Maggie rückte ein wenig näher zur Türöffnung, um Liz Bailey beobachten zu können. Was auch immer die junge Frau ihr da vorhin gegeben hatte, es schien zu wirken. Ihr war überhaupt nicht mehr übel. Trotzdem drehte sich ihr jedes Mal der Magen um, wenn die Rettungsschwimmerin auf das Wasser zuraste. Es tat nichts zur Sache, dass Bailey durch das Sicherungskabel mit dem Helikopter verbunden war. Jeder Versuch, sie auf das Boot hinunterzulassen, wirkte eher wie ein grauenhaft verdrehter Zirkustrick.
Kesnick kommentierte seine Aktionen ständig über die Kommunikationsanlage, um seine beiden Kollegen über jeden Schritt auf dem Laufenden zu halten.
Vor ein paar Minuten hatte er bemerkt, dass es vielleicht ein Problem geben könnte.
“Der Typ weigert sich, in den Korb zu steigen.”
“Soweit ich gehört habe”, sagte Ellis, “hat sie in New Orleans nach Katrina ein paar wirklich gefährliche Geisteskranke überzeugen können, das zu tun, was sie wollte.”
“Was soll das heißen, überzeugen?”, wollte Wilson wissen.
“Du hast doch bestimmt von solchen Situationen gehört. Das Team geht in einer überfluteten Region runter, wo ein paar Leute festsitzen. Und kaum ist die Rettungsschwimmerin unten, kriechen eine Menge anderer Leute aus ihren Löchern und wollen mitgenommen werden. Ein paar fiese Typen darunter. Ich nehme mal an, Bailey hat denen erklären müssen, dass Frauen, Kinder und Verwundete zuerst drankommen. Das hat ihnen nicht so gut gefallen.”
“Was ist passiert?”
“Sie hat gesagt, was notwendig war, um sich Gehör zu verschaffen.”
“Hm.”
Maggie sah zu Wilson hinüber. Sein Grunzen klang, als wäre er nicht gerade beeindruckt.
“Sie schafft ihn jetzt in den Korb”, verkündete Kesnick.
“Na bitte.” Ellis hob eine Faust.
“Wurde ja auch Zeit. Zieh ihn hoch”, sagte Wilson.
“Ich habe noch kein Signal.”
Weitere Minuten verstrichen, und dann wurde Maggie klar, was Bailey vorhatte. Ungefähr zur selben Zeit wie Kesnick. Sie beobachtete, wie er sich kurz zum Piloten umdrehte. Vielleicht überlegte er, wie er am besten kommentierte, was da unten vor sich ging.
“Warum dauert das so lange?”, wollte Wilson wissen.
Keine Antwort.
“Kesnick, was zum Teufel ist da los?”
“Ich glaube, sie packt den Hund zu dem Typen in den Korb.”
“Sie bringt diesen Hund nicht mit nach oben, Kesnick!”
Weitere Kostenlose Bücher