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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Ypsilon-Schnitt in den Brustkorb von Ronnie Towers begann, sagte Platt: “Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mir das mal für vierundzwanzig Stunden ausleihe?” Er deutete auf Ronnies Prothese.
    “Sie wollen sein Bein mitnehmen?” Diesmal benötigte Anslo keine hochgezogenen Augenbrauen, um seiner Abscheu Ausdruck zu verleihen. Das hatte er bereits mit seiner Betonung erreicht.
    “Ja”, entgegnete Platt und fügte fast entschuldigend hinzu: “Wäre das in Ordnung?”
    “Ich werde den Assistenten anweisen, Ihnen ein entsprechendes Formular zum Ausfüllen zu geben. Kann ich weitermachen?” Er deutete mit dem Kinn auf seine Hände, die über dem Brustkorb des Jungen schwebten.
    Platt nickte. Als Arzt sah er den Sinn im Aufschneiden von Fleisch darin, Leben zu retten. Tote aufzuschneiden erschien ihm … wie ein Sakrileg. Platt war froh, dass Anslo ihm den Rücken zukehrte. So bemerkte er nicht, wie sein Gast zusammenzuckte, als er Ronnie Towers’ Brust aufschnitt.

20. KAPITEL
    Pensacola Bay
    Liz spürte das Adrenalin erneut durch ihre Adern rauschen. Wieder riss der Wind an ihr. Kesnick benötigte drei Anläufe, um sie zum Boot hinunterzulassen. Einmal schleuderte der Sturm sie weit darüber hinweg. Das zweite Mal berührte sie die Reling schon mit ihren Schuhspitzen, bevor das schräg liegende Deck von den Wellen außer Reichweite geschwemmt wurde. Die ganze Zeit behielt sie den Hund im Auge, um sich zu vergewissern, dass er sie nicht angriff, weil er womöglich seinen Besitzer verteidigen wollte. Doch das Tier beobachtete sie nur.
    Beim dritten Mal wogte das Wasser in die Höhe und schob Liz das Schiff geradewegs unter die Füße. Sie streckte und wand sich, bis sie auf dem Deck Halt fand. Kesnick lockerte das Sicherungskabel. Sie hoffte, dass sie nicht über ihre Schwimmflossen stolpern würde, als sie mit den Hacken gegen die schlüpfrige Reling stieß. Liz kam zwischen dem schrägen Deck und der Reling zum Stehen.
    Der Hund hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Er behielt weiter seinen Besitzer im Auge, die Nase fast auf der Wasseroberfläche. Dabei verfolgte er Liz’ Bewegungen. Trotz des heulenden Windes und der tosenden Wellen glaubte sie das Winseln des Tieres zu hören. Da bemerkte sie, dass sich in der Kabine ein weiterer Hund befand. Vom Helikopter aus hatte man ihn nicht sehen können. Obwohl er noch größer war als der andere, schien sein Gewicht die Balance des Bootes nicht zu beeinträchtigen. Er lief ständig auf und ab, im Rhythmus der Schiffsbewegungen.
    Liz vermied es absichtlich, zum Hubschrauber hochzusehen. Dieses weitere Problem musste sie nicht unbedingt gleich nach oben vermitteln.
    Kesnick rollte das Sicherungskabel weiter aus, um ihr mehr Bewegungsspielraum zu geben. Liz wusste, dass sie das Boot mit ihrem zusätzlichen Gewicht zum Kentern bringen konnte. Vorsichtig kroch sie zu der Stelle, wo der Mann im Wasser lag. Er bewegte sich nicht. Erst als sie nur noch einen guten Meter von ihm entfernt war, bemerkte sie, dass er sie beobachtete. Ein gutes Zeichen. Der Schock hatte ihn nicht vollkommen außer Gefecht gesetzt.
    Sein Arm, den er um das herunterhängende Geländer der Reling gelegt hatte, war sein einziger Kontakt mit dem Boot. Aber er hing dort in einem seltsamen Winkel, und jetzt sah sie, warum. Er hielt sich gar nicht fest. Sein Arm war eingeklemmt und sah aus, als wäre er gebrochen. Jetzt hing er bis zur Taille im Wasser. Jedenfalls solange die Wellen seine Beine nicht gegen das Schiff schmetterten.
    Liz rutschte in eine Position, in der sie den Arm ausstrecken konnte, ohne das Gleichgewicht des Bootes zu gefährden. Dann griff sie nach seiner Rettungsweste. Der Mann riss die Augen auf. Die leichte Verlagerung bereitete ihm offensichtlich starke Schmerzen. Es wäre unmöglich, ihn mit dem Rettungsgurt zu bergen. Sie hätte das Gurtwerk unter seinen Armen befestigen müssen. Die Männer mussten den Rettungskorb herunterlassen. Liz nahm ein Seil, das mit ihrem Gürtel verbunden war, und schlang es um die Taille des Mannes. Zumindest würde das verhindern, dass er von der Strömung mitgerissen wurde, sollte das Boot kentern.
    Dann winkte sie zum Hubschrauber hoch und gab ihnen das Signal, den Korb herunterzulassen. Auch das verlief nicht ohne Probleme. Der Sturm riss den Korb in alle Richtungen, immer außerhalb von Liz’ Reichweite. Sie konnten ihn auch nicht einfach ins Wasser lassen. Aus demselben Grund, der Liz veranlasst hatte, den Mann anzuseilen. Das

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