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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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oder weiterverarbeitet wurde.”
    “Achtzehn Stunden.”
    “Wie bitte?”
    “Achtzehn Stunden sind die Frist. Nach unseren Vorschriften darf ein Spenderkörper nur innerhalb von achtzehn Stunden nach Eintritt des Todes benutzt werden.”
    “Na gut, dann achtzehn. Sie wissen genauso gut wie ich, dass der Verwesungsprozess beginnt, sobald das Blut nicht mehr fließt. Je nach den äußeren Umständen kann er sofort einsetzen. Ich glaube nicht, dass dieses Bakterium von kontaminierten Instrumenten stammt, die bei der Verarbeitung des Zellgewebes oder während des chirurgischen Eingriffs benutzt wurden. Meiner Meinung nach stammen die Bakterien vom Spenderkörper und dessen Verwesungsprozess. Wenn dieses Gewebe und das Knochenmaterial für die Herstellung von Schrauben, Haken und Paste benutzt wurden, hat man die entstandene Bakterienkultur lediglich zerrieben und zerteilt. In dem Moment, in dem sich das Bakterium wieder in einem warmen menschlichen Körper befand, tat es, was es am besten kann. Es hat sich vermehrt und durch eine Infektion ausgebreitet.”
    Schweigen. Ganz starrte ihn an. Platt war klar, dass dies für den Captain harter Tobak war. Aber mit der nun folgenden Reaktion hatte er nicht gerechnet.
    “Sie wissen, dass ich viel auf Ihre Meinung gebe, Ben. Und ich weiß es zu schätzen, dass Sie den weiten Weg so kurzfristig auf sich genommen haben. Offensichtlich müssen Sie sich jetzt unbedingt ausruhen.”
    Ganz stand wieder auf, und diesmal starrte Platt entgeistert zu ihm hoch. Entließ ihn der Captain gerade? Hielt er seine Theorie für so unsinnig?
    “Ich werde meinen Fahrer rufen, damit er Sie bringt.”
    Mit diesen Worten verließ Captain Ganz den Raum und ließ Benjamin Platt völlig verwirrt zurück. Er lehnte nicht nur seine Theorie ab. Er schickte Platt offensichtlich wieder nach Hause.

31. KAPITEL
    Coffee Cup Café
    Pensacola
    “Bitte versteh mich nicht falsch, O’Dell. Aber du siehst aus wie gekaut und wieder ausgespuckt.”
    Maggie wollte Charlie Wurth nicht sagen, dass sie sich auch so fühlte. Sie hatte die ganze Nacht nicht schlafen können.
    Nach ihrem Hubschrauberabenteuer hätte sie erschöpft genug sein müssen, um einfach ins Bett zu fallen und sofort einzuschlafen. Stattdessen war sie bis zwei Uhr morgens am Strand entlanggewandert und hatte beobachtet, wie das Licht des Vollmonds auf den Wellen tanzte. Liz hatte sie gewarnt, dass es gefährlich wäre, sich nachts allein am Strand aufzuhalten. Doch Maggie ging davon aus, dass das nur Leute betraf, die ohne eine 38er Smith & Wesson im Gürtel dort herumliefen.
    “Ich konnte nicht schlafen”, sagte sie einfach nur zu Wurth. Es hatte keinen Sinn, irgendwelche Erklärungen abzugeben. Zum Beispiel über unterdrückte Erinnerungen, die sich an die Oberfläche kämpften. Geister aus ihrer Vergangenheit, all die Mordfälle, die sie nachts wach hielten.
    Wurth hatte ihr ein richtiges Frühstück versprochen. Er ging voraus und hielt ihr die Eingangstür des Cafés auf. Eigentlich hätte sie sich nicht wundern dürfen, dass ihm mehrere Fremde zuwinkten, “Guten Morgen” und “Hallo” riefen. Nach weniger als vierundzwanzig Stunden in der Stadt kannte Charlie Wurth sich nicht nur in den Straßen aus, sondern er hatte auch gleich das ultimative Lokal zum Frühstücken ausfindig gemacht.
    Das “Coffee Cup” in Pensacola war gut besucht. Manche der Gäste trugen Hemd und Krawatte und hatten ihr Blackberry dabei, andere saßen in Jeans und Stiefeln am Tisch, vor sich die Lokalzeitung ausgebreitet.
    Trotz des Geklappers von Geschirr, des brutzelnden Specks und der Rufe der Kellnerinnen, die den Köchen ihre Bestellungen durchgaben, hatten einige der Gäste Charlie Wurth sofort entdeckt. Ein Geschäftsmann am Fenstertisch winkte ihm zur Begrüßung zu, ein anderer am Tresen blickte kurz von seiner Unterhaltung hoch, um ihm zuzunicken. Eine große dünne Kellnerin begrüßte ihn mit “Hase”, als wären sie alte Freunde, und führte die beiden zu einem Tisch, der gerade noch abgeräumt wurde. Sobald sie saßen, wurden ihnen die Speisekarten ausgehändigt.
    “Zwei Kaffee?”, erkundigte sich die Kellnerin und stellte Keramiktassen vor sie auf den Tisch.
    “Für mich einen schwarzen Kaffee, Rita. Für meine Begleiterin hier eine Pepsi Light.”
    “Ist Cola Light auch okay?” Sie richtete ihre Frage an Wurth, nicht an Maggie, während sie den Becher vor deren Nase blitzschnell wieder hochnahm.
    Wurth sah zu Maggie hinüber und wartete

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