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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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“So etwas habe ich noch nie gesehen.”
    “Diese Technologie ist nicht besonders neu. Wir beziehen die von einer Firma namens BIOMedics in Jacksonville. Die sind darauf spezialisiert, Schrauben aus Knochen zu fräsen – Präzisionsinstrumente nennen die das. Sie stellen nicht nur Schrauben her, sondern auch Scheiben, Dübel, Keile und Haken. Das menschliche Abwehrsystem nimmt Knochen sehr viel besser an als Kunststoff. Aus demselben Grund wird für Herzklappen lieber tierisches Zellgewebe benutzt als mechanische Implantate. Die Knochenpaste, die wir benutzen, wird ebenfalls von BIOMedics hergestellt.”
    “Paste? Sie haben vorhin von Knochenzement gesprochen.”
    “Richtig. Zement, Paste – die sind sehr ähnlich. Wir benutzen den Zement, um eine Prothese zu verankern. Mit der Paste füllt man die eventuell vorhandenen Risse und Löcher im verbliebenen Knochen auf. Zum Beispiel Löcher, die durch Schrapnell verursacht wurden. Wenn man die Lücken füllt, können sich weniger Bakterien dort festsetzen und eine Infektion auslösen.”
    “Eine Art medizinische Dichtungsmasse also.”
    Ganz lachte. “Ich denke, so könnte man es ausdrücken.” Er nippte an seinem Kaffee – die dritte Tasse, seit sie sich in sein Büro gesetzt hatten. “Sowohl der Zement wie auch die Paste haben schon so manches Leben gerettet. Ich sagte Ihnen ja bereits, dass damit die Gefahr einer Staphylokokkeninfektion vermindert wird. Wir injizieren Antibiotika in Zement und Paste. Damit können wir den möglichen Infektionsherd direkt behandeln. Auf die Art wird nicht der gesamte Körper des Patienten mit Antibiotika vollgepumpt und das Immunsystem geschwächt.”
    “Wie groß ist die Chance, dass das Zeug kontaminiert ist?”
    “Die Paste?”
    “Der Zement, die Paste, die Schrauben. Vielleicht der Knochen, aus dem das Material hergestellt wurde.” Platt nahm eine der Schrauben in die Hand und begutachtete sie eingehend.
    Ganz schüttelte den Kopf. “Also ich würde sagen, das ist fast unmöglich. Wir benutzen unser eigenes Material.”
    “Was soll das heißen, Ihr eigenes Material?”
    “Wir besitzen einen eigenen Vorrat an Knochen und Zellgewebe.”
    Platt machte sich nicht die Mühe, seine Überraschung zu verbergen.
    “Die Navy-Mediziner waren die Ersten, die tiefgefrorene Knochentransplantate benutzten”, führte Ganz aus. “Das war in den vierziger Jahren im Naval Medical Center von Maryland. Ein Orthopäde namens Hyatt begann das Knochenmaterial von den Gliedmaßen einzufrieren, die er bei chirurgischen Eingriffen amputiert hatte. Statt die Knochen wegzuwerfen, hat er sie gelagert und damit Brüche bei anderen Patienten repariert. Entschuldigung”, unterbrach er sich. “Ich wollte Ihnen keinen Geschichtsvortrag halten.”
    “Das ist schon in Ordnung. Fahren Sie fort.”
    “Hyatt war damit so erfolgreich, dass er eines der ersten Körperspendenprogramme startete. Das war der Anfang der Militärzellbank. Damals waren sie sogar schon in der Lage, noch mehr zu entfernen und zu lagern als nur Knochen – Zellen, Blutgefäße, Haut, Hornhaut. Obwohl sie für das meiste noch gar keine Verwendung hatten. Sie boten Chirurgen an, sich unentgeltlich in der Zellbank zu bedienen. Als Gegenleistung wollten sie nur Informationen über die Ergebnisse haben, sodass Hyatt und seine Kollegen ihre Datenbank damit füttern konnten. Das alles verlief sehr häufig nach dem Schema ‘Learning by Doing’. Hyatt hat herausgefunden, wie man das Zellgewebe desinfizieren und bearbeiten kann. Er hat sogar eine Methode zum Trockenfrieren entwickelt, um es transportfähig zu machen. Heute arbeiten wir sehr viel konzentrierter und beschränken den Zugriff des Materials auf Militär-Chirurgen.”
    “Wo wird das Knochen- und Zellgewebe bearbeitet?”
    “In Jacksonville. Ich habe den Pathologen Dr. McCleary empfohlen. Er hat sich, obwohl er schon im Ruhestand war, für das Programm anheuern lassen. Seine Arbeitskapazität ist wirklich erstaunlich, und das mithilfe eines einzigen Assistenten.”
    “Also, Sie schicken ihm Ihre … Knochen? Ihr … überschüssiges Material?”
    Ganz nickte und lächelte über Platts Wortwahl. “Das ist ein Teil des Programms, das ich hier begonnen habe.”
    “Warum wird nicht alles hier gemacht?”
    “In Jacksonville befand sich bereits ein gut ausgerüstetes und einsatzbereites Labor. Außerdem ist es praktisch der Nachbar von BIOMedics, der Firma, die die Präzisionsinstrumente herstellt.”
    “Wer präpariert

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