Knochenpfade
seinen Generator anschaltete.
“Mr. Larsen?” Der Typ ragte vor Scott in die Höhe. Oder vielleicht wirkte er auch nur durch diese enormen Arbeitsstiefel und mit seinem klotzigen Werkzeuggürtel so groß. Das aufgenähte Namensschild auf seiner Brusttasche verriet Scott, dass der Mann Ted hieß.
“Ja, richtig, das bin ich”, sagte Scott, während er seine Krawatte gerade rückte. Das war eine nervöse Angewohnheit, sofort hörte er wieder damit auf. Es war albern zu denken, dass er vor diesem Typen seine Autorität beweisen musste. “Ich glaube, die ganzen elektrischen Anschlüsse sind draußen um die Ecke.”
Scott zeigte ihm den Weg. Er spürte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief und sein frisch gebügeltes Hemd an der Haut klebte. Glücklicherweise hielt er immer ein paar Ersatzhemden im Büro bereit. Niemand traute einem verschwitzten Bestattungsunternehmer.
Der Himmel war trüb, aber trotzdem hielten die Wolken die Hitze nicht ab. Die Luft war höchstens noch feuchter als gestern. Scott bemerkte auch, dass der Wind aufgefrischt hatte. Verfluchter Mist, dieser Sturm könnte tatsächlich kommen.
“Hier ist es.” Er deutete auf die viereckige Metallbox, aus der oben und unten Elektrokabel führten.
Ted öffnete den Kasten.
“Ja, so sind sie für den Sturm gerüstet.”
Scott verkniff sich ein erleichtertes Seufzen. Natürlich war er gerüstet. Er musste einfach nur wissen, wie man diesen verdammten Generator anschaltete.
“Sie müssen diesen Schalter drücken.” Ted zeigte darauf. “Und dann den hier. In dieser Reihenfolge, okay?” Er redete mit Scott, als wäre er ein Drittklässler.
“Ja, sicher. Alles klar”, sagte Scott, obwohl er gern hinzugefügt hätte: “Du Idiot.”
“Dann müssen Sie diesen Hebel betätigen.”
“Hab’s verstanden. Ich nehme an, dann ist ja alles bereit.” Er drehte sich um und wollte den Mann wieder zurück zum Hintereingang bringen.
“Moment mal. Was ist das hier?” Ted hatte einen zweiten Kasten daneben geöffnet.
“Ach, das sind ein paar Anschlüsse, die ich nach dem Kauf des Hauses hinzugefügt habe. Ein Gang, der die beiden Gebäude verbindet, ein brandneuer begehbarer Kühlraum, ein paar Gefriertruhen. Die vorhandenen waren zu klein. Ziemlich veraltet.”
“Sie wissen, dass alles, was über diesen Verteiler läuft, nicht angeschlossen ist?”
“Was meinen Sie damit?”
“Der Generator wird nichts von dem, was Sie zusätzlich eingebaut haben, versorgen können.”
“Nein, das kann nicht sein.”
“Es ist nicht angeschlossen.” Ted zeigte auf die Unterseiten der beiden Kästen.
“Wird es lange dauern, die zusammenzuschließen?”
Ted lachte. Dann musste er wohl die Panik in Scotts Gesicht bemerkt haben. “Tut mir leid, Mann. Aber selbst wenn ich die verbinden könnte, hätte der Generator nicht genug Saft für den zweiten Schaltkreis.”
“Was zur Hölle soll ich denn jetzt machen?”
“Wenn Sie einen zweiten Generator haben, können Sie den direkt dort anschließen. Und sehen Sie zu, dass Sie dafür ein doppelt isoliertes Kabel benutzen. Sie haben gesagt, dass Sie einen begehbaren Kühlraum haben. Der braucht wahrscheinlich allein schon 5500.”
“Also gehe ich eben los und kaufe einen 5500er-Generator. Kein Problem.”
“Losgehen und einen kaufen? Sie meinen, Sie haben noch gar keinen zweiten?”
“Nein.”
“Vielleicht können Sie ja den von zu Hause benutzen?”
“Zu Hause habe ich keinen. Dann muss ich wohl zu Home Depot oder Lowes und einen besorgen?”
Jetzt lachte der Typ schon wieder.
“Ich glaube kaum, dass Sie noch einen finden. Jedenfalls nicht hier in Pensacola. Ich gehe jede Wette ein, dass inzwischen alle ausverkauft sind.”
33. KAPITEL
Pensacola
Liz brachte das Pensacola News Journal herein und reichte es ihrem Vater auf dem Weg in die Küche.
“Vielen Dank, mein Schatz.”
“Dad, du wirst nie erraten, wer mir gestern Abend am Strand über den Weg gelaufen ist.”
“Wer denn?”
“Scott.”
“Scott?”
“Scott Larsen, dein Schwiegersohn.”
“Scott? Am Strand? Scott geht nie an den Strand.”
“Na ja, gestern Abend war er da. Und er war betrunken.”
“Betrunken? Scott? Scott trinkt doch nie.”
“Sehr betrunken.”
“Vielleicht mal ein Bier ab und zu. Das ist alles, was ich ihn jemals hab trinken sehen. Was machst du denn da?” Er war ihr in die Küche gefolgt und stand nun neben ihr. Was auf dem Herd stand, interessierte ihn deutlich mehr als das, was sie ihm
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