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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Hurrikan gelernt hatte. So war Eis zum Kühlen da, und das restliche Wasser konnte sie trinken.
    Da Fenster und Terrassentür mit Holzbrettern verbarrikadiert waren, drang kein Licht mehr ins Haus. Das erinnerte sie daran, dass sie Kerzen und Streichhölzer in eine Plastiktüte legen musste. Die deponierte sie an einer Stelle, die sie leicht erreichen könnte, wenn der Strom ausfiel. Das Gleiche tat sie mit den Ersatzbatterien.
    Ihr Badezimmer war der einzige Raum ohne Außenwände. Das hatte sie als ihre Notunterkunft eingerichtet. Auf der Anrichte standen alle wichtigen Gebrauchsgegenstände: ein batteriebetriebenes Radiogerät, ein paar Taschenlampen, ein schon angeschlossenes Telefon, eine Kühltasche mit Sandwiches, ihre Medikamente und sogar eine Spitzhacke, die für sie fast zu schwer war. Alles, was sie für einen zehn- bis zwölfstündigen Aufenthalt hier benötigte.
    Sie wollte gerade wieder die Treppe hochsteigen, als es an der Hintertür klopfte. Die Leute vom Sheriffbüro waren schon bei ihr gewesen. Auch ihre Nachbarn hatten sich bereits verabschiedet. Sie lugte durch den Spion. Als sie das Abzeichen am Ärmel des Mannes sah, stöhnte sie auf. Sollte das ein letzter verzweifelter Versuch der Behörden sein?
    “Ich habe dem Deputy des Sheriffs bereits erklärt, dass ich hierbleibe”, sagte sie, als sie die Tür so weit öffnete, wie die Sicherheitskette es zuließ.
    “Hallo, Mrs. Mills”, sagte der junge Mann lächelnd. “Wir haben uns gestern bei Mr. B kennengelernt. Joe ist mein Name, Joe Black.”

53. KAPITEL
    Jachthafen
    Pensacola Beach
    Walter parkte seinen Imbisswagen so nahe beim Hafen wie möglich. Hier war heute Morgen am meisten los. Beim Hafenzoll hatten sie ihn gewarnt, dass um eins die Brücke gesperrt würde. In der entgegengesetzten Fahrtrichtung fuhren die Wagen Stoßstange an Stoßstange. Wahrscheinlich wäre es doch besser gewesen, zu Hause zu bleiben und sich irgendwie sinnvoll zu beschäftigen. Aber er hatte bereits alle Vorbereitungen für den Sturm getroffen, und im Moment gab es nicht mehr zu tun. Er wollte nicht zu Hause sitzen und warten. Wenn der Hurrikan erst mal stundenlang wütete, konnte er noch genug warten.
    Der Hafen war voll von Bootsleuten, die auf den letzten Drücker noch versuchten, ihre Schiffe – kleine wie große – so gut wie möglich festzumachen. Einige luden ihre Boote auf Anhänger. Ein paar ganz Mutige – oder eher Dumme, wie Walter fand – stachen in See in der Hoffnung, ihr Gefährt in Gewässer abseits vom Pfad des Hurrikans schaffen zu können.
    Dieselgeruch lag in der Luft, und es herrschte eine eigenartige Spannung. Kleine Streits drohten in Handgemenge auszuarten. Das Lauern und Warten der vergangenen Tage mündete schließlich in die unumstößliche Gewissheit, dass Isaac tatsächlich hierherkam. Es gab keine weiteren Prognosen mehr. Keine Hoffnung darauf, dass der Sturm in letzter Minute abdrehte. Es war unausweichlich. Jetzt hieß es nur noch, alles so gut wie möglich festzuzurren und die Schotten dicht zu machen.
    Walter stellte sich mit seinem Imbiss in die Ecke eines Hafenparkplatzes, wo die Bootsleute ihn sehen und einen Schwatz mit ihm halten konnten. Howard Johnson, der Besitzer des Jachthafens und eines Geschäfts für Tiefseefischer-Zubehör, hatte Walter eingeladen, seinen Imbiss hier aufzubauen, wann immer er mochte. Im Ausgleich dafür hielt Walter immer eine spezielle Flasche Cognac bereitgestellt, bei der er und Howard am Ende eines harten Arbeitstages ihre Geschichten austauschen konnten.
    Walter beschloss, heute nur eine Stunde zu bleiben. Er würde alles, was er noch an Essen dabei hatte, gratis verteilen. Je nachdem, was zuerst zu Ende ging – die Stunde oder seine Vorräte –, würde er dann nach Hause fahren.
    Zuerst schenkte er dem Lieferwagen, der am Gehsteig direkt neben dem Dock hielt, keine große Aufmerksamkeit. Der Fahrer mühte sich mit einem riesigen Sack ab, den er von der Ladefläche hievte und wegschleifte. Nichts Besonderes hier. Solche Taschen hatte Walter zuhauf gesehen. Jemand hatte ihn mal darauf aufmerksam gemacht und sie Thunfischbeutel genannt. Die Fischer benutzten sie für dicke Fänge, die nicht in den Kühler passten. Diese Säcke waren nicht nur groß, sondern auch strapazierfähig und wasserdicht isoliert. Mit ihrem Fassungsvermögen von etwa einem Meter achtzig mal neunzig sahen sie aus wie überdimensionale Tragetaschen mit einer Fütterung, die man herausnehmen und waschen konnte.
    Walter

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