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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Fuß, so dass die Asche verstreut wurde. Es musste wehtun. Sie starrte auf die glimmende Kippe, als wollte sie einschätzen, was sie verloren hatte.
    Ich bückte mich und hob die Zigarette auf. Sie nahm sie wortlos und steckte sie wieder in den Mund.
    »Tut mir leid, wenn ich Sie aufgeregt habe«, sagte ich.

    »Aufgeregt? Das glaube ich nicht. Zeigen Sie mir noch mal Ihren Ausweis.«

33
    Kelly Vanders rosa Sofas waren weich und nachgiebig. Ihre Eigentumswohnung wirkte wie eine vorläufige Unterkunft.
    Die Musik kam aus dem Siebzig-Zoll-Fernseher; von einem Kabel- oder Satellitensender, der Sänger und Standards spielte. Auf Jack Jones folgte Eydie Gorme, der alle Schuld dem Bossa Nova gab.
    Kelly berührte die Limoflasche. »Fresca? Wenn Sie etwas mit Koffein wollen, habe ich auch Diet Pepsi.«
    »Nein danke.«
    Sie rauchte die Zigarette bis zum Filter auf und warf sie in die Küchenspüle. Zündete sich sofort eine Winston Light an. »Manche Leute meinen, dieses Diätzeug bekommt einem nicht, aber ich glaube, es ist besser als der ganze Zucker. Larry müsste bald zurück sein.«
    Sie nahm etwas von der Wand und brachte es zu mir.
    Eine Zeitungsanzeige, gerahmt und hinter Glas. Eine farbige Doppelseite der May Company , Mädchenkleidung und Pullis im Räumungsverkauf. Einunddreißig Jahre alt.
    »Das bin ich.« Sie deutete auf ein blondes Mädchen in einem karierten Trägerkleid. Auch ohne die Fältchen hatte Kelly Vanders Mund etwas Affenartiges, so dass ich sie sofort erkannt hätte.
    »Haben Sie gemodelt?«
    Sie setzte sich auf eine rosa Sofaecke. »Ich bin jetzt eins fünfundsechzig. Früher war ich zweieinhalb Zentimeter größer, bevor sich meine Wirbelsäule verkürzt hat. Aber selbst damit war ich zu klein für den großen Auftritt. Anfangs hat
man mich lediglich Kinderkleidung tragen lassen. Ich habe erst spät einen Busen bekommen, weil … sobald ich Brüste hatte, hat mich die Agentur sofort zu den Jugendlichen abgeschoben, und dort bin ich dann auch geblieben. Dadurch habe ich Simon kennen gelernt. Er war im Textilgewerbe, Vertreter für einen Hersteller von synthetischen Strickwaren in Downtown. Es gab eine Modenschau für Einkäufer, für die man einen Laufsteg im Scottish Ride aufgebaut hat, einem Laden, in dem es geknarrt hat wie in einem Spukhaus.«
    »Drüben in Hancock Park«, sagte ich. »In der Nähe des Ebell Theatre.« Ich fragte mich, ob ihr Kelvin Vanders Konzertsaal eine Reaktion entlockte.
    Kelly Vander nickte. »Genau dort. Es war Karma.« Sie goss sich ein Glas Fresca ein. »Sind Sie sicher, dass Sie nichts wollen?«
    »Danke. Was war Karma?«
    »Dass ich Simon kennen gelernt habe. Wir Mädchen waren alle angetreten, und sie haben uns aufs Geratewohl Sachen gegeben. Ich habe zufällig ein Ensemble von seiner Firma bekommen. Blau, zweireihig. Mit Metallknöpfen. Ich sah aus wie ein Matrose.« Sie fasste sich an den Kopf, gestattete sich ein schartiges braunes Lächeln. »Ich habe sogar eine Matrosenmütze getragen. War alles aus schundigem Polyester und total kratzig. Ich konnte es kaum abwarten, das Zeug wieder loszuwerden. Simon kam später zu mir hoch. Er hatte einen großen Auftrag an Land gezogen und hat sich bei mir bedankt. Er war ein bisschen älter als ich. Kam mir so gebildet vor …«
    Sie stieß Rauch aus. Nikotinschwaden waberten über ihr Glas, so dass die Limonade aussah wie ein Zaubertrank.
    »Sie sind Psychologe, was? Davon hab ich jede Menge kennen gelernt. Ein paar gute, ein paar weniger gute.«
    »Weniger gute ist besser als schlechte.«

    »Sie arbeiten für die Polizei?«
    »Ich bin Freiberufler.«
    »Muss interessant sein.«
    »Das kann es sein.«
    Breites Grinsen. »Was war Ihr aufregendster Fall?«
    Ich lächelte ebenfalls.
    Sie sagte: »Ich kann keinem von ihnen Vorwürfe machen. Ich meine, den Psychologen, die mir helfen wollten. Ich war beratungsresistent. ›Chronische Essstörung, beratungsresistent. ‹ Sie haben mir gesagt, wenn ich nicht aufhöre zu hungern, würde ich einen Herzanfall kriegen und tot umfallen. Sie haben mir Angst gemacht, aber nicht genug, wissen Sie? Es ist, als hätte mein Gehirn zwei Teile, einen, der denkt, und einen, der verlangt . Einer der Ärzte, der mir geholfen hat, hat gesagt, ich müsste mir neue Gewohnheiten aneignen. Er ließ mich Übungen machen - geistige, meine ich. Den denkenden Teil dazu bringen, dass er dominiert. Können Sie das nachvollziehen?«
    »Durchaus.«
    »Jetzt geht’s mir gut.« Sie strich mit den Händen

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