Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
Reaktion.
»Sie war also vor genau fünfzehn Tagen zum letzten Mal hier?«
»Ja.«
»In welcher Verfassung war sie?«
»Meiner Ansicht nach war alles bestens.« Huck hatte den Blick auf die Feldsteine gerichtet. »Ich habe sie reingelassen und danach wieder rausgebracht. Ihr ging’s gut.«
Reed fragte: »Wissen Sie, ob ihr irgendjemand etwas antun wollte?«
»Ihr was antun? Sie ist zum Unterricht hergekommen. Genau wie die anderen.«
»Welche anderen?«
»Kelvin wird zu Hause unterrichtet. Alle Fachlehrer kommen hierher - für Kunst, Turnen, Karate. Ein Kurator aus Deutschland lehrt ihn Kunstgeschichte.«
»Kelvin geht also nicht auf eine normale Schule?«
»Kelvin ist zu klug für eine normale Schule.« Eins von
Hucks Beinen knickte ein, und er stützte sich auf der Haube des Zivilfahrzeugs ab. Seine Stirn war klatschnass.
Moe Reed sagte: »Klug und ein guter Klavierspieler.«
»Er spielt Klassik«, erwiderte Huck, als erklärte das alles.
»Wie lange hat ihn Selena Bass unterrichtet?«
»Sie … Ich würde sagen … ein Jahr. Ungefähr.«
»Wo fand der Unterricht statt?«, fragte Milo.
»Wo? Hier im Haus.«
»Nicht bei Selena?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Warum nicht?«
»Kelvin hat einen engen Terminplan«, sagte Huck. »Zeit fürs Fahren zu verschwenden käme nicht in Frage.«
»Die Klavierstunden fanden also nicht zu einem festen Termin statt.«
»Richtig, je nachdem«, sagte Huck. »Es konnte einmal die Woche sein oder jeden Tag.«
»Je nachdem, was Kelvin gerade braucht.«
»Wenn er ein Konzert hatte, war Selena öfter hier.«
»Hat Kelvin viele Konzerte gegeben?«
»Nicht allzu viele … Ich kann’s immer noch nicht glauben … Sie war so ein netter Mensch.«
»Was können Sie uns sonst noch über sie sagen, Sir?«
»Sie war nett«, wiederholte Huck. »Ruhig. Angenehm, immer pünktlich.«
Moe Reed sagte: »Sie wurde für den Unterricht mit Kelvin gut bezahlt.«
»Darüber weiß ich nichts.«
»Sie stellen keine Schecks aus?«
»Ich kümmere mich bloß um das Haus.«
»Wer stellt die Schecks aus?«
»Mr. Vanders Vermögensverwalter.«
»Wer ist das?«
»Die sitzen in Seattle.«
Milo hakte nach: »Sie kümmern sich um die Häuser , nehme ich an - im Plural?«
»Pardon?«
»Es gibt noch ein Haus am Strand.« Milo deutete mit dem Daumen in Richtung Ozean.
»Ach, das«, sagte Huck. »Das war Mr. Vanders Haus, bevor er geheiratet hat. Er ist nicht oft dort.«
»Er hat dort ein Auto stehen.«
»Den alten Kombi? Wahrscheinlich ist die Batterie leer.«
»Eine Bleibe direkt auf dem Sand«, sagte Milo. »Ein Jammer, dass man so was nicht nutzt.«
»Mr. Vanders ist viel auf Reisen«, erklärte Huck.
»Gehört das auch zu Kelvins Privatunterricht?«
»Pardon?«
»Den Horizont erweitern - die Welt sehen, etwas über andere Kulturen erfahren.«
»Manchmal.« Hucks Stirn glänzte, wie mit Eidotter eingerieben. »Das ist wirklich erschütternd.«
»Sie mochten Selena.«
»Ja, aber … Es ist doch so … Wenn man jemanden kennt und dann ist er auf einmal …« Huck riss die Arme hoch. »Mr. Vander muss das erfahren. Kelvin und Mrs. Vander ebenfalls. Sie werden … Wo kann ich Sie erreichen?«
Reed reichte ihm eine Karte.
Huck bildete stumm Reeds Namen.
Milo sagte: »Wir versuchen Selenas nächste Verwandte
ausfindig zu machen. Haben Sie irgendeine Ahnung, wo wir die finden können?«
»Nein, tut mir leid«, sagte Huck. »Der arme Kelvin … Er wird eine neue Lehrerin brauchen.«
Wir fuhren zum Pacific Coast Highway zurück und waren ein paar Minuten später am La Costa Beach, wo Reed eine Spitzkehre hinlegte und vor einer Wand aus Zedernholzbrettern anhielt.
Das Grundstück zwar ungefähr zwölf Meter breit und nur ein paar Schritte vom Highway entfernt. Rechts von der Wand stand eine Garage aus Zedernholz. Eine für Fußgänger bestimmte Tür war abgeschlossen. Milo drückte auf die Klingel. Niemand meldete sich. Er klemmte seine Karte unter den Griff.
Als wir in die Stadt zurückkehrten, sagte Moe Reed: »Was halten Sie von Huck?«
»Ein komischer Kerl.«
»Er hat jedenfalls mächtig geschwitzt. Und noch was anderes … Kann den Finger nicht drauflegen, aber … Als wäre er zu sehr auf der Hut. Lieg ich daneben, Lieutenant?«
»Der Typ war eindeutig fickrig, mein Junge. Aber das könnte auch bloß die typische Nervosität eines Angestellten sein - hat Angst, den Boss aufzuregen. Willst du auch was beisteuern, Alex?«
Ich äußerte meine Theorie
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