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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dann meldete sich eine jungenhaft klingende Stimme. »Ja?«
    »Polizei. Wir möchten mit Mr. Simon Vander sprechen.«
    »Polizei?«
    »Ja, Sir. Wir müssen mit Mr. Vander reden.«
    Ein Takt Pause. »Er ist nicht da.«
    »Wo können wir ihn finden?«
    Zwei Takte. »Sein letzter Aufenthaltsort war Hongkong.«
    »Geschäftsreise?«
    »Er ist unterwegs. Ich kann ihm aber eine Nachricht zukommen lassen.«

    »Mit wem spreche ich, Sir?«
    Wieder Zögern. »Mit Mr. Vanders Grundstücksverwalter.«
    »Ihr Name bitte?«
    »Travis.«
    »Könnten Sie bitte kurz zum Tor kommen, Mr. Travis?«
    »Darf ich fragen, worum es …«
    »Warum kommen Sie nicht raus, dann erklären wir’s Ihnen.«
    »Äh … Moment.«
    Kurz darauf wurde die Hoftür geöffnet. Ein Mann in einem marineblauen Hemd, hellen Jeans und einer großen, grauen Strickmütze blinzelte in unsere Richtung. Das Hemd war weit und hing über die Hose, so dass die Schöße flatterten wie Brecher. Seine Jeans ringelte sich über weißen Sneakers. Die Mütze hatte er bis auf die Ohren heruntergezogen.
    Mit unsicherem Gang kam er auf uns zu - er hatte eine schiefe Schulter und drehte einen Fuß bei jedem Schritt nach außen. Es sah so aus, als würde er jeden Moment stolpern. Beim Tor angekommen musterte er uns durch die Eisententakel und bot uns den eisengestreiften Blick auf ein langes, hageres Gesicht mit hohlen Wangen und tief liegenden braunen Augen. Ein Dreitagebart, größtenteils schwarz, mit ein paar grauen Stoppeln, bedeckte sein Gesicht. Stoppeln wuchertern auch auf dem Teil des Schädels, den die Mütze nicht verbarg. Sein Mund war nach links verzogen, so als würde er ständig irgendwas bereuen. Das und der ruckhafte Gang deuteten auf eine Art neurologische Schädigung hin. Ich schätzte ihn auf fünfunddreißig bis vierzig. Ziemlich jung für einen leichten Schlaganfall, aber das Leben kann grausam sein.
    Milo schob seine Dienstmarke durch die Tentakel.
    »Guten Tag, Mr. Travis.«
    »Huck. Travis Huck.«

    »Dürfen wir reinkommen, Mr. Huck?«
    Eine langfingrige Hand drückte auf die Taste einer Fernbedienung, und das Tor schwang nach innen auf.
    Wir parkten vor der nächsten Dattelpalme und stiegen aus. Das Anwesen lag deutlich über den Nachbargrundstücken. Es mussten mindestens zwei Hektar Land sein, eines Bergkönigs würdig. Wellige Zierrasenflächen und Beete mit wuchernden Geranien wahrten Zurückhaltung. Der Knalleffekt war eine steil abfallende Klippe, umrahmt von einem endlosen Pool, der scheinbar fast den Pazifik berührte.
    Von nahem verlor das Haus jede Bescheidenheit. Durch die eingeschossige Bauweise bot es einen herrlichen Blick auf den Ozean, aber die Ausmaße schluckten jede Menge Land.
    Travis Huck schob einen Finger unter seine Mütze und schnippte Feuchtigkeit hinter seinem Ohr weg. Sein Gesicht glänzte. Ein warmer Tag für Wolle. Aber vielleicht geriet er bloß leicht ins Schwitzen. »Wenn Sie eine Nachricht für ihn haben, kann ich sie Mr. …«
    »Die Nachricht lautet«, sagte Milo, »dass eine Frau namens Selena Bass ermordet aufgefunden wurde und wir mit allen reden, die sie kannten.«
    Huck zwinkerte. Sein trauriger schiefer Mund verzog sich zu einem ausdruckslosen Strich, der nicht zu der Anspannung um seine Augen passte.
    »Selena?«, fragte er.
    »Ja, Sir.«
    »Oh … nein.«
    »Haben Sie sie gekannt?«
    »Sie gibt Musikunterricht. Für Kelvin. Den Sohn von Mr. und Mrs. Vander.«
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen, Mr. Huck?«
    »Zum letzten Mal? Ich weiß nicht - wie schon gesagt, sie gibt Unterricht. Wenn er ihn braucht.«

    »Kelvin.«
    Huck zwinkerte wieder. »Ja.«
    »Die gleiche Frage, Sir.«
    »Pardon?«
    »Wann Sie sie zum letzten Mal gesehen haben.«
    »Lassen Sie mich nachdenken«, sagte Huck. Es klang, als ob er wirklich um Erlaubnis bitten wollte. Schweiß lief ihm übers Kinn und tropfte auf die Feldsteine. »Ich würde sagen, vor zwei Wochen …« Er zupfte an seiner Mütze. »Nein, vor fünfzehn Tagen. Vor genau fünfzehn Tagen.«
    »Sie wissen das, weil …«
    »Mrs. Vander und Kelvin sind an diesem Tag direkt nach Kelvins Unterricht abgereist. Und das war vor fünfzehn Tagen. Kelvin hat Bartók gespielt.«
    »Wohin abgereist?«
    »In die Ferien«, sagte Huck. »Es ist Sommer.«
    »Die ganze Familie ist also auf Reisen?«, erkundigte sich Reed.
    Huck nickte. »Darf ich fragen, was mit Selena passiert ist?«
    »Bislang können wir Ihnen nur sagen, dass es nicht angenehm war«, sagte Milo.
    Keine

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