Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
Vermögensverwalter von Vander reden und mich nach den anderen Lehrern erkundigen, die Hausbesuche machen?«, fragte Moe Reed.
»Sie meinen, dass Selena möglicherweise von jemandem, den sie bei der Arbeit kennen gelernt hat, umgebracht wurde?«, sagte Milo.
»Mir geht’s eher um Arbeitskollegen, die uns mehr erzählen können als Huck. Vielleicht haben wir in ihrer Wohnung deshalb keine Hinweise auf ein Privatleben gefunden, weil sie sich für Kelvin Vander ständig auf Abruf bereithalten musste und für nichts anderes mehr Zeit hatte.« Er schüttelte den Kopf. »Fünfzig Riesen für den Unterricht von einem einzigen Kind … Was ist, wenn Selena wegen ihrem Kontakt zu der Familie sterben musste?«
»Selena und die drei anderen Frauen ohne rechte Hand?«
Reed antwortete nicht. Kurz darauf murmelte er: »Kein Privatleben, aber das Bustier und die anderen Sachen. Wie Sie schon sagten, Lieutenant, vielleicht hat sie irgendwo anders
gefeiert. Und soweit wir bislang wissen, ist das Haus der Vanders der einzige andere Ort, an dem sie sich aufgehalten hat.«
»Hat das Kind auf Bartók gedrillt«, sagte Milo, »und schleicht sich dann auf einen Quickie mit dem Karatetrainer ins Poolhaus.«
Reed schwieg.
»Klar, rufen Sie die Vermögensverwalter an, und lassen Sie sich alles geben, was Sie über das Personal in Erfahrung bringen können. Solange die anderen Leichen nicht identifiziert sind, sitzen wir sowieso fest.«
»Fünfzig Riesen«, sagte Reed, »könnten auch dazu geführt haben, dass der Boss gewisse Erwartungen hat. Huck sagt zwar, Vander sei außer Landes, aber die Reichen erledigen ihre Dreckarbeit doch nie selber, die engagieren jemanden.«
»Reich, ergo Schurke«, fasste Milo zusammen. »Ich meine ja bloß, dass diese Leute sich manchmal gewisse Rechte herausnehmen.«
»Für Sie und mich, Moe, sind fünfzig Riesen viel Geld. Jemand wie Vander zahlt vermutlich mehr für die Versicherung seiner Pfannen und Töpfe. Aber klar, gehen Sie dem nach, mal sehn, was Sie ausgraben. Erkundigen Sie sich außerdem bei den Anthropologinnen.«
»Wird gemacht«, sagte Reed. »Danke, Lieutenant.«
»Wofür?«
»Die Schulung.«
Milo grinste. »Zunächst mal haben wir gemeinsam so viel Frust geschoben, dass Sie mich ab sofort Milo nennen dürfen. Zweitens schicke ich Ihnen die Rechnung für die Schulung.« Er reckte sich und lachte. »Sind fünfzig Riesen angebracht?«
8
Als wir wieder in seinem kleiderkammergroßen Büro waren, las Milo noch mal die E-Mail von ingrbass345. Er fuhr seinen Computer hoch, gab Ingenieurin und Bass ein - und bekam tatsächlich allerhand Treffer, aber nichts Passendes.
»Wird Zeit, dass wir wieder zu ihrer E-Mail-Adresse zurückgehen … Bingo … Website von Isabelle Nicole Green-Bass - hat anscheinend einen Laden für alten Schmuck in … Great Neck, New York … Hier ist ein Bild von ihr mit dem Glitzerzeug. Die beiden sehen sich ziemlich ähnlich, oder nicht?«
Die Frau auf dem Bild war über fünfzig, hatte ein schmales Gesicht und stand hinter einer Vitrine mit Armbändern. Kurze weiße Haare, die in ungleichmäßigen Ponyfransen nach vorn gekämmt waren - Selena Bass in dem fortgeschrittenen Alter, das sie nie erreichen würde.
»Genetik«, sagte ich nur.
»Das wird lustig.« Er holte tief Luft und griff zum Telefon.
Zwanzig Minuten später legte er auf und gähnte.
Das Durchatmen wirkte ganz und gar nicht lässig. Eher erschöpft.
Isabelle Green-Bass hatte geschrien, geschluchzt, aufgelegt. Eine Minute später hatte sie zurückgerufen, sich entschuldigt. Und wieder geweint.
Milo hörte sich alles an, während er auf einer nicht angezündeten Panatela herumkaute. Als sie endlich verstummte, fragte er sie aus.
Selena war das einzige Kind aus ihrer zweiten Ehe. Aus der ersten stammten zwei Söhne, von denen einer in Oakland lebte. Wo sie selbst im Moment war und ihre neugeborene Enkelin besuchte.
»Ich dache, es wäre der glücklichste Augenblick in meinem Leben«, sagte sie.
Sie hatte Selena seit fünf Jahren nicht mehr gesehen. Die E-Mail war eine von einer Handvoll, die sie in letzter Zeit ausgetauscht hatten.
Selena hatte sich gemeldet. Endlich .
Milo fragte, warum das so lange gedauert hätte, worauf sie von neuem losschluchzte.
»Ich fliege morgen runter«, schniefte sie.
Um vier Uhr nachmittags rief ein stellvertretender Chef namens Henry Weinberg an und erkundigte sich, wie die Ermittlungen zu den Marschmorden vorankamen.
Milo schaltete ihn
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