Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
Papierkram.«
»Glauben Sie, dass er so dämlich ist?«, sagte Reed. »Dass er dorthin zurückkehrt, wenn die ganzen Leichen auftauchen, meine ich?«
» Sie sind doch derjenige, der ihn unbedingt überwachen will, mein Junge.«
Schweigen.
Schließlich sagte Milo: »Yeah, es wäre dämlich, aber ohne dämliche Kriminelle wäre der Job so erfreulich wie Krebs. Und aus Hucks Sicht gibt es nicht viel Druck. Wir haben zwei Minuten mit ihm geplaudert, sind nicht zurückgekommen und haben bei der Pressekonferenz betont, dass es keine Hinweise gibt. Er muss das Gefühl haben, dass wir nicht das Geringste wissen. Was ja nicht weit von der Wahrheit entfernt ist.«
»Er fühlt sich sicher, folglich schlägt er zu«, meinte Reed.
Ich sagte: »Die Art und Weise, wie er mordet, deutet darauf hin, dass sein Selbstbewusstsein zunimmt. Er fängt mit Frauen an, bei denen man meinen könnte, dass sich niemand um sie schert, und verscharrt sie. Als tatsächlich niemand dahinterkommt, steigt er auf jemanden um, der aller Wahrscheinlichkeit nach vermisst gemeldet wird, lässt sie offen rumliegen und ruft dann zur Sicherheit auch noch an.«
»Mr. Zischel«, sagte Reed. »Und alles geht in der Marsch vor sich. Was soll das, will er in einer Gegend bleiben, in der er sich wohlfühlt?«
»Die Marsch könnte auch ein Teil des Reizes sein«, wandte ich ein.
»Der Ort törnt ihn an? Inwiefern?«
»Dr. Hargrove hat sie als geheiligten Boden bezeichnet«, sagte ich. »Lustmördern geht es häufig um Macht durch Entweihung. Welcher Ort wäre besser dafür geeignet, um sein Werk zur Schau zu stellen? Es könnte auch einen praktischen Grund geben. Die Marsch ist für die Allgemeinheit nur begrenzt zugänglich. Wenn der Mörder die Leichen weiter im Schlamm versteckt hätte, wären seine Verbrechen noch jahrelang nicht entdeckt worden.«
»Stattdessen beschließt er, sie bekannt zu machen.« Reed stieß einen leisen Pfiff aus. »Das Leben kann verzwickt sein.«
»Das ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem Spitzenkriminalisten, mein Junge«, sagte Milo.
»Was?«
»Dahinterzukommen, dass man in einer anderen Welt lebt.«
Tauben hatten auf Reeds gemietetem Cadillac eine Party gefeiert. »Die Geschichte meines Lebens«, knurrte er und klang auf eine geradezu unheimliche Art und Weise wie Milo.
Sein Handy klingelte. »Reed … Tut mir leid, Ma’am … ja, absolut, Ma’am.« Er zückte seinen Block, kritzelte etwas.
»Das war Mary Lewis, Sheralyn Dawkins’ Mutter. Sie wohnt in Fallbrook. Was ist wichtiger, mit ihr reden oder Huck überwachen?«
»Sie«, entschied Milo. »Nehmen Sie ein Abstrichbesteck mit. Zumindest kriegen wir eine Bestätigung, ob es sich wirklich um Sheralyn handelt. Ich überwache solange Huck.«
»Je nachdem, was sie zu sagen hat, Lieutenant, kann ich sofort aufbrechen, zurückfahren und in acht, neun Stunden beim Haus der Vanders sein.«
»Wenn Sie jetzt aufbrechen, geraten Sie in den Stau, also vergessen Sie’s. Besorgen Sie sich das DNA-Besteck, packen Sie eine Reisetasche, und fahren Sie los, wenn der Verkehr dünner wird. Nehmen Sie die Küstenstrecke, und suchen Sie sich in Capistrano eine Unterkunft, was auch immer. Gönnen Sie sich eine Portion Meeresfrüchte zum Abendessen, sehen Sie fern, und schauen Sie morgen Früh bei Ms. Lewis vorbei.«
»Irgendwelche Vorschläge, wo ich absteigen soll?«
»Da die Dienststelle nicht fürs Ritz-Carlton bezahlt, haben Sie Glück, wenn Sie eine Matratze und ein Käsesandwich aus dem Automaten kriegen. Und füllen Sie um Gottes willen die Formulare aus - nein, vergessen Sie’s, ich übernehme das für Sie.
»Ich mach das schon«, sagte Reed. »Versprochen.«
»Bla bla bla bla bla.«
Die beiden fuhren zum Parkplatz des Pizza Palazzo, und ich machte mich auf den Heimweg.
Ich rief Robin an und fragte, ob ich etwas zum Abendessen mitbringen sollte.
»Ich bin dir zuvorgekommen«, sagte sie. »Hochrippe.«
»Aus welchem Anlass?«
»Hochrippe. Ich dachte, wir könnten Milo und Rick einladen. Falls Rick zufällig frei haben sollte.«
»Hast du Lust auf Gäste?«
»Ich habe mein Gastgeberinnenkleid und meinen Martini-Shaker, außerdem habe ich Rind für acht Personen gekauft, das sollte auch für Milo reichen. Die Idee ist mir gekommen, nachdem er dich heute Morgen angerufen hat. Ich habe seit
einer Ewigkeit nicht mehr mit ihm gesprochen - und privat haben wir die beiden schon länger nicht mehr gesehen.«
»Gute Idee«, sagte ich, »aber Milo
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