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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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zu Tode. Derjenige, der die Kartoffeln in Beschlag genommen hat, möge sie bitte weiterreichen.«
    Wir unterhielten uns zwanglos. Milo steuerte nicht viel dazu bei, sondern aß weiter wie ein Scheunendrescher. Rick bemühte sich nach Kräften darum, nicht auf die Portionen zu achten, die er in sich hineinstopfte; er versuchte nach wie vor, Milo zu einer Untersuchung zu locken.
    Blanche, die nebenan geschlafen hatte, kam hereingetapst. Sie war der einzige Hund, den Milo zugegebenermaßen mochte, aber als sie sich an seinem Bein rieb, beachtete er sie nicht weiter. Dafür nahm Rick Blanche auf den Schoß und kraulte ihr die Ohren.
    »Wuff«, sagte Milo und starrte ins Leere.
    »Dessert?«, fragte Robin.
    Rick winkte ab. »Danke, ich bin voll.«
    »Glückwunsch«, sagte Milo.
    »Wozu?«
    »Dass du für dich selber sprichst.«
     
     
    Wir gingen hinaus zum Teich, aßen Obst, tranken Kaffee, sahen den Fischen zu und versuchten die Sternbilder am mondlosen Himmel zu identifizieren.
    »Funkel, Funkel«, sagte Milo und zündete sich eine Zigarre an.
    »Wenigstens sind wir draußen«, sagte Rick, »da kannst du die Gastgeber nicht vergiften.«
    Milo zerzauste seine Haare. »Wie aufmerksam von mir.«
    »Darüber, was du deiner Lunge antust, reden wir lieber nicht.«
    Milo legte die Hand ans Ohr. »Ey, was war das, Sohnemann?«

    Rick seufzte.
    »Über schlichte Chemie bin ich erhaben«, entgegnete Milo.
    »Ah, die Theorie . Ruf das Nobelpreiskomitee an.«
    »Was für eine Theorie?«, fragte Robin.
    »Er macht den Job schon so lange, dass seine inneren Organe versteinert und immun gegen Giftstoffe sind.«
    »Ich bin ein Mann aus Granit«, erwiderte Milo und rauchte gierig. Er hielt seine Timex vor eine Energiesparlampe und sagte: »Ups, schon so spät«, stand auf, drückte die Zigarre auf einem Stein aus, umarmte jeden und ging.
    Rick hob den Stumpen auf, hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. »Wohin soll ich den werfen?«
     
     
    Um Mitternacht lagen Robin und ich im Bett.
    Sie schlief rasch ein. Ich schleppte mich durch die übliche Gehirnhygiene, versuchte mich zu beruhigen. War wieder in Missouri, beherrschte die Remington meines Vaters und fühlte mich größer als mein Vater - größer als ein Bär -, als das Telefon klingelte.
    »Hey, Al, du hast wirklich aufgeholt«, sagte Dad.
    Blödsinn - im Wald gibt’s keine Telefone. Ich zog mir die Decke über den Kopf.
    Blieb riesig.

18
    Robin war um sechs auf und arbeitete kurz darauf in ihrem Studio.
    Als ich zu ihr kam, zog sie gerade einen rasiermesserscharfen Minihobel über ein frisches Stück Fichtenholz. Der Größe und Stärke des Holzes nach zu schließen, sollte daraus der Resonanzboden einer Archtop-Gitarre werden.

    »Eine Stromberg-Kopie. Ich versuche es mit Diagonalbalken, mal sehen, ob ich ein paar interessante Nuancen rausholen kann.«
    »Ich habe dir Kaffee gebracht«, sagte ich.
    »Danke - du hast noch Schlaf in den Augen. Das war’s, schon weg. Bist du ausgeruht?«
    »Habe ich mich rumgeworfen?«
    »Ein bisschen. Hast du die Nachricht von deinem Anrufservice erhalten?«
    »Habe noch nicht abgefragt.« Ich gähnte. »Wann ist sie eingegangen?«
    »Es waren sogar zwei Anrufe. Um zwanzig vor eins und um fünf, beide von Milo.«
     
     
    Ich erreichte ihn an seinem Schreibtisch. »Hat Huck irgendwas gemacht?«
    »Huck hat wie üblich nichts gemacht. Aber wir haben eine weitere Leiche in der Marsch.«
    »Oh nein. Die arme Frau.«
    »Nicht ganz.«
     
     
    Am Abend zuvor hatten Silford Duboff und seine Freundin Alma Reynolds von halb acht bis neun ein veganes Abendessen im Real Food Daily am La Cienaga Boulevard genossen.
    »Genauer gesagt habe ich es genossen«, sagte Reynolds auf der anderen Seite des Einwegspiegels. »Sil war die ganze Zeit grummelig. Nachdenklich. Weswegen, konnte ich nicht rauskriegen. Ich fand den Abend frustrierend, blieb aber friedlich. Sil hat sein Lieblingsgericht auf der Speisekarte bestellt: das TV Dinner. Normalerweise heitert ihn das auf - gestern allerdings nicht. Er hat völlig dichtgemacht. Deshalb habe ich es nach einer Weile gar nicht mehr versucht, und wir beide haben einfach nur stumm gegessen.«

    Selbstbewusst, aber auch seltsam distanziert, erzählte sie Milo die Geschichte, so als unterrichte sie eine Klasse.
    Reynolds war eine große, stattliche Frau über fünfzig mit einer Adlernase, einer kräftigen Kinnlade, stechend blauen Augen und hüftlangen grauen Haaren, die stramm geflochten waren. Ihr

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