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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Sil?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    »Du lügst, ich merke das immer.«
    Schweigen.
    »Jemand ruft dich aus heiterem Himmel an, und du parierst wie ein Droid?«
    Schweigen.
    »Das ist doch absurd, Sil, ich bestehe darauf …«
    Schweigen.
    »Blinder Gehorsam tötet die Seele …«
    »Das Ausschlaggebende ist die Marsch.«
    »Der verdammten Marsch fehlt nichts, kriegst du das nicht in deinen Dickschädel?«
    »Offenbar nicht.«
    »Unglaublich. Jemand ruft an, und du kommst angehechelt wie ein Schoßhund.«
    »Vielleicht ist so was ja nötig, Alma.«
    »Was?«
    »Ein Hund. So hat man die Frauen gefunden.«
    »Ach, jetzt bist du also ein Kriminalist.Willst du das sein, Sil? Ein Droid in Uniform?«
    »Es dauert nicht lange.«

    »Und was soll ich so lange machen, während du rumschnüffelst?«
    »Bleib einfach einen Moment sitzen. Es dauert nicht lange.«
    Doch das stimmte nicht.
     
     
    Während Alma in dem am Jefferson Boulevard geparkten Wagen saß, nahe dem Zugang auf der Ostseite, wurde sie erst nervös, und schließlich bekam sie es mit der Angst zu tun. Schämte sich auch nicht, es zuzugeben. Denn ehrlich gesagt gruselte es sie in der Gegend immer, vor allem bei Nacht, und in dieser Nacht war es ganz besonders gruslig, weil es eine mondlose Nacht war. Der Himmel war bedeckt und pechschwarz.
    Weit und breit konnte sie niemanden sehen. Keinen Menschen.
    Auch wenn einige dieser dämlichen Eigentumswohnungen, die über ihr aufragten, diese ›abscheulichen Auswüchse des menschlichen Narzissmus‹, erleuchtet waren, nützte ihr das wenig, denn sie waren zu weit weg. Sie hätten gut und gern auch auf einem anderen Planeten sein können.
    Sie wartete auf Sil.
    Fünf Minuten. Sechs, sieben, zehn, fünfzehn, achtzehn.
    Wo, zum Teufel, war er?
    Alma bekämpfte ihre Nervosität mit Wut, eine Technik, die sie von einem Kollegen in Oregon gelernt hatte, der kognitive Psychologie gelehrt hatte. Tausche die Hilflosigkeit gegen eine aufbauende Emotion aus.
    Es klappte tatsächlich. Sie wurde immer hitziger, dachte an Sil, der so unverschämt, arrogant, zwangsneurotisch und gedankenlos war.
    Der sie einfach in dem verdammten Auto sitzen ließ.
    Wenn er zurückkam, würde er bitter dafür büßen müssen.
Zwanzig Minuten später war immer noch nichts von ihm zu sehen, und Almas Wut schlug allmählich wieder in Nervosität um. Schlimmer noch: in Angst. Sie schämte sich nicht, es zuzugeben.
    Es wurde Zeit für eine andere Strategie: Bekämpfe die Hilflosigkeit, indem du etwas unternimmst.
    Sie stieg aus dem Auto, ging auf die Marsch zu.
    Stieß auf tiefe Dunkelheit und blieb stehen.
    Rief seinen Namen.
    Bekam keine Antwort.
    Rief lauter.
    Nichts.
    Alma ging ein paar Schritte weiter, stieß auf viel zu tiefe Dunkelheit und blieb stehen - wo war Sils Stiftlampe -, sagte: »Schwing dich hierher, und bring mich gefälligst heim, und ruf mich nicht an, bis ich dich anrufe.«
    Der Schlag riss sie fast um.
    Eine harte, brutale Faust, mit so viel Wucht, dass sie das Gefühl hatte, die Hand durchbohre ihre Eingeweide.
    Der Schmerz fuhr ihr wie ein Stromstoß durch den Körper, nahm ihr den Atem.
    Der zweite Schlag traf sie seitlich am Kopf, worauf sie zu Boden ging.
    Ein Fuß trat ihr ins Kreuz.
    Sie rollte sich ein und betete darum, dass keine weiteren Hiebe auf sie einprasselten.
    Der Angriff endete ebenso schnell, wie er begonnen hatte. Schritte verklangen in der Nacht.
    Keine Motorengeräusche, deshalb blieb sie liegen und dachte: Er beobachtet mich. Wartete lange, bis sie sich mit der großen Frage beschäftigte:
    War das Sil?
    Wenn nicht, wo war Sil dann?

    Duboff war auf dem Fußweg niedergestochen worden. Rund dreieinhalb Meter hinter der Stelle, an der Selena Bass’ Leiche gelegen hatte, war der Boden voller Blutflecken. Jemand hatte sich das umliegende Erdreich bis zum Gehsteig sorgfältig vorgenommen und sämtliche Fußspuren verwischt. Man fand weder Haare noch Körpersäfte, die nicht von Duboff stammten - auch keine Reifenspuren, weder auf der einen noch auf der anderen Straßenseite.
    Ein tiefer Stich in den Rücken, mit so viel Kraft ausgeführt, dass eine Rippe gebrochen war, hatte Duboffs Lunge durchbohrt. Anschließend, als Duboff bäuchlings am Boden lag, hatte man ihm die Kehle von einem Ohr bis zum anderen aufgeschlitzt.
    »Der Täter hat vermutlich den Kopf hochgezogen«, sagte Milo. »Hat rumgelangt und zack.«
    Ein heimtückischer Überfall in der Dunkelheit, das musste nicht länger als ein paar Sekunden

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