Knochensplitter
Sol Urlaub machen konnten.
»Laz?«
»Ich schicke jemanden zu euch, um den Brief abzuholen.«
»Aye , aber sollen wir ihn jetzt drucken oder – «
Logan legte auf.
»Chef?«
Logan blickte von seinen Vernehmungsprotokollen auf. PC Guthrie stand in der Tür seines kleinen Büros, eine Hand hinter dem Rücken, während die andere sein Hosenbein streichelte, als sei es nervös und brauche Trost. Logan wandte sich wieder seinem Papierkram zu. »Du wirst noch blind, wenn du nicht damit aufhörst.«
»Ich hab hier den Erpresserbrief vom Aberdeen Examiner – willst du ihn haben?« Guthrie hielt einen transparenten Plastikbeutel hoch.
Logan schloss die Augen. »Nein, ich will ihn nicht haben. Ich will, dass du ihn in den dritten Stock bringst und ihn von der Kriminaltechnik –«
»Schon erledigt. Die Kollegen haben vom Umschlag und vom Brief selbst Fingerabdrücke genommen. Bill jagt sie gerade durch den Computer. Das Blut ist auf dem Weg ins Labor zur Analyse.«
»Schon?«
Ein Nicken. »Rennie meinte, du brauchst die Ergebnisse so schnell wie möglich, also …?«
»Und sie haben Fingerabdrücke gefunden?«
»Drei partielle und ein richtiges Prachtstück auf dem Briefpapier – Bill sagt, es ist ein fast perfekter rechter Daumen.«
Tja, das war eben der Unterschied zwischen Profis – wie denen, die Alison und Jenny entführt hatten – und idiotischen Trittbrettfahrern wie Shuggie Webster und Trisha Brown.
»Gut – danke, Allan. Tu mir doch bitte den Gefallen und hak wegen der GSM -Ortung von Shuggie Websters Handy nach. Wer weiß, vielleicht landen wir ja ausnahmsweise mal einen Treffer.«
Nachdem Guthrie davongewatschelt war wie ein zufriedener Pinguin, tippte Logan seine Vernehmungsprotokolle fertig ein. Dann verglich er sie mit denen von DI McPherson. Wie es aussah, hatte McPherson die Mensa in Beschlag genommen und Alisons Mitstudenten in alphabetischer Reihenfolge von einem Team von DC s abarbeiten lassen. Was bedeutete, dass, wer immer Beatrice »Alison-Klon« Eastbrook vernommen hatte, von dem Stalker-Altar an ihrer Zimmerwand nichts wissen konnte.
Eines hatte McPhersons Team allerdings gut gemacht: Sie hatten von der Universität Informationen über die Leistungen aller vernommenen Studentinnen und Studenten eingeholt, dazu Statements vom Leiter des Fachbereichs sowie einigen der Dozenten. Was Beatrice betraf, so war sie offenbar leidlich engagiert, allerdings neigte sie ein wenig zum Tagträumen und war nicht gerade die originellste Denkerin der Welt. Eine mittelmäßige Studentin, die vielleicht gerade so ein »Befriedigend« schaffen könnte, wenn sie sich viel Mühe gäbe.
Logan las die Kommentare bis zum Ende und drehte das Blatt dann noch einmal um. Offenbar hatte McPhersons Team nicht nach Vorstrafen gefragt.
Logan loggte sich in den Nationalen Polizeicomputer ein und gab Beatrice’ Namen in die Suchmaske ein. Nur für alle Fälle.
Drei Verwarnungen wegen Vandalismus, eine wegen Verschickens von Drohbriefen. Laut der West Midlands Police hatte Beatrice es einer Mutter von zwei Kindern übelgenommen, dass diese sie aufgefordert hatte, ihre Familie nicht länger zu belästigen. Man hatte ihr mit einem Kontaktverbot gedroht, und damit schien die Sache erledigt zu sein. Beatrice war also kein Neuling auf dem Gebiet des Stalking.
Vielleicht hatte sie sich gedacht, es wäre doch einfacher, Alison und Jenny zu entführen, anstatt ihnen ständig auf Schritt und Tritt zu folgen? Und Alison würde berühmter denn je sein, wenn sie schließlich freigelassen würde … Vielleicht war das alles ja ein verquerer Versuch, ihr zu helfen?
Beatrice Eastbrook wirkte nicht gerade wie die geniale Drahtzieherin und Bandenchefin, aber Logan griff dennoch nach dem Telefon und ordnete an, dass sie mit einem Streifenwagen abgeholt werden sollte, um ihnen »bei ihren Ermittlungen behilflich zu sein«. Vielleicht sollte er Goulding zu den Vernehmungen hinzuziehen, für eine kleine Runde »Psychologe gegen Psychologin«?
Dann wandte er sich wieder der Liste von Alison McGregors Kommilitonen zu.
Tanya Marsden hatte zwar über ihre Beziehung zu Bruce nicht die Wahrheit gesagt, doch der Polizeicomputer wusste nichts über sie zu berichten.
Laut seinen Dozenten war Stephen Clayton ein Einserstudent, doch er war mit einer ganzen Liste kleinerer Vergehen registriert, begangen im Alter von acht bis vierzehn Jahren. Nichts Ernstes, wahrscheinlich gerade genug, um Mami und Papi ein bisschen Herzklopfen zu
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