Knochensplitter
attraktiver zu machen.
Rennie bildete die Vorhut; er sprintete auf eine braune Tür zu, schlüpfte in geduckter Haltung hindurch und hielt sie dann für die anderen auf. Einer nach dem anderen trabten sie an ihm vorbei – hinein in einen düsteren Korridor mit einem Fenster am anderen Ende, das mit Pappe und braunem Paketklebeband abgedeckt war. Rennie stürmte die Treppe hinauf, und Logan mühte sich dranzubleiben, obwohl die verschorften Wunden an seinem Knöchel bei jedem Schritt protestierten. Erster Stock. Zweiter Stock …
»He, passen Sie gefälligst auf, wo Sie hintreten!« Eine alte Dame stand gebückt auf dem Treppenabsatz und malte mit einem Gummischrubber feuchte dunkle Streifen auf den Beton. »Ich hab da grad geputzt!«
Rennie zog den schwarzen Schal vor seinem Mund herunter. »Tut mir leid.«
»Das sollte es auch! Glauben Sie, ich hätte nichts Besseres zu tun, als hinter Ihren dreckigen Springerstiefeln herzuwischen?«
»’tschuldigung, tut mir leid …« Rennie schlich auf Zehenspitzen vorbei und rannte die nächste Treppe hinauf.
Hinter ihm zuckte Logan mit den Achseln. »Wir versuchen uns zu beeilen, aber vielleicht sollten Sie erst mal eine Teepause einlegen, wie wär’s?«
Sie schwenkte drohend ihren Mopp und besprenkelte seine schusssichere Weste mit Tannenduft-Putzwasser. »Erzählen Sie mir nicht, was ich zu tun habe, Sie mieser Faschist! Ich bin dreiundachtzig … Kommen Sie sofort her!«
Logan eilte hinter Rennie die Treppe hinauf, während er die Kollegen hinter sich »Sorry«, »Verzeihung« und »Sie machen das wunderbar, ehrlich!« murmeln hörte.
Dritter Stock. Rennie drückte sich flach an die Wand neben einer blauen Tür mit einer Nummer 5 aus Messing dran. Der Constable brachte seine MP 5 in Anschlag. »Großer roter Nachschlüssel?«
»Wir sind hier im dritten Stock – wohin soll er denn fliehen?« Logan streckte die Hand aus und drückte auf die Klingel.
Drinnen ertönte ein dumpfes Summen.
Eine Minute später rief jemand: »Moment noch, ich hab nichts an … «
Endlich ging die Tür auf. Ein Mann stand im Halbdunkel des Flurs und hielt mit einer Hand einen kurzen, zerschlissenen grünen Bademantel zusammen. Er fuhr sich mit der Hand über die Stoppeln, die seinen windschiefen Schädel bedeckten, musterte Logan von Kopf bis Fuß und steckte den Kopf in den Flur hinaus. Sah den Rest des Einsatzteams und schnaubte. »Na, dann kommen Sie besser mal rein.«
Zack Aitken saß zurückgelehnt auf seinem Stuhl und klappte ständig die Oberschenkel auf und zu, auf und zu, als ob er einen Blasebalg betätigte. In der Luft hing der unverkennbare, faulig-süße Geruch von Cannabis und abgestandenem Bong-Wasser.
PC Caldwell verzog das Gesicht. »Wär’s vielleicht möglich, dass Sie die Knie zusammenhalten? Oder wenigstens eine Unterhose anziehen? Das ist ja, als ob man zwei räudigen Hamstern zuschaut, die sich um ein Cocktailwürstchen streiten.«
»Also, es reicht jetzt.« Logan schnallte seinen Helm ab und warf ihn auf die Couch. »Wo ist er, Zack?«
»Wer?«
»Sie wissen , wen ich meine – Shuggie Webster. Wir haben sein Handy hierherverfolgt.«
»Dieser kleine Mistkerl …« Ein gequältes Lächeln. »Also, das war nämlich so – er hat mich gefragt, ob er sich mal mein Handy ausleihen könnte, um jemanden anzurufen, und ich dachte, klar, warum nicht – wozu hat man schließlich Freunde, nicht wahr?«
»Wo ist es?«
»Wa–«
»Wenn Sie jetzt ›was‹ sagen, dann schlepp ich Sie aufs Revier und lass von einem Arzt mit extragroßen Händen Ihre sämtlichen Körperöffnungen absuchen, das schwör ich Ihnen.«
» Aye , okay. Auf dem Fernseher. Und bevor Sie fragen – ich hab die Quittung irgendwo.«
Rennie nahm das Handy und warf es Logan zu. Er ging die Menüs durch, bis er die Anrufliste gefunden hatte. Und da war sie: eine zweiminütige Verbindung zu Logans Handy an diesem Morgen um zwei Uhr fünfundvierzig.
»Wo ist er?«
Aitken hob die Arme, bis sie auf gleicher Höhe mit seinen Schultern waren, wobei der Bademantel sich noch weiter öffnete. »Keine Ahnung. Shuggie wollte sich ’n Handy und ’n bisschen Cash borgen, nicht wahr? Ich hab keine Fragen gestellt.« Aitkens Grinsen war voller schiefer kleiner Zähne. »Wie gesagt, ich bin ’n guter Kumpel.«
Logan streifte seine Handschuhe ab und legte sie in den umgedrehten Helm. »Sie wissen, dass er Stress hat, nicht wahr?«
Das Lächeln wurde schmallippig. »Er hat ’n paar Probleme, ja.«
»Ein
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