Knochensplitter

Zeuge sagt, dass Trisha Brown am Samstagabend auf offener Straße entführt wurde. Jemand hat sie verprügelt. Fuhr eine blaue Limousine.«
    Das Lächeln verschwand ganz. »Scheiße.«
    »Ja, ›Scheiße‹. Scheiße ist genau der richtige Ausdruck. Shuggie Webster sitzt ganz tief in der Scheiße. Also, wenn Sie wirklich so ein ›guter Kumpel‹ sind, dann helfen Sie mir jetzt, ihm zu helfen.«
    »Im Ernst, ich hab keinen blassen Schimmer. Er stand gestern Abend bei mir vor der Tür, sah total fertig aus und fragte, ob er hier pennen könnte. Hat ’n paar Anrufe gemacht, sich zugekifft, hat sämtliche Schokopops aufgefressen und ist eingepennt. Dann ist er wieder aufgewacht, hat das ganze Brot aufgefressen und ist mit fünfhundert Pfund in der Tasche ab.«
    Logan starrte ihn an. »Das ist alles?«
    »Und außerdem hasst er Sie wie die Pest.«
    O, welch ein Schock.
    PC Ferguson klopfte an den Türrahmen. »Tut mir leid, Sarge, ich hab die ganze Bude abgesucht – keine Spur von Shuggie. Hab sogar die Abdeckung von der Badewanne abgemacht, wie du gesagt hast.«
    »Dachboden?«
    »Ist ein Gemeinschaftsspeicher, Zugang von der Wohnung drüber – nichts als Pappkartons, so eine Apparatur zum Weinmachen und jede Menge Spinnen.«
    »Also, es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht mehr helfen konnte, aber jetzt muss ich wirklich mal unter die Dusche hüpfen.« Zack zwinkerte PC Caldwell zu. »Wollen Sie nicht noch bleiben und mir den Rücken einseifen? Ich mag kräftige Mädels, wenn sie ganz voller Schaum sind.«
    »Du widerlicher kleiner –«
    Rennie und Ferguson packten Caldwell und zerrten sie hinaus, ehe sie ihn umbringen konnte.
    Logan nahm seinen Helm von der Couch. »Eine Frage noch – diese Dealer, mit denen er so viel Ärger hat …?«
    »Ah … ja. Robert und Jacob. Die Yardies. Also, normalerweise habe ich ja keine Probleme mit unseren stolzen jamaikanischen Brüdern, aber die zwei sind richtig miese Arschlöcher. Haben Sie gesehen, was die mit Shuggies Hand angestellt haben?« Er schüttelte sich. »Er war echt nicht bei Sinnen, als er sich mit den beiden eingelassen hat. Und wissen Sie was?« Zack wies zur Wohnungstür. »Ich werde nicht denselben Fehler machen wie er.«

34
    »Pub?« Rennie mimte das Trinken aus einem Pintglas.
    Caldwell nickte. »Pub.«
    Ferguson: »Pub.«
    Und dann stimmten alle sieben Mitglieder des AFO -Teams ein: »Pub.«
    » Nachdem ihr eure Einsatzberichte geschrieben habt.« Logan lächelte. »Und weil niemand erschossen wurde, gebe ich einen aus.«
    Es war, als hätte man einer Schar kleiner Kinder gerade erzählt, dass es den Weihnachtsmann doch gibt.
    »Gut.« Caldwell schnupperte an ihrer Achselhöhle. »Schnelle Dusche, und dann ab ins Archies?«
    »Nicht schon wieder !«
    »Als ich das letzte Mal da war, haben mich drei Typen erkannt, die ich mal wegen Autodiebstahls einkassiert hatte. Die haben mir dauernd in mein Bier gespuckt, wenn ich nicht hingeschaut hab.«
    »Wie wär’s mit dem Athenaeum?«
    »Illicit Still?«
    Das zeichnete Aberdeen aus – man war nie weiter als fünf Minuten von mindestens einem halben Dutzend Pubs entfernt.
    Logan stieß die Tür zum Umkleideraum auf. »Was ist mit dem Blackfriars? Wir könnten …«
    Sergeant Gary McCormack alias »der dicke Gary« stand direkt vor ihm und versperrte ihm den Weg, einen Becher Kaffee in der einen Hand, in der anderen eine Karamell-Waffel. »Der heiligmäßige Sergeant McRae, so wahr ich hier stehe. Wie gnädig von Euch, uns mit Eurer hehren Anwesenheit zu beehren. Wo ist mein Einsatzwagen?«
    »Der ist ein Beweismittel – Sie können ihn wiederhaben, wenn die Kriminaltechnik damit fertig ist.« Logan schob sich an ihm vorbei. »Wir gehen in einer halben Stunde ins Pub, wenn Sie –«
    »O nein, nein, nein!« Der dicke Gary stopfte sich das letzte Stück Waffel in den Mund und fuhr kauend fort: »Sie gehen nirgendwo hin. Sie haben Gäste !«
    Logan machte den Mund auf, doch der kräftige Sergeant hielt eine Hand hoch.
    »Am Empfang – wenn Sie so weit sind.«
    »Hmm …« Dr. »Nennen-Sie-mich-Dave« Goulding starrte auf den kleinen Bildschirm im Nachgeschalteten Beobachtungsraum, wo man eine junge Frau – eigentlich fast noch ein Mädchen – auf dem festgeschraubten Stuhl am Tisch des Vernehmungsraums sitzen sah. Sie hatte die Hände vor dem Bauch verschränkt und pfriemelte mit den Daumennägeln am Nagelhäutchen ihres rechten Zeigefingers herum.
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich mich an sie erinnere.« Der