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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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den Stiel des großen, scherenförmigen Mopp-Besen-Ungetüms, das er über den Boden geschoben hatte. »Ich weiß, das hier ist ’n Krankenhaus und so, aber hier rumzuhängen, das ist doch nie im Leben gesund.«
    Logan gab sich keine Mühe, das Gähnen zu unterdrücken. »Wie spät ist es?«
    »Halb sechs. Im Ernst: Geh heim und hau dich ’n bisschen aufs Ohr.«
    Aber sicher. »Kann ich nicht.«
    »Haben sie dir Schlaftabletten gegeben?«
    Logan lehnte sich zurück. »Was? Nein …«
    »Ist echt ’ne Sauerei mit diesen Kürzungen.« Er blickte argwöhnisch den Flur hinauf und hinunter und senkte die Stimme. »Alter, wenn du dir Sorgen machst wegen Alpträumen und so, dann hab ich das perfekte Mittelchen für dich.« Er kramte in einer Innentasche seines Overalls und fischte einen kleinen Blister mit Tabletten heraus, den er Logan hinhielt. »Ich hab ’nen Kumpel, der studiert Medizin und schiebt mir ab und zu was rüber. Zwei von denen hier, und du bist weg wie nix.«
    »Ich kann das nicht an–«
    »Nee, im Ernst, ich will nix dafür. Nennen wir’s ’ne Anzahlung auf mein Karmakonto. Schadet ja nix, wenn man ab und zu mal einem Mitmenschen hilft, oder?«
    »Laz?«
    Die Welt ruckelte ein paar Mal vor und zurück.
    »Laz? Lebst du noch?«
    Er runzelte die Stirn. Verzog das Gesicht und grub die Fäuste in seine Augenhöhlen. »Wie geht es ihr?«
    »Du siehst aus wie ein Teller Scheißesuppe. Mit Kacke-Croutons drin.« Steel ließ sich auf den Stuhl neben ihm sinken, der unter ihrem Gewicht aufstöhnte. Ihre Haare standen auf der einen Seite wild in alle Richtungen ab und waren auf der anderen plattgedrückt wie ein Pfannkuchen. Bekleidet war sie mit Rollkragenpulli und Jeans. Sie tätschelte seine Schulter. »Alles okay?«
    »Samantha …«
    Ein Seufzer. » Aye , ich weiß. Aber du hilfst ihr auch nicht, indem du hier rumhängst wie ein schlechter Geruch …« Steel schnupperte. »Und das ist keine Metapher, du stinkst wirklich wie ein Iltis.«
    »Ich bleib hier.«
    »Nein, tust du nicht.« Sie stand auf. »Komm jetzt, Susan bezieht dir das Gästebett.«
    »Ich komm nicht –«
    »Zwing mich nicht, deinen angesengten Arsch mit Gewalt hier rauszuschleifen. Das wäre doch unwürdig. Heim, unter die Dusche, und dann ordentlich ausschlafen. Ich sag dir Bescheid, sobald wir irgendwas hören. Okay?«
    Logan blickte den Flur hinauf zur Intensivstation. »Ich hab nicht …« Was hatte er nicht? Gewollt, dass es passiert? Auf Samantha aufgepasst? In Panik geraten wollen? Sich wie ein Mann benommen?
    » Aye , ich weiß. Ich weiß.« Steel drückte ihm noch einmal die Schulter. »Komm jetzt. Wir können die Flasche Isle of Jura köpfen, die ich zum Geburtstag gekriegt hab. Die machen wir alle, hm? Finnie kriegt die Dienstbesprechung auch ohne mich hin.«
    Er wuchtete sich aus dem Plastikstuhl hoch. Es schien eine Ewigkeit zu dauern. »Kannst du mich fahren?«
    »Klar. Ich fahr sowieso nach Hause, also –«
    »Nein. Woandershin.«
    Steel leckte sich die Lippen, blickte sich im Flur um und schluckte. »Du machst aber keine Dummheiten, ja?«

38
    »Du bist doch nicht bei Trost. Das ist total bescheuert!«
    Es war zwanzig nach sechs, und die Sonne war schon ein gutes Stück in den blassblauen Himmel hinaufgeklettert. Die Bäume saßen voller Vögel, die vor sich hin trällerten, zwitscherten und krächzten, als wäre mit der Welt alles in bester Ordnung. Als wäre es einfach nur ein Tag wie jeder andere.
    »Komm schon, noch kannst du dir’s anders überlegen. Wir fahren zu mir, kippen ein paar Gläschen und …«
    »Es geht mir gut.« Aber er fühlte sich nicht gut. Er fühlte sich, als hätte jemand seinen Körper ausgehöhlt und nur eine brüchige Hülle zurückgelassen. Logan kletterte aus Steels kleinem Sportwagen. »Ruf mich an, wenn du irgendwas hörst.« Er schlug die Tür zu und sah zu, wie sie kopfschüttelnd den Gang einlegte und mit ihrem MX -5 in den frühen Morgen davonbrauste.
    Sobald sie weg war, ließ er Mundwinkel und Schultern sinken. Samanthas Wohnwagen stand auf einem kleinen Campinggelände am Ufer des Don, gegenüber der Kläranlage. Das war allerdings nicht der Gestank, der hier in alle Ritzen kroch, es war der fettige, Übelkeit erregende Geruch, der von der Fabrik von Grampian Country Chickens herüberwehte.
    Er wankte zur Tür. Sie war von zwei Gartenzwergen flankiert, einer mit Hörnern und gegabeltem Schwanz, der andere mit Heiligenschein und Flügeln. Logan hob den Teufel auf, drehte ihn um und

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