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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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»Bind dir das um.«
    »Es ist nicht lang genug, wie soll ich denn –«
    »Falls du auf dem Weg zu dem verdammten Fallrohr ausrutschst. Jetzt tu doch bitte ein Mal, was man dir sagt.«
    »Übrigens, dein Gesicht sieht fürchterlich aus.« Sie nahm das Ende des Tuchs und wickelte es sich ums Handgelenk.
    »Also dann …« Samantha rutschte vorsichtig mit dem Hintern vom Fensterbrett und ließ sich auf die Ellbogen herunter. Dann noch ein Stück, bis ihre Arme den Granitsims umklammerten.
    Logan stützte sich an der Wand ab, verknotete beide Hände in dem Tuch und hielt es straff. Es war eine miserable Klettertechnik, aber für alles andere war das Ding zu kurz.
    Die Hitze wurde stärker, die Luft war trübe und stickig.
    Sie blickte zu ihm auf. »Wenn du mich loslässt, bring ich dich um.« Dann begann sie sich ganz langsam auf das gusseiserne Fallrohr zuzubewegen, das von der Küche nach unten verlief, bis … nun ja, bis es eben irgendwo mündete.
    In der Ferne heulte eine Sirene, das Geräusch kam langsam näher. Das war immerhin etwas.
    »Mist …« Ein Ruck, und Samantha ließ den Sims mit der linken Hand los, um nach dem schwarzen Rohr zu greifen.
    Hoffentlich war es in besserem Zustand als die Regenrinne …
    Sie packte es, schwankte einen Moment und starrte dann hinauf in seine Augen. Befeuchtete sich die rußgeschwärzten Lippen. »Lass mich nicht fallen.«
    Logan versuchte zu lächeln. »Bestimmt nicht.«
    Ein Nicken, und dann ließ sie den Fenstersims los.
    Und stürzte nicht in den Tod. Oh, Gott sei Dank.
    »Scheiße, geht das tief runter.« Samantha seilte sich ungefähr dreißig Zentimeter weit ab. Dann noch einmal so weit, bis das Betttuch straff gespannt war. »Lass los.«
    »Nein.«
    »Sei doch nicht blöd – du musst loslassen, sonst komm ich nicht weiter.«
    Sie hatte recht.
    Er warf das Ende aus dem Fenster. Es baumelte von ihrem Arm herab, schwang im Luftzug hin und her – das Feuer sog die kühlere Luft an der Hauswand entlang nach oben. Also gut. Er konnte das schaffen. Kein Problem. Einfach ganz vorsichtig auf den Sims steigen. Keine Hektik. War ja reichlich Zeit.
    Das war doch bescheuert.
    Besser, er blieb in der Wohnung. Rührte sich nicht von der Stelle und wartete einfach auf die Feuerwehr.
    Logan sah sich um. Der Rauch war noch dichter geworden, und die Flammen züngelten nicht mehr nur um die Kommode herum, sie verzehrten sie. Ein ächzendes Geräusch, und dann erzitterte die Schlafzimmertür, als sie von etwas Schwerem getroffen wurde.
    Die Decke stürzte ein. O Gott …
    Er packte den Fensterrahmen, schwang die Beine über den Abgrund. Drei Stockwerke vertikal nach unten, und dann ein Flachdach. Mist, Mist, Mist. Er streckte das linke Bein aus, tastete mit dem Fuß nach dem Fallrohr.
    Durch die Rauchschicht über seinem Kopf zuckten die ersten Flammen. Das Prasseln des Feuers wurde allmählich ohrenbetäubend.
    Er ließ sich hinunter, bis seine Achseln auf Höhe des Fenstersimses waren. Sein lädierter rechter Arm tat weh, die Narben in seinem linken Handteller pochten, und die in seiner Bauchdecke spannten schmerzhaft. Wo zum Teufel war dieses verdammte Rohr?
    Samantha hatte es doch auch geschafft, und sie war fast einen Kopf kleiner als er!
    Ihre Stimme übertönte das Tosen des Feuers. »Links, du Idiot!«
    Klonk. Sein Fuß stieß gegen etwas. Okay – gut, alles klar – er konnte das schaffen.
    Nein, konnte er nicht. » SCHEISSE, W AS SOLL ICH DENN MACHEN ?«
    »Da ist so ein kleiner Vorsprung, ungefähr fünfzehn Zentimeter unter deinem linken Fuß.«
    Scheiße, Mann – Scheiße, Scheiße …
    Er konnte ihn tasten. Kaum drei Zentimeter breit. Ein minimalistisches Zierelement an der Rückfront eines Mietshauses. Jetzt musste er nur noch mit der linken Hand loslassen und das Rohr packen. Genau wie Samantha es gemacht hatte. Kein Problem. Kinderleicht.
    »Willst du ewig da hängen?«
    Okay, tief durchatmen. Drei Stockwerke, das war doch nicht so furchtbar hoch. Nicht wirklich. Vielleicht zwölf oder fünfzehn Meter. Scheiße.
    Er schwang sich so weit hinüber, wie es nur ging, und streckte die linke Hand aus. Ruderte mit dem Arm durch die Luft. Und dann bekam er das Rohr zu fassen.
    Oh, Gott sei Dank.
    Jetzt musste er nur noch mit der anderen Hand loslassen. Fünf, vier, drei –
    Hinter ihm im Zimmer ein lautes Krachen. Rauch wirbelte über seinem Kopf.
    Logan ließ den Fenstersims los und schnappte nach dem Fallrohr, klammerte sich daran fest, das Gesicht an die raue

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