Knochensplitter
einem vermissten Mädchen und dessen Mutter hilft, anstatt zu Hause zu sitzen und zu grübeln, dann bin ich geneigt, ihn zu unterstützen.« Er schenkte Green ein Lächeln. »Engagement, Superintendent – einer der Grundpfeiler der Polizeiarbeit, finden Sie nicht?«
»Ich finde « – Green zupfte einen unsichtbaren Fussel vom Ärmel seines Jacketts –, »dass die Grampian Police offensichtlich Probleme hat, sich der Realität der Situation zu stellen. Das Überleben von Alison und Jenny McGregor hängt von einer koordinierten und gezielten Aktion zur Ergreifung von Frank Baker ab, und wir müssen jetzt handeln.«
Schweigen.
Finnie schürzte die Lippen und legte beide Hände flach auf den Schreibtisch. » Superintendent , ich kann Ihnen versichern, dass die Grampian Police sich der Situation sehr wohl bewusst ist. Und wenngleich ich Ihre Mithilfe außerordentlich zu schätzen weiß, denke ich doch, dass ich lieber versuchen sollte, meinen Job zu machen und zwei miesen Drogendealern das Handwerk zu legen, falls Sie nichts dagegen haben.« Er ordnete einige Papiere auf seinem Schreibtisch. »Detective Sergeant McRae, ich kann verstehen, dass Sie gerne dabei wären« – er warf Green einen Seitenblick zu –, »aber ich denke, es ist vielleicht das Beste, wenn die Nachtschicht das übernimmt.«
»Sir, wenn ich vielleicht nur –«
»Sie haben heute schon mehr als genug getan. Gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich ein wenig aus. Wir kümmern uns schon um die Marley-Brüder.«
»Aber –«
Finnie hielt einen Finger hoch. »Wir kümmern uns darum.«
Logan starrte auf den Bildschirm und runzelte die Stirn. »Also, dieses rote Bananen-Teil –«
»Der Ninky Nonk.« Steel goss ihm Whisky nach.
»Danke.« Es war warm im Wohnzimmer; der große LCD -Fernseher an der Wand über dem Kamin strahlte in leuchtenden Farben. »Also, der Ninky Nonk ist so eine Art Omnibus?«
»Genau.«
»Und die Porcupines –«
» Pontipines. Die wollen in den Ninky Nonk einsteigen, damit sie dorthin fahren können, wo Pontipines eben so hinfahren. Höchstwahrscheinlich aufs Sozialamt, ihre Stütze abholen. Arbeitsscheues Gesindel.«
»Aber immer, wenn sie es versuchen, fährt der Ninky Nonk los?«
Sie nahm einen Schluck. »Du hast es erfasst.«
Susans Stimme tönte aus der Küche. »Komm jetzt, Stinkerchen, Zeit für die Heia.«
Steel tätschelte Logans Arm. »Ist schon okay, sie meint nicht dich.«
Vor der Couch war eine Art Kleinkinder-Gefängnis aufgebaut – ein großes, kreisförmiges Gehege aus Plastikstangen und Netzen. Ein kleines Mädchen, das in einem Strampelanzug mit Totenkopf-Motiv steckte, lag mittendrin auf dem Rücken und versuchte an seinen eigenen Zehen zu lutschen, mit diesen abenteuerlichen Schlangenmenschen-Verrenkungen, zu denen sehr kleine Kinder fähig sind.
»Und warum fährt er immer weg?« Der Whisky machte alles irgendwie unscharf und verschwommen. Oder vielleicht war es auch der Schlafmangel.
»Ich schätze mal, der Fahrer ist ein Arschloch.«
»Roberta!« Susan erschien in der Tür, sie trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. »Was habe ich dir zu dem Thema gesagt? Was sollen denn die Leute denken, wenn Jasmine in die Krippe geht?«
»Sie werden denken: ›Wer ist denn der hübsche kleine Fratz mit der blumigen Ausdrucksweise?‹« Sie wuchtete sich von der Couch hoch und befreite Jasmine Catherine Cassandra Steel-Wallace aus ihrem Baby-Alcatraz. »Oho, da hat ja jemand Windelwürstchen gemacht …«
Susan lächelte. »Alles in Ordnung, Logan? Möchtest du noch ein bisschen Eis?«
»Nein, nein, ich bin wunschlos glücklich, danke.« Jedenfalls, solange er nicht über Shuggie Webster nachdachte. Oder über Samantha. Oder darüber, dass er nicht in dem Team war, das die Marley-Brüder hochnahm. Dabei hätte er doch bestimmt einen kleinen Unfall arrangieren können …
»… Logan?«
Er blinzelte. »Bitte?«
»Ich sagte, willst du deiner Tochter einen Gutenachtkuss geben?«
»Oh, äh … ja. Sicher.« Er stand auf und drückte ihr einen kleinen Kuss auf den Scheitel. Steel hatte recht – Jasmine roch, als hätte sie sich in etwas Braunem und Klebrigem gewälzt. »Träum süß.«
»Sag Papa gute Nacht, Jasmine.« Susan fasste ein speckiges kleines Handgelenk und winkte Logan damit zu. »Er hat deinen Mamis ein kleines Döschen mit wuseligen Spermien gegeben, damit der Doktor dich in meinen Bauch tun konnte.«
»Musst du das jedes Mal bringen, wenn ich euch besuche?«
Susan
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