Knochensplitter
beschweren – ich war’s nicht, okay?«
»Ich muss …« Er runzelte die Stirn. » Was warst du nicht?«
»… Nichts.« Ein Hüsteln. »Womit kann ich dienen? «
»Hast du die Dealerin gefunden, die deinem Selbstmörder das Morphium verkauft hatte?«
»›Stumpy die Zwergenkönigin?‹ In Tayside hat noch nie jemand von ihr gehört. Woher das plötzliche Interesse an Bruce Sangster?«
Natürlich hatte niemand von ihr gehört – weil sie gar nicht existierte. Craig Peterson, dieser arrogante, überhebliche Schnösel, hatte sie erfunden. Deswegen hatte keiner von Bruce’ Freunden etwas von seinem angeblichen Drogenproblem gewusst. Sangster hatte das Morphium nicht gekauft, er hatte es im Krankenhaus gestohlen, ebenso wie das Thiopental und das amputierte Bein eines kleinen Mädchens.
»Hast du noch die Liste von seinen Freunden?«
» … Wieso?«
»Hast du dir notiert, welche Fächer sie studieren?«
»Klar hab ich das. Wieso willst du das alles –«
»Ich suche speziell nach Informatik- und Kriminalistikstudenten.«
» Augenblick … « Es raschelte in der Leitung.
Die Tür von Finnies Büro ging auf, und Interims- DI Mark MacDonald kam herein, beladen mit Stehordnern. Er streifte Logan mit einem Blick und rümpfte die Nase.
»Genau, da haben wir’s: Drei Informatikstudenten und eine gewisse Davina Pearce, Hauptfächer Kriminalistik und Recht. Sie studiert auch noch Medienwissenschaft.«
Mark parkte die Ordner in der Ecke des Schreibtischs. »Das ist alles. Aber ich bin das alles schon Dutzende Male durchgegangen. Da ist nichts.«
Logan steckte sein Handy wieder ein und grinste Finnie an. »Bingo.«
49
Logan stieg hinaus in den warmen Abend, das Handy ans Ohr gepresst. »Wie sieht’s aus?«
Die Woolmanhill-Studentenwohnanlage war ein unsymmetrisch geformter grauer Block aus drei fünfstöckigen Gebäuden, die im schiefen Winkel zueinander um einen unsymmetrischen Parkplatz standen, gleich hinter dem Denham-Kreisverkehr.
Bob ließ einen tiefen, feuchten Seufzer vernehmen. »Peterson ist nicht da.«
»Weiß irgendjemand, wo er steckt?«
Rennie las die Namen an der Gegensprechanlage neben einer frisch gestrichenen Treppenhaustür und klingelte bei Apartment 6. Der Summer ertönte.
»Seine Mitbewohner sagen, er ist mit seinen Kumpels ausgegangen: Kino, Pizza, Bier. «
»Handy?«
»Ist direkt auf die Mailbox gegangen.«
Eine hohe, ein wenig leiernde Stimme kam aus dem Lautsprecher. » Hal-loo? « Sehr mädchenhaft.
Rennie drückte die Sprechtaste. »Hallo, ist Davina zu Hause? Hier ist Simon.«
»Wie lautet nun Euer Befehl, Euer kürzlich beförderte Inspectorschaft?«
»Stell fest, ob er ein Auto hat, und dann ruf die Kollegen von der Videoüberwachung an: Ich will, dass jede Kamera in der Region mit Automatischer Nummernschilderkennung nach ihm Ausschau hält. Und finde raus, was er die letzten zwei Wochen alles getan hat: Wohin er gereist ist, mit wem er gesprochen hat und so weiter.«
»Hi, Simon. Ja, Davina ist in ihrem Zimmer, aber sie schmollt.«
»Bist aber gar nicht anspruchsvoll, wie? Wart nur ab, bis ich mit dem DI an der Reihe bin – «
»Ja, ja, der ›Zorn Bobs‹, ich weiß.« Logan brach die Verbindung ab.
»Oh … Also, kann ich raufkommen?« Die Sprechanlage summte wieder, und als sich Rennie gegen die Tür lehnte, ging sie auf. Er zwinkerte Logan zu. »Auf in den Kampf.«
Eine mollige junge Frau öffnete die Tür von Apartment 6. Sie trug ein Art Heiligenschein aus braunen Löckchen, gehalten von einem goldenen Haargummi. Als sie lächelte, kam ein ganzer Mund voll Metall zum Vorschein. »Du bist Simon, stimmt’s? Freut mich echt, dich kennenzulernen. Ich bin Robin – Davina hat dir sicher schon von mir erzählt.«
»Ja, hi. Ist sie da?«
Robin rollte die Augen. »O je, du kennst sie ja – gestern ist sie in ihr Zimmer gestürmt, hat die Tür zugeknallt und ist seitdem nicht mehr rausgekommen; ich sag’s dir, man kommt sich manchmal vor wie in einer Vorabend-Soap hier. Magst du einen Kaffee? Ich mach sowieso welchen – Kekse sind, glaub ich, auch noch da.« Das alles fast ohne Luft zu holen.
»Super. Kriegt mein Kumpel auch einen?«
Das Lächeln verrutschte ein wenig, als sie Logan entdeckte, doch sie fasste sich gleich wieder und säuselte munter: »Klar, immer rein in die gute Stube.« Dann machte sie kehrt und eilte geschäftig den Flur entlang, wobei sie kurz stehen blieb, um an eine der Zimmertüren zu klopfen. »Davina, deine Freunde sind hier.
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