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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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nur noch ein bisschen deprimierender. In der Luft hing der leicht muffige Geruch, den die Kollegen von der Spurensicherung immer hinterließen – eine Mischung aus Fingerabdruckpulver, ausgeleerten Staubsaugerbeuteln und heimlich aufgekochten Fünf-Minuten-Terrinen.
    Logan zog ein Paar blaue Nitrilhandschuhe aus der Jackentasche, streifte sie über und öffnete die Wohnzimmertür. In der Ecke ein Fernseher auf einem Holzgestell, obendrauf ein DVB -T-Receiver, darunter eine Art DVD -Rekorder. Ein Stapel Hochglanz-Klatschmagazine. Ein Sofa, das sein Mindesthaltbarkeitsdatum längst überschritten hatte, mit einem bunten Überwurf, der den verblichenen braunen Cordbezug notdürftig kaschierte. Über dem Kamin hingen drei gerahmte Buntstiftzeichnungen: ein Mann und eine Frau, Händchen haltend unter einer gelben Smiley-Sonne; ein unförmiger schwarzgrüner Klecks, darunter in krakeligen Kleinbuchstaben das Wort » Blacky« ; eine glückliche Familie neben einem kastenförmigen Haus mit einem Schornstein, aus dem Rauch aufstieg – »Mami, Papi, ich, Hundi.«
    Ein junger Mann mit kantigem Kinn starrte ihm aus einem silbernen Fotorahmen entgegen. Er trug ein schwarzes Glengarry-Schiffchen mit einem silbernen Abzeichen in Form eines Hirschkopfs an der Seite und einer kleinen blauen Bommel obendrauf. Seine blauen Augen ließen gerade eben den Ansatz eines Lächelns erkennen. Ein schwarzes Band, in dem ein kleiner getrockneter Heidekrautzweig steckte, war um eine Ecke des Rahmens geschlungen.
    Steel steckte die Hände in die Hosentaschen und wippte auf den Fußballen vor und zurück. »Ziemlich bescheiden für jemanden, der im Fernsehen ist …«
    In der Küche fanden sie Vorräte an Dosensuppen, Diät-Fertiggerichten und der Sorte Frühstücksflocken für Kinder, die besonders reich an E-Nummern und Zucker sind. In Kühlschrank stand eine angebrochene Flasche Weißwein.
    »Kann man doch nicht verkommen lassen.« Steel zog die Flasche heraus, nahm sich ein Glas vom Abtropfbrett, spülte das Fingerabdruckpulver ab und goss sich einen kräftigen Schluck ein. »Schau mich nicht so an – du fährst schließlich, schon vergessen?«
    Mit dem Glas in der einen Hand und der Flasche in der anderen folgte sie Logan von einem Zimmer ins andere und sah ihm zu, wie er zuerst die Hausapotheke im Bad durchsuchte, anschließend das Schlafzimmer.
    Sie setzte sich auf die Bettkante und wippte ein paar Mal auf und ab. »Gar nicht schlecht. Könnte man ’ne ganz gute Nummer drauf schieben.«
    Das Zimmer war über und über mit Bildern behängt. Ein halbes Dutzend Hochzeitsfotos zierten die Wand über dem Bett – Alison McGregor in einem ausladenden weißen Kleid, in dem sie entfernt an einen schwangeren Federball erinnerte. Dann ein paar Urlaubsbilder, die sie mit dem verstorbenen Mann von unten in irgendwelchen sonnigen Gefilden zeigten. Und dann eine andere Version des Fotos, das die Presseabteilung für sämtliche Fahndungsplakate verwendet hatte: Alison und Jenny am Strand von Aberdeen, mit der Nordsee im Hintergrund, nur dass diesmal James McGregor neben ihnen stand. Eine glückliche Familie, die breit in die Kamera grinste.
    Dann ein Bild von Jenny mit einem riesigen Mikrofon in der Hand, wie sie mit ihren zwei fehlenden Schneidezähnen inbrünstig ihr Liedchen schmetterte. Sie glich mehr ihrer Mutter als ihrem Vater – lange blonde Locken, eine lange, gerade Nase, in die sie nun nie würde hineinwachsen können, Apfelbäckchen …
    Steel kippte den letzten Schluck Wein und goss sich den Rest aus der Flasche ins Glas. »Wühl doch mal ein bisschen in den Nachttischen rum.«
    »Wieso?«
    »Tu mir halt den Gefallen.«
    Logan zog die oberste Schublade heraus. Ein wenig Schmuck – nichts Teures, das meiste Bernstein –, ein Stapel gebügelte Taschentücher, ein paar Halstücher. Die nächste Schublade: Unterhosen – luftige Spitzenhöschen und riesige, robuste Liebestöter, alles bunt durcheinander. Die unterste Schublade schien voller Socken zu sein. Logan schob die oberste Schicht zur Seite, um dann einen dicken Stapel Briefumschläge hervorzuziehen, zusammengehalten mit einem roten Gummiband.
    Er hielt sie hoch. »Ist es das, wonach du suchst?«
    Steel ließ die Mundwinkel hängen. »Schau mal unter dem Bett nach.«
    Logan warf die Briefe auf die Bettdecke, ließ sich auf Hände und Knie nieder und spähte ins Halbdunkel. »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Nicht mal eine einsame Staubmaus.« Im ganzen Haus sah es so aus. Hätte die

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