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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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Also, wenn man seinen Therapeuten nicht anlügen konnte, wen dann?
    Der Schirm tauchte in einem Gebüsch ab.
    »Und wie haben Sie sich dabei gefühlt?«
    »Können wir bitte bei den Zehen bleiben?«
    »Das ist ein wirklicher Durchbruch, Logan. Ich meine es ernst – gratuliere, ich bin stolz auf Sie.«
    Und da waren wieder die Schuldgefühle.
    »Die Zehen?«
    »Ich glaube nicht, dass sie es wirklich durchziehen werden. Ich glaube, ganz egal, wie viel Geld sie bekommen, sie werden sie nicht töten.«
    »Warum sollten sie sie töten, wo sie doch auf dem Frischfleischmarkt für Pädophile ein Vermögen wert ist?«
    »Ah … Sie denken, es wäre besser für sie, wenn sie tot wäre, anstatt herumgereicht, verkauft und missbraucht zu werden?«
    Logan drehte sich nicht um. »Sie etwa nicht?«
    Die künstliche Stimme drang wieder aus den Lautsprechern des Laptops.
    »DIES IST KEIN SCHERZ. SIE HABEN NOCH VIER TAGE ZEIT. WENN SIE GENUG GELD AUFTREIBEN, WERDEN DIE BEIDEN AM LEBEN BLEIBEN. WENN NICHT, WERDEN SIE STERBEN. LASSEN SIE JENNY UND ALISON NICHT IM STICH.«
    Der Mann zerrte seinen Regenschirm aus dem Gebüsch und hantierte mit dem Mechanismus herum. Der Schirm blieb hartnäckig umgestülpt. Der Mann rammte den kaputten Schirm wieder ins Gebüsch, zeigte ihm noch den Stinkefinger und stapfte durch den Wolkenbruch davon.
    Logan wandte dem Regen den Rücken zu.
    »Das andere Problem ist, dass hier ein Präzedenzfall geschaffen wird.« Goulding lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. »Die Täter haben zwei Menschen entführt, die jeder kennt. Sie verlangen Geld von den Fernsehzuschauern, sagen aber nicht, wie viel es sein muss, damit sie ihre Opfer am Leben lassen. Jeder leistet einen Beitrag, und am Donnerstagmorgen streichen sie dann – na ja, wie viel wohl – vier, fünf Millionen ein?«
    »Ich weiß – wie soll man verhindern, dass nächste Woche irgendjemand das Gleiche versucht?«
    »Wie hat Ihre Lasagne geschmeckt?«
    »Tja …« Logan biss sich auf die Unterlippe. »Gut. Würzig. So, wie ich es in Erinnerung hatte.«
    »Nicht wie Menschenfleisch?«
    Warmer Speichel füllte seinen Mund. Sein Magen ruckelte zwei Schritte nach rechts. Schwindel erfasste ihn, sein Schädel schien von heißem Dampf erfüllt. Er schluckte krampfhaft. Wandte den Blick ab. »Nein. Überhaupt nicht wie Menschenfleisch.«
    Wuschelig. Warm und wuschelig. Sie liegt auf dem Rücken und starrt an die Decke, sieht, wie sie sich ein bisschen nach links dreht, dann an die Stelle zurückspringt, wo sie vorher war, und sich wieder dreht, und wieder und wieder und wieder …
    Jenny McGregor blinzelt. Davon dreht sich das Zimmer nur noch schneller.
    Mamis Gesicht taucht über ihr auf, groß und pink. Die Nasenspitze knallrot, wie eine Kirsche, die Augen ganz rosa. Der Mund ein zittriger Strich. »Ist ja gut, mein Schatz, schsch … Es wird alles wieder gut, ich versprech’s dir … Schsch …«
    Eine kühle Hand streichelt ihren Kopf.
    »Hab Durst …«
    Eine Plastikflasche drückt gegen ihre Lippen, und etwas Nasses läuft ihr übers Kinn. Jenny trinkt. Kriegt etwas in den falschen Hals. Sie prustet, würgt, hustet. Es ist, als hätte sie Stacheldraht geschluckt.
    Mami hilft ihr, sich aufzusetzen.
    »Ist es wieder gut?«
    Sie kann die Verbände sehen, die um ihre Füße gewickelt sind, mit blassen gelbrosa Flecken drauf. Sie spürt ein Kribbeln und Stechen und Jucken in ihren kleinen Zehen … was aber Quatsch ist, weil sie ja gar keine kleinen Zehen mehr hat. Sie hat gesehen, wie sie in den Umschlag gewandert sind, zusammen mit der glänzenden CD -Scheibe.
    Dieses kleine Schweinchen ging zum Markt,
    Dieses kleine Schweinchen blieb zu Haus,
    Dieses kleine Schweinchen aß Roastbeef,
    Dieses kleine Schweinchen ging leer aus.
    Und diese kleinen Schweinchen sind weg …
    Die Monster sind wieder da. Sie stehen in der Ecke des kreiselnden Zimmers mit ihren Namensschildchen an der Brust und ihren metallischen Stimmen. Vielleicht sind sie gekommen, um sich noch mehr Zehen zu holen?
    »Ich sag’s ja nur, okay? Ich seh einfach nicht ein, dass ich ›Sylvester‹ sein muss.«
    »Mein Gott, nicht schon wieder …« Der, der › TOM ‹ heißt, schüttelt sein glattes Plastikgesicht hin und her.
    »Ich will ›Tom‹ sein.«
    »Tja, dein Pech. Ich bin Tom.« Er lehnt sich mit dem Rücken an die Wand und verschränkt seine weißen Papierarme. »Und außerdem: Könnte schlimmer sein, könntest ja auch ›Christopher‹ sein – das ist wie ›Mr.

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