Knochenzeichen
Sie umfing seine Unterlippe sachte mit den Zähnen und musste über seinen scharf eingezogenen Atem schmunzeln. Es wäre leicht, sich daran zu gewöhnen. Zu locken und zu schmecken, ohne Angst haben zu müssen, dass es nicht weiterführen würde. Nicht weiterführen konnte. Sich in einer Fantasie zu verlieren, die, wenn sie ehrlich war, wie ein hartnäckiges Gespenst in einem Winkel ihres Kopfes festsaß.
Die Mittelkonsole zwischen ihnen machte es schwer, sich näher zu kommen. Die Stellung zu wechseln und den Kuss zu vertiefen. Doch sie beugte sich vor und fuhr ihm mit der bandagierten Handfläche über das glatt rasierte Kinn. Und als sie die Zunge um den Saum seiner Lippen gleiten ließ, explodierte er förmlich.
Er breitete die Arme aus, hob sie hoch und über die trennende Konsole hinweg, sodass sie auf seinem Schoß zu sitzen kam, alles ohne den Kuss zu unterbrechen. Sein Mund umschlang ihren und presste ihre Lippen auseinander, damit sich seine Zunge hineinschlängeln und er seinen Anspruch geltend machen konnte.
Während sie einfach noch eine Minute lang die Sturzflut genoss, die sie ausgelöst hatte. Oder vielleicht zwei.
Er war gut darin, und das Vermischen zweier Atemströme setzte archaische Fleischeslust frei. Lippen, Zähne, Zungen begegneten einander. Als das Gefühl schlagartig heftiges Verlangen auslöste, klammerte sie sich an den letzten Rest Vernunft, was sich jedoch als verblüffend schwer entpuppte.
Ein Mann mit einer derartigen Anziehungskraft war auf einer Ebene gefährlich, die sie noch gar nicht bedacht hatte. Wenn er es schaffte, sie allein durch einen Kuss dazu zu bringen, jegliche Logik über Bord zu werfen … Der Gedanke zersplitterte in zig Einzelteile, als er an ihrer Lippe knabberte. Fügte sich wieder zusammen, als er die empfindliche Stelle mit der Zungenspitze berührte. Dann stellte er ein Risiko dar, das sie sich nicht leisten konnte. Riskantes Verhalten hatte sie schon vor Jahren eingestellt.
Mühsam holte sie Luft. Versuchte sich loszumachen, nur um festzustellen, dass er jede ihrer Bewegungen mitmachte, ohne ihren Mund freizugeben.
»Wenn wir nicht zum Luftholen Pause machen«, murmelte er gegen ihre Lippen, »ist es theoretisch nur ein einziger Kuss.«
Er war wirklich einfallsreich. Als seine Hand unter ihr Top glitt, zuckte sie unter der Berührung leicht zusammen. Seine Finger spreizten sich über ihre Haut, jeder einzelne davon ein eigenes Brandzeichen. Ihr kam der verstohlene kleine Gedanke, dass auch sie ihn so berühren könnte. Ihre Handflächen lechzten förmlich danach.
Sie schlüpfte mit der Hand unter sein T-Shirt und lächelte gegen seine Lippen, als seine Bauchmuskeln unter ihrer Berührung zuckten und sich zusammenzogen. Er schien kein Gramm zu viel am Leib zu haben. Nichts als behaarte Haut, die sich über Muskeln spannte. Hügel und Senken, wo Knochen auf Sehnen trafen. Schlagartig begriff sie, dass es ein Fehler gewesen war, ihn so zu berühren. Jeder Schritt brachte größere Intimität mit sich. Und entfesselte das Verlangen nach mehr.
Er ließ seine Hand nach oben kriechen, um ihre Brust zu umfassen, und sie spürte ihren Nippel hart werden, als er ihn durch die dünne Spitze ihres BHs streifte. Alle Sinne waren aufs Äußerste geschärft. Alles war in gespannter Erwartung, als wären sämtliche Nervenenden in Alarmstellung, und wartete auf näheren Kontakt. Nicht ganz sanft sog Zach ihre Unterlippe in seinen Mund und biss sachte daran. Die doppelte Attacke sandte kleine Blitze des Verlangens durch ihre Adern.
Während sich ihre Münder ineinander verschlangen, stoppten sämtliche Gedanken. Es gab nur noch seinen Geschmack, dunkel und vage primitiv. Seine leicht rauen Hände wussten ganz genau, wie man eine Frau berührte. Wussten genau, wie er sie locken und reizen musste, bis sie sich fest an ihn drückte und engeren Kontakt suchte.
Und dann glitten seine Finger in ihren BH, umfassten ihre Brust, und ihr ganzer Körper geriet in Wallung.
Mit wenig Zartgefühl zerrte sie ihm das Hemd aus der Hose und fuhr ihm mit beiden Händen über die Brust. Ihre Berührung wurde erst sanfter, als sie das leichte Zucken seines Körpers spürte. Zart strich sie mit den Fingern über die Stelle, an der sich wahrscheinlich bereits der Bluterguss bildete. Ihre Augenlider zitterten, doch sie konnte sie nicht öffnen, um hinzusehen. Aufgestautes Verlangen durchströmte sie immer drängender.
Das heftige Begehren dämpfte die Alarmglocken, die in ihrem Kopf
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