Knochenzeichen
in der Ecke hieb einem Kerl mit dem Absatz ihrer Sandale auf den Schädel.
Beim Geräusch eines beängstigenden Schlags riskierte sie einen Blick nach hinten und sah, wie der Barkeeper mit einem Baseballschläger auf jeden in der Nähe losging. Er erwischte den Arm des Holzfällers und hieb ihm das gezückte Messer aus der Hand.
Auf einmal wurde sie mit solcher Wucht, dass ihr die Zähne aufeinanderschlugen, zu Boden gedrückt. Aus dem Augenwinkel sah sie eine verschwommene Bewegung, als ein Billardqueue über ihren Kopf zischte und Sharper mitten auf die Brust traf. Im nächsten Moment kippte der Kopf des anderen Mannes nach hinten, und man sah nur noch das Weiße in seinen Augen. Dann brach er zusammen und wäre beinahe auf Cait gelandet.
Zach rieb sich die Faust und zog sie am Ellbogen hoch. Sie folgte ihm auf dem Fuß, während sie sich einen Weg zur Tür bahnten. Und hinaus.
Die Schlägerei verfolgte sie bis auf den Parkplatz, wo sie zu Sharpers Trailblazer stolperten. Vor dem Einsteigen sah sich Cait noch einmal um. Männer rangen im Dunkeln miteinander und rollten über den Boden.
Die Beifahrertür flog auf. »Steig ein«, knurrte Zach mit zusammengebissenen Zähnen. Sowie sie der Aufforderung nachgekommen war, betätigte er die Zentralverriegelung und ließ den Motor an.
»Tja.« Sie lehnte sich zurück und legte den Sicherheitsgurt an. »Das war interessant.«
»Das war vermeidbar«, verbesserte er sie streng. Eilig parkte er aus und fuhr in Richtung Motel. »Ich erinnere mich dunkel, dass ich dir gesagt habe, dass der Laden voller Idioten ist.«
Er hatte sich sein Ich-hab’s-dir-ja-gesagt redlich verdient. »Du hast etwas in der Richtung erwähnt, ja«, erwiderte sie milde. Schweigend legten sie die paar Blocks zu ihrem Ziel zurück. In Caits Augen war der Abend keine totale Pleite. Ganz im Gegenteil. Sie hatte Gibbs treffen wollen. Und sie hatte mit der Tierpräparatorin sprechen wollen. Alles in allem hatte sie ihre Zeit gut genutzt. Zumindest bis zum Schluss, als sie beinahe zusammengeschlagen worden wäre.
Durch den dunklen Innenraum sah sie zu dem Mann hinüber, der soeben den Geländewagen vor der Tür ihres Motelzimmers zum Stehen brachte. Die Sicherheitsbeleuchtung in der Nähe warf Lichtsplitter auf die dunklen Vordersitze. »Du schuldest mir zwanzig Dollar.«
Er legte den Parkgang ein und sah sie ungläubig an. »Wie kommst du denn darauf?«
»Unsere Wette.« Als er nichts sagte, sprach sie weiter. »Der Holzfäller? Er hat am Ende doch ein Messer gehabt. Ich habe zwar nicht gesehen, wie er es gezogen hat, und du könntest jetzt Haarspalterei betreiben und einwenden, dass es vielleicht gar nicht aus seinem Stiefel kam. Also könnten wir uns der Fairness halber auch auf zehn einigen.«
»Angesichts der Tatsache, dass ich dir da drinnen den Arsch gerettet habe, würde ich sagen, wir sind quitt.«
»Du hast mir den …« Sie hielt abrupt inne und kniff die Augen zusammen. Es war hoch hergegangen, doch sie war nicht in Gefahr gewesen. Es sei denn … »Das Billardqueue?«
Er lächelte grimmig. »Wenn der Kerl dich damit getroffen hätte, wärst du jetzt mit der Mutter aller Kopfschmerzen gesegnet.«
Sie war auf die Knie geworfen worden, das wusste sie noch. Nicht vom Druck der Menge, sondern von Sharper. »Aber stattdessen hat er dich getroffen.«
»Das kann man wohl sagen.«
Sie senkte den Blick auf seine Brust und musste daran denken, dass das Queue beim Auftreffen ein Geräusch gemacht hatte, von dem ihr etwas flau geworden war. »Warum hast du das gemacht?« Sie war ehrlich perplex.
»Warum hab ich … ach ja, ganz vergessen. Du bist ja die Frau aus Stahl. Habe ich dich in deiner Superagentinnen-Ehre gekränkt? Dann entschuldige bitte vielmals.« Seine Stimme troff vor Hohn. »Nächstes Mal trete ich beiseite und lasse dich von diesem Idioten unterpflügen.«
Sein Sarkasmus ging an ihr vorüber. Cait kämpfte immer noch mit den Schlussfolgerungen aus seinem Tun. Zach musterte sie genauer. »Ist etwa noch nie ein Mann eingeschritten, um dich zu beschützen?«
Ungeduldig hob sie eine Schulter. Darum ging es nicht. Sie brauchte keinen Mann, der sie beschützte, da sie dazu meist problemlos selbst imstande war. Doch Zachs Frage brachte sie zum Nachdenken. Schließlich hatte sie nicht immer über das Können verfügt, das sie im Zuge ihrer Laufbahn bei Raiker erworben hatte. Und Cait versuchte – allerdings vergebens –, sich daran zu erinnern, ob schon jemals in ihrem Leben
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