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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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abgestiegen sein, heißt es. Lokalen Legenden zufolge soll es dort gespukt haben. Das Haus ist komplett niedergebrannt, als ich drei war. Obwohl es angeblich ein Unfall gewesen sein soll, hat mein Großvater einmal durchblicken lassen, dass Jarrett das Feuer gelegt hat. Wahrscheinlich war er zu dem Zeitpunkt betrunken und wollte die Geister austreiben.« Einer seiner Mundwinkel ging nach oben. »Mein Großvater neigte nicht zur Versöhnlichkeit.«
    Erst recht nicht, nachdem sich der alte Herr mithilfe zahlreicher Maßnahmen darum bemüht hatte, dass sein Sohn erwachsen wurde und sich wie ein Mann benahm. Zach selbst war ein Werkzeug bei diesen Versuchen gewesen. Als sein Großvater von Jarretts Vaterschaft erfahren hatte, hatte er ihn gezwungen, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Wahrscheinlich hatte er gehofft, dass Ehe und Familie Jarrett dazu bringen würden, zum ersten Mal in seinem Leben Verantwortung zu übernehmen. Doch daraus war nichts geworden.
    »Mein Vater hat das Testament natürlich angefochten. Der alte Mann hatte zwar dafür gesorgt, dass es wasserdicht war, aber ich hätte ja trotzdem etwas mit ihm aushandeln können. Hätte ihm zumindest einen Teil dessen geben können, was er für das ihm Zustehende hielt.«
    »Aber das hast du nicht getan.«
    »Es wäre ein Verrat am letzten Willen meines Großvaters gewesen. Eine weitere Belohnung für meinen Vater, die er nicht verdient und für die er nichts geleistet hatte. Die er nicht zu schätzen wissen würde.« Meistens wusste er, dass er das Richtige getan hatte. Doch Zweifel waren hinterhältige kleine Halunken, die oft in Nächten lauerten, in denen der Schlaf sich nicht einstellen wollte und die Erinnerungen hochkamen.
    Er schüttelte die trüben Gedanken ab und aß schweigend sein Sandwich auf, ehe er sich neben Cait auf der Motorhaube ausstreckte. Dann wandte er ihr den Kopf zu und musterte sie. Der matte Schein der Straßenlampe umriss ihr schönes Profil. Ohne es gewollt zu haben, stellte er ihr die Frage, die ihn seit ihrer ersten Begegnung plagte.
    »Wie bist du hierhergekommen, Cait?« Sie sah ihn mit hochgezogenen Brauen an, und er formulierte seine Frage neu. »Nicht nach Oregon, sondern dorthin, wo du bist. Was du machst.«
    Einer ihrer Mundwinkel zuckte nach oben, doch auf ihrer Miene konnte er keine Belustigung erkennen. »Du meinst, wie ich vom Teenager-Model zur forensischen Anthropologin Schrägstrich Ermittlungsexpertin geworden bin?« Ihr Blick wanderte an ihm vorbei, und die Schatten in ihren Augen hatten nichts mit der Dunkelheit um sie herum zu tun. »Das Modeln war der Traum meiner Mutter für mich, nie mein eigener, auch wenn es mir eine Zeitlang Spaß gemacht hat. Es war harte Arbeit, aber auch aufregend.« Sie zuckte kaum wahrnehmbar die Achseln. »Aber im Grunde meines Herzens bin ich eine Streberin. Ständig bekam ich Ärger, weil ich Lehrbücher ins Bett geschmuggelt und bis morgens um drei gelesen habe. Es hat meine Mutter auf die Palme gebracht, weil man von Schlafmangel dunkle Schatten unter den Augen bekommt und ich hager und verhärmt gewirkt habe, wenn ich zu den Fototerminen erschienen bin. Hat sie wörtlich so gesagt.«
    Er schnaubte. »Als ob das möglich wäre.«
    Sie fuhr ihm mit der Hand leicht über den Arm, eine zarte Berührung. »Jedenfalls hab ich das Modeln aufgegeben, um aufs College zu gehen und zu studieren.«
    Zach konnte wesentlich mehr aus dem heraushören, was sie nicht sagte, als aus dem, was sie sagte. »Und deine Mutter?«
    »War nicht einverstanden. Aber es war mein Leben, und ich fand, es war an der Zeit, endlich nach meinen eigenen Bedingungen zu leben.«
    Das konnte er gut verstehen. Er hatte das Gleiche getan, als er sich zum Militär gemeldet hatte. Und noch einmal, als er hierher zurückgekehrt war. Er studierte sie in dem matten Licht, leicht erschrocken, wie nahe es ihm ging, als er die dunklen Flecken unter ihren Augen sah. »Auf die Gefahr hin, wie deine Mutter zu klingen – du brauchst dringend Schlaf.«
    »Willst du damit sagen, dass ich hager und verhärmt aussehe?«, fragte sie.
    Seine Kehle wurde eng, und er musste sich räuspern. »Ich will nur sagen, dass du dich zu sehr forderst. Du achtest nicht auf dich. Vielleicht weil du nie jemanden gehabt hast, der wirklich auf dich geachtet hat.«
    Ihre Miene wurde weich. Und das leichte Zittern ihrer Lippen sandte ihm eine leichte Welle der Panik den Rücken hinauf. Doch als sie antwortete, klang ihre Stimme eher spöttisch als

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