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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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für Sie. Das erfahren Sie aber nur, wenn Sie jetzt endlich meinen verdammten Anruf erwidern. Es wird langsam ein bisschen dringend.«
    Sie beendete die Verbindung und ließ das Telefon reichlich genervt wieder in die Tasche fallen. Der diensthabende Sergeant in der Telefonzentrale hatte ihr versichert, dass der Detective am Platz sei, also sprach eigentlich kaum etwas dagegen, dass er nicht wenigstens zurückrufen konnte. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass sie es mit einem Polizisten zu tun hatte, der sich absolut unmöglich benahm. Manchmal musste sie sogar Seite an Seite mit einem solchen Trottel arbeiten.
    Und nach ihrem Gespräch mit Andrews und Barnes heute Morgen konnte sie die beiden nicht mehr unbedingt aus dieser Kategorie ausschließen.
    Sie war kaum einen Schritt weit gekommen, als ihr Telefon klingelte. Mit einer hastigen Bewegung grapschte sie danach und meldete sich, halb hoffend, den Detective in der Leitung zu haben.
    »Fleming.«
    Kurzes Schweigen am anderen Ende. Dann: »Das ist eine so unattraktive Art, sich am Telefon zu melden, Kind. Andererseits muss ich mich wahrscheinlich glücklich schätzen, dass du überhaupt drangegangen bist.«
    Cait schloss frustriert die Augen. Das absolut Allerletzte, was sie momentan wollte, war eine Dosis Lydia Fleming Smythe Regatta. »Mutter«, begann sie tonlos und starrte blind auf die Passanten, die an ihr vorübergingen. »Ich habe keine Zeit für …«
    »… für deine Mutter? Ich versuche schon seit Tagen, dich zu erreichen, Caitlin. Nachdem ich immer für dich da gewesen bin, war ich der irrigen Annahme, ich könnte auf deine Unterstützung zählen.«
    Der Irrwitz des ersten Teils dieser Aussage irritierte Cait dermaßen, dass sie einen Moment brauchte, um den zweiten zu begreifen. »Was ist los?«
    Die Stimme ihrer Mutter schraubte sich eine Stufe nach oben. »Es ist wegen Henri. Er hat … er hat … mich verlassen .«
    Mit einem Gefühl der Unvermeidlichkeit suchte sich Cait eine freie Bank auf einer hinter dem Gehweg gelegenen Grünfläche und saß dort endlose Minuten lang fest, während sie einer Litanei über Henri DuBois’ Fehler lauschte. Seinen Geiz. Seine Unverfrorenheit. Während sie ein paar unverbindliche Laute zwischen Lydias Gejammer einstreute, fragte sie sich, was ihre Mutter überhaupt je an ihm gefunden hatte, wenn er so schlimm war.
    Das hätte sie zwar auch Lydia selbst fragen können, doch sie ersparte es sich und sah stattdessen auf die Uhr. »Das klingt, als hätte er dich gar nicht verdient.« Eine Bemerkung, die postwendend weitere vier Minuten heftiger Zustimmung vonseiten ihrer Mutter auslöste. Cait wusste, dass es nicht nett von ihr war, doch sie war dankbar dafür, dass sie wenigstens diesmal nicht Lydias Drängen ausgesetzt war, wieder ins Modeln einzusteigen.
    Bei diesem plötzlichen Gedanken fühlte sie sich kleinlich und gemein. Daher ergriff sie die nächste Gelegenheit zur Wiedergutmachung. »Das mit Henri tut mir leid«, sagte sie. »Wenn ich mit dem Fall hier fertig bin, kann ich vielleicht zu dir runterfliegen und ein paar Tage bleiben.« Sie verwünschte das unmittelbare Aufwallen des Grauens, das sie bei diesen Worten überkam.
    »Das wäre schön, Caitlin.« Lydia war nun wesentlich ruhiger, doch sie war ohnehin nicht der Typ, der leicht die Beherrschung verlor. Jedenfalls nicht ernsthaft. Zwar hatte sie soeben ausgiebig gegen ihren treulosen Liebhaber gewettert, doch hatte sie dabei kein einziges Mal die Stimme erhoben. Sie konnte einen Menschen mit nichts als einem eisigen Tonfall und einer hochgezogenen Braue vernichten. »Ich weiß, dass du zu tun hast, daher lasse ich dich jetzt in Ruhe. Bitte melde dich, wenn dein Besuch kurz bevorsteht, damit wir alles im Einzelnen besprechen können.«
    »Mach ich. Bis dann, Mutter.« Mit einem vertrauten Gefühl der Erleichterung legte sie auf, doch es war versetzt mit schlechtem Gewissen. Ihre Beziehung war, was sie war. Und deren Parameter zu akzeptieren war wesentlich einfacher, als zu versuchen, sie zu sezieren und etwas anderes daraus zu machen. Etwas, das sie nie sein würde.
    Sie stand von der Bank auf und registrierte zum ersten Mal einen Mann, der am Randstein stand und sie eingehend musterte, was er nicht einmal zu verbergen suchte. Als sie ihn ansah, begann er zu grinsen, ehe er unter dem festen Blick erstarrte, mit dem sie ihn fixierte. Auf einmal wandte er sich um und ging eilig davon.
    Kluge Entscheidung. Sie kehrte zum Souvenirladen zurück. Die

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