Knochenzeichen
ist oft hier. Ich finde sogar, dass er die Sache langsam selbst ziemlich gut beherrscht. Er ist mir eine große Hilfe. Ist heute Nachmittag erst für mich nach Eugene gefahren, um zu sehen, ob er für den hier ein künstliches Gebiss zum Einsetzen besorgen kann. Sonst müsste ich eines übers Internet bestellen.«
Obwohl sie bezweifelte, dass es viel nützen würde, zeigte Cait der anderen Frau die Fotos von Livingston und Recinos. Kathy sah beide mit Interesse an und schüttelte dann den Kopf. »Keiner von beiden wäre hier hereingekommen, es sei denn, sie waren begeisterte Jäger oder Fischer. Wenn Sie möchten, kann ich die alten Unterlagen durchsehen, sobald ich hier fertig bin. Und schauen, ob wir vielleicht einen Fisch für einen der beiden präpariert und ihn ihr oder ihm zugesandt haben.«
»Das wäre nicht schlecht.« Es war höchst unwahrscheinlich, dass Marissa Recinos einen Grund gehabt haben sollte, Kathys Dienste in Anspruch zu nehmen, doch Cait holte eine Visitenkarte heraus und kritzelte ihren Namen darauf, zusammen mit jenen von Bentley und Livingston sowie den Zeitspannen, zu denen jedes der Opfer in der Gegend gewesen war. »Ich lege Ihnen die hier vorne auf den Ladentisch.«
»Ist recht. Danke fürs Vorbeischauen.« Ein amüsiertes Grinsen zog über Kathys Gesicht. »Nicht viele Leute haben den Mumm, sich hier so weit reinzuwagen.«
Cait lachte auf und ging in Richtung Tür. »Wenn ich mich vor Knochen gruseln würde, hätte ich den falschen Beruf ergriffen.«
»Ach, das hätte ich fast vergessen.«
Als sie das Hinterzimmer schon fast verlassen hatte, rief Kathy ihr noch etwas nach: »Gestern Abend hat Als Frau angerufen. Sie sind auf dem Weg nach Louisiana. Oder war es Mississippi? Egal, jedenfalls hat sie angerufen, um mich wegen des Schecks zu nerven – ich kaufe den Laden hier nämlich auf Raten –, und ich habe sie gefragt, wo Al eigentlich die Käfer losgeworden ist. Sie meinte, er hätte sie jemandem von der Universität in Eugene gegeben.«
»Okay.« Natürlich wäre es nicht so einfach. Das war es nie. »Danke fürs Nachfragen.«
»Kein Problem.«
Kaum war sie draußen angelangt, klingelte erneut ihr Handy. Diesmal dachte sie daran, zuerst die Nummer zu kontrollieren, ehe sie sich meldete. Als sie die Vorwahl von Boise auf dem Display erkannte, begann ihr Herz heftig zu klopfen. »Fleming.« Vor Aufregung rempelte sie ein junges Mädchen mit einem Bernhardiner an, der locker doppelt so schwer war wie sein Frauchen.
»Sergeant Hal Cross, Boise PD.« Die heisere Stimme am anderen Ende klang nach unzähligen langen Nächten und allzu vielen geleerten Whiskeyflaschen und Zigaretten. »Ich beantworte jetzt endlich mal Ihren verdammten Anruf, aber das wird keinem von uns beiden viel nützen. Den Bentley-Fall habe ich nämlich vor zwei Jahren abgeschlossen.«
»Was?« In ihrer Magengrube machte sich Enttäuschung breit. »Wie kann das sein? Er ist immer noch im System erfasst.«
Das Achselzucken war der Stimme des Beamten anzuhören. »Vielleicht habe ich vergessen, ihn rauszulöschen. Seine Familie ist weiß Gott auch nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Der Mann mag ja nach wie vor als vermisst gelten, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass er an irgendeinem Strand in Belize Cocktails schlürft, während wir uns hier die Hacken ablaufen.«
Es war doch nicht möglich, sagte sie sich, lediglich aufgrund seiner Stimme eine Abneigung gegen jemanden zu entwickeln. Also war ihre Reaktion auf Cross sicher nur der Enttäuschung geschuldet, die in ihr aufwallte, und nicht seinem unverschämten Ton. »Wie kommen Sie darauf, dass er in Belize ist?«
»Nicht ich, die Feds. Sie sind, etwa drei Monate nachdem Bentley verschwunden ist, hier hereinspaziert und haben Fragen gestellt. Es hat sie weniger interessiert, wo er abgeblieben ist, sondern sie wollten vor allem wissen, was aus der Viertelmillion geworden ist, die er auf verschiedene Konten ins Ausland verschoben hat.«
Scharf und fast schmerzhaft schoss das Adrenalin durch ihre Adern. Und mit ihm kam die Gewissheit. »Es hat also Geld von seinem Konto gefehlt. Er ist nicht in den Banken erschienen, um es selbst zu überweisen. Und es gibt keine Spur von den Geldtransfers auf seinem Computer.«
»Klingt, als hätten Sie das Drehbuch geschrieben. Die Feds haben sich zwar alle Zeit der Welt gelassen, aber letztlich sind sie zu dem Schluss gekommen, dass er Geld gewaschen hat. Allerdings haben sie nicht rausgefunden, für wen und wie er es
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