Knochenzeichen
machte sich auf weiteres Warten gefasst. Dabei fragte er sich, was heiße Quellen wohl mit den Skeletten zu tun hatten, die er in dieser Höhle gefunden hatte.
»Wohin als Nächstes?«
»Terwilliger ist ganz in der Nähe, oder?«
Ohne zu antworten, manövrierte er den Trailblazer aus dem Parkplatz des Springs Resort und fuhr aus dem Ort. Da es sonst verflucht noch mal nichts zu tun gab, als sie durch die Gegend zu kutschieren und im Auge zu behalten, beschäftigte er sich eben damit, herumzurätseln, was zum Teufel sie da eigentlich machte. Sie hatte nicht nur Bodenproben an verschiedenen Stellen in der Umgebung der Quellen genommen, sondern sie war auch ins Wasser gestiegen. Aber nicht um Wasserproben zu nehmen. Nur um hineinzusehen.
Da die Antworten dummerweise nicht von selbst kamen, hatte er sich damit begnügt, zuzusehen. Sie anzusehen. Es kostete weiß Gott keine Überwindung.
Sie spielte ihr Aussehen nicht direkt herunter, aber sie tat auch nicht viel dafür, es hervorzuheben. Meist trug sie die Haare zurückgekämmt, so wie heute, abgesehen von dem einen Mal, als sie sie aufgemacht hatte, um ihn zu verhöhnen. Ihre lässigen Klamotten waren eigentlich nicht dazu angetan, dass sich die Leute die Hälse nach ihr verrenkten. Das Problem war nur, dass sie einfach der Typ war, nach dem sich regelmäßig alle die Hälse verrenkten, und er war sich nicht ganz im Klaren darüber, ob sie es einfach gewohnt war und deshalb nicht darauf achtete oder ob es ihr wirklich komplett egal war. Angesichts ihrer Haltung vermutete er allmählich Letzteres.
Er hob eine Hand zum Gruß, um Jodie Paulsens Nicken zu erwidern, während dieser einen Trog auf die Ladefläche seines Pick-ups bugsierte. Wahrscheinlich hatte er das Ding schon wieder für Tim Jenkins schweißen müssen, den Farmer, für den er regelmäßig arbeitete. Die meisten Leute hätten sich schon vor Jahren einen neuen Futtertrog gekauft, aber niemand klammerte sich fester an jeden Cent als der geizige Jenkins.
Während er in Richtung Highway 126 fuhr, bemerkte er, dass sich Cait die Hand an ihrem Jeansbein abwischte. Und er bemerkte auch den Streifen, den sie dabei hinterließ.
»Was haben Sie gemacht?«
Mit einem Auge auf der Straße fasste er hinüber und machte das Handschuhfach auf. Dann schnappte er sich eine Handvoll Servietten, die von Fastfood-Mahlzeiten übrig geblieben waren, und hielt sie ihr hin.
»Hab mich an einem Stein aufgeschürft, als ich diesem Idioten aus dem Wasser geholfen habe.«
Unwillkürlich zuckte einer seiner Mundwinkel über ihre verdrossene Antwort, doch sein Grinsen verschwand, als er erneut hinübersah. »Mann, bluten Sie mir bloß nicht das Auto voll.« Obwohl sie die Servietten gegen die Wunde drückte, sickerte das Blut für eine kleine Schramme viel zu schnell heraus.
»Reizendes Benehmen gegenüber einer Verletzten, Sharper. Schon mal über eine Karriere in der Medizin nachgedacht? Sie wären ein Naturtalent in der Traumabehandlung.«
Mit Sarkasmus konnte er umgehen. Und der Sarkasmus verdrängte beinahe, aber nur beinahe die Bilder, die ihre Worte auslösten.
Die Wucht der Explosion, die sie alle nach hinten schleuderte. Die entsetzliche Erkenntnis, dass die Körperteile, die überall um ihn herum vom Himmel fielen, von Drummy und Simms stammten.
Und von Becker … von Becker war weiter nichts übrig geblieben als rosafarbener Nebel.
Er stieß diese Tür in seinem Kopf zu und zwang sich wieder ins Jetzt zurück. Ins Danach.
Die Servietten konnten den Blutfluss nicht stillen. Nach kurzem Zögern verlangsamte er das Tempo, fuhr an den Straßenrand und hielt an. »Lassen Sie mal sehen.«
Fast hatte er erwartet, wenig mehr als einen Kratzer vorzufinden, trotz der großen Blutmenge, die die Servietten tränkte. Doch die Wunde in ihrer Handfläche – eine Handfläche, die sie nur widerwillig preisgab – war etwa fünf Zentimeter lang und ziemlich tief. »Das ist Ihnen passiert, als Sie dem Saftsack geholfen haben?«
»Dem Saft…« Ihre Lippen bebten. »Prägnant. Und erstaunlich passend. Ja, ich habe mir unter dem Handschuh ein Pflaster daraufgeklebt, damit ich meine Proben fertig machen konnte. Aber ich könnte ein paar Steri-Strips gebrauchen.« Sie sah ihn hoffnungsvoll an. »Sie haben nicht zufällig welche dabei?«
»Das muss genäht werden«, sagte er tonlos. Weitere Pflaster wären nutzlos, und sonst hatte er nichts in dem Erste-Hilfe-Etui in seinem Rucksack. »Ich glaube, an den meisten Tagen ist ein
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