Knochenzeichen
und Bungalows sowie Stellplätze für Wohnmobile und Zelte.«
Unbeirrbar schritt er weiter in den Wald, auf die Quellen zu. Und obwohl er es eigentlich besser wusste, verfiel er in den Fremdenführermodus. »In Oregon gibt es mehr heiße Quellen als in jedem anderen US-Bundesstaat. Das Land liegt auf dem Pazifischen Feuerring, einem Vulkangürtel, der sich um den ganzen Pazifik zieht.«
»Und der auch die Cascade Mountains hervorgebracht hat.«
Er hätte es sich denken können. Sie vergrub ja die meiste Zeit, die sie zusammen verbrachten, den Kopf in einer Landkarte. »Unter der Erdoberfläche hier gibt es überhitztes Vulkangestein und flüssige Magma. Wir haben nach wie vor ein paar aktive Vulkane. Bei dem vielen Regen, der hier fällt, braucht es nur einen Riss im Basalt, und schon ergießen sich Thermalströme in eine natürlich heiße Quelle. Belknap ist ein gutes Beispiel dafür, aber ich persönlich mag die weniger erschlossenen Quellen lieber.«
»Weil da weniger Menschen sind?«, mutmaßte sie schlau.
Er ging um einen umgefallenen hohlen Baumstamm herum. »Menschen werden überschätzt.«
»Aber in einer Branche, die Kunden zum Überleben braucht, spielen sie doch eine Rolle.«
»Ein notwendiges Übel.« Er hielt einen Moment lang inne, damit die Strumpfbandnatter direkt vor ihm auf der Erde ungestört ihren Weg zu dem Geröllhaufen am Fuß einer Weymouth-Kiefer fortsetzen konnte, ehe er weitersprach. »Wir verkaufen auch Wanderkleidung und Sportutensilien, daher sind wir nicht allein von den Touren abhängig. Aber die Touren erlauben mir, das zu tun, was ich am liebsten mag, also haben beide Seiten was davon.« Und die Stunden, die er mit Horden plappernder Touristen verbrachte, machten seine einsamen Ausflüge auf dem Fluss oder im Willamette-Wald umso wertvoller.
Ohne ein weiteres Wort ging er weiter mit sicherem Schritt vor ihr durch den Wald. In dieser Gegend standen die Bäume nicht besonders dicht. Mona und Gil ließen das Unterholz regelmäßig stutzen, damit ihre Gäste ungehindert wandern konnten. Und der Weg zu den heißen Quellen war ohnehin stark begangen. Er hätte ohne Weiteres zum Wagen zurückgehen und Cait ihren Job allein machen lassen können. Allerdings erschien ihm diese Möglichkeit gar nicht besonders verlockend. Dass er so neugierig auf ihr Vorhaben war, war an sich schon ungewöhnlich genug, um seine gut geölten Abwehrmechanismen einrasten zu lassen. Er wollte nicht über sie nachgrübeln. Er wollte überhaupt nicht an sie denken, Schluss.
Doch das machte es nicht leichter, die Fragen abzuwehren, die wie lästige Fliegen in seinem Kopf umherschwirrten. Irgendwie brachte er den Kontrast zwischen ihrem früheren und ihrem jetzigen Beruf nicht ganz zusammen. Sein angeborener Zynismus rief ihm in Erinnerung, dass die Karriere vieler Leute davon abhing, wen sie kannten und mit wem sie ins Bett gingen.
Dummerweise ließ sich gerade letzteres Bild von Caitlin Fleming am schwersten aus seinem Kopf vertreiben.
Mit einem gemurmelten Fluch trat er beiseite und winkte ungeduldig. »Da vorn sind heiße Quellen. Aber Sie werden wohl nicht alleine sein.« Ein einziger Benutzer saß in dem Holzbottich, ein Mann Mitte dreißig. Im Gegensatz zu einigen der rustikaleren Badestellen in dieser Gegend herrschten hier Bekleidungsvorschriften, also war der Typ wahrscheinlich nicht nackt.
Cait ging dicht an ihm vorüber und stieg den felsigen Hang hinunter, der zu den Quellen führte, während sich Zach an einer hohen Kiefer in Position stellte. Er registrierte genau, wann der Typ in dem Bottich merkte, dass er Gesellschaft hatte. Und er hätte blind sein müssen, um das schlagartige Interesse auf der Miene des Mannes zu übersehen, als Cait in sein Blickfeld geriet.
»Mach die Fliege, Saftsack«, murmelte Zach. Doch der Typ war zu weit von ihm entfernt, was wahrscheinlich ein Glück war, da es schließlich nicht seine Aufgabe war, Männer von Caitlin Fleming fernzuhalten. Die Frau war vermutlich erfahrener als die meisten darin, sich unerwünschte männliche Aufmerksamkeiten vom Leib zu halten. Wenn sie denn unerwünscht waren.
Zach wandte den Blick von dem Mann in dem Holzbottich ab und sah wieder Cait an. Sie hatte das untere Ende des Abhangs erreicht und musterte den Boden. Offenbar suchte sie nach etwas. Doch selbst er war überrascht, als sie sich auf alle viere niederließ und das Wasser dort inspizierte, wo es gegen die Felsen schlug.
»Haben Sie etwas verloren?«
Der für Touristen
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