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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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Bewegung erhoben. Ein wild aussehender Schwarzbär stand mit gefletschten Zähnen dahinter. Dazu gesellten sich ein Nerz, ein Rotluchs und das komplette Skelett von etwas, das ein Fischotter hätte sein können.
    Adrenalin schoss durch Caits Adern. Sie trat ein paar Schritte zurück, weit genug, um das verblasste, abgesplitterte Schild über dem Laden lesen zu können. AL’S TIERPRÄPARATE .
    Sie betrachtete die Tür. Falls Al normale Geschäftszeiten hatte, so waren sie jedenfalls nicht angeschrieben. Aber sie konnte sich ja umhören und so herausfinden, wann sie ihn am besten erwischte. Wie sie bereits Sheriff Andrews und Deputy Barnes erläutert hatte, benutzten Tierpräparatoren oft Speckkäfer, um ihre Tierskelette zu säubern. Es wäre interessant herauszufinden, ob Al eine Kolonie solcher Käfer besaß.
    Die Häuserzeilen warfen lange Schatten auf die Straße. Allmählich wurde es Nacht. Und obwohl noch gelegentlich Autos vorbeifuhren, schien sich der größte Teil aller Aktivitäten auf die Restaurants zu konzentrieren, die Nancy erwähnt hatte. Cait kehrte zu ihrem Auto zurück. Bis sie gegessen hätte, wäre es vollständig dunkel. Und auf einmal merkte sie, dass sie einen Bärenhunger hatte.
    Als sie zur King Road kam, sah sie die Straße entlang bis zu der überdachten Brücke und verlangsamte ihre Schritte, als sie einen Mann davor stehen sah. Er schien einen Skizzenblock in der Hand zu halten und hatte den Kopf über sein Werk gebeugt. Ohne weiter nachzudenken, wich sie von ihrem Kurs ab und ging auf ihn zu.
    Er sah nicht auf, als sie sich ihm näherte, und so blieb sie ein paar Schritte hinter ihm stehen, um seine Arbeit zu begutachten. Es war eine ziemlich gekonnte Wiedergabe der Brücke, doch statt den heimeligen Eindruck aus der Zeit der Jahrhundertwende wiederzugeben, sah das Bauwerk auf seiner Zeichnung irgendwie unheimlich aus. Ein Ort der Geheimnisse und der Schatten mit einer leicht düsteren Ausstrahlung.
    »Na, was meinen Sie?« Der Mann hob den Blick nicht von der Szenerie und seinem Zeichenblock, doch Cait war der einzige Mensch weit und breit. Offenbar war sie nicht so geübt darin, sich lautlos zu bewegen, wie Sharper.
    »Ich kenne mich überhaupt nicht mit Kunst aus.«
    »Das, meine Liebe, ist eine Ausrede. Ich habe Sie nach Ihrer Meinung gefragt, nicht nach Ihrem Wissen. Das sind zwei Paar Stiefel.« Seine Hand bewegte sich gekonnt über das Blatt, während er weitere Schraffuren hinzufügte. »Das eine kommt aus dem Bauch und das andere aus dem Kopf. Hören Sie auf Ihren Bauch.«
    »Es ist …« Sie suchte nach einer Beschreibung, die ihn nicht kränken würde. »Irgendwie unheimlich.«
    Da blickte er auf und warf ihr ein kurzes, zufriedenes Lächeln über die Schulter zu. »Genau. Nicht die Art von Bild, die man auf eine Postkarte drucken würde. Aber hoffentlich in ganz anderem Sinne eindrücklich.« Er ließ den Stift sinken und wandte sich zu ihr um. »Mein Name ist übrigens Jeffrey Russo. Und Sie sind die junge Lady, die vom Sheriff’s Department engagiert worden ist, um bei den Ermittlungen wegen der Knochen zu helfen, die man im Castle Rock gefunden hat. Caitlin Fleming.«
    Die Feststellung verblüffte sie. »Ein Hellseher und Künstler zugleich. Ein Mann mit vielen Begabungen.«
    Er warf ihr ein selbstironisches Lächeln zu, während es um seine haselnussbraunen Augen zuckte. »Ich wünschte, ich wäre eines von beidem. In Wirklichkeit bin ich Professor für Kunstgeschichte, seit Neuestem von der University of Oregon in Eugene in den Ruhestand verabschiedet. Und ein Verbreiter von lokalem Klatsch. Ihr Name und Ihre Beschreibung wurden von Leuten ausgeplaudert, die Bescheid wissen.«
    Cait musterte ihn. Wenn er im Ruhestand war, so musste er reichlich jung in Pension gegangen sein, denn er sah noch nicht einmal wie sechzig aus. Seine Haare waren ebenso grau wie der kurze, sauber gepflegte Schnurrbart, um dessen Dichte Deputy Barnes ihn beneidet hätte. Cait fragte sich, ob er sich seinen langen Pferdeschwanz erst seit der Pensionierung hatte wachsen lassen. Mit seiner frisch gebügelten Cargohose, dem Button-down-Hemd und Sandalen war er einen Hauch förmlicher gekleidet als die anderen Einheimischen, mit denen sie bisher Kontakt gehabt hatte. Sie konnte ihn sich ohne Weiteres in einem Tweedsakko mit Lederflicken auf den Ellbogen vorstellen, wie er vor zweihundert Studenten eine Vorlesung hielt.
    Obwohl sie nur allzu gern der Quelle der Information über ihre Person auf den

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