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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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entwickeln.
    »… und dann hab ich mir gedacht, was soll’s, und hab einfach sämtliche Knochen über Nacht in Chlorbleichlauge eingeweicht.«
    Caits Aufmerksamkeit kehrte wieder zu ihrem Telefongespräch zurück. »Was?«
    »Dachte mir schon, dass dich das aufhorchen lässt. Du hast mich angerufen, schon vergessen?«, beklagte sich Kristy. »Dann könntest du wenigstens zuhören.«
    »Jetzt höre ich zu.« Cait ging mit schnellen Schritten den breiten Gehsteig entlang und betrachtete die Schaufenster. Natürlich wusste ihre Mitarbeiterin ganz genau, dass sie die Knochen nicht bleichen durfte. Aber sie hatte eine wirksame, wenn auch drastische Methode entdeckt, um Caits Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen.
    »Vier der Knochenteile habe ich heute gereinigt. Zuerst bin ich noch mal mit der UV-Lampe über alle drübergegangen, um mich zu vergewissern, dass wir nicht noch weitere Kunstwerke unseres Perversen übersehen haben. Den Rest schaffe ich dann morgen.«
    »Es wird dich freuen zu hören, dass ich dir noch mehr Bodenproben mitbringe.«
    »Kein Problem.«
    Cait zog angesichts von Kristys beiläufiger Bemerkung die Brauen hoch. »Du schlägst ja ganz neue Töne an.« Rasch ging sie am Hair Emporium, einem Laden namens The Sweet Shoppe und einem Antiquitätengeschäft vorbei. Von den dreien hatte lediglich der Friseur noch geöffnet.
    »Ich will beschäftigt bleiben«, erklärte Kristy. »Und morgen, wenn ich mit dem Reinigen der Knochen fertig bin, hab ich nichts mehr zu tun.«
    »Vergiss nicht, die Fotodokumentation zu aktualisieren. Und ich werde versuchen, einen Weg zu finden, dir die Proben morgen zukommen zu lassen. Du hast nicht zufällig was Neues über die Labortests der Müllsäcke gehört, oder?«
    »Machst du Witze? Barnes redet nicht mit mir.«
    Sie glaubte – und da war sie sich beinahe sicher – die Stimme eines Mannes im Hintergrund zu hören. Wahrscheinlich war Kristy wieder mit dem Rechtsmediziner zugange. Cait hoffte nur, dem Mann war klar, dass sie ihn ohne einen Blick zurück sitzen lassen würde, sobald der Fall abgeschlossen war. Kristy wechselte hemmungslos ihre Liebschaften und hatte nicht das geringste Interesse an dauerhaften Beziehungen.
    Nicht dass Cait auf diesem Gebiet eine bessere Bilanz vorzuweisen gehabt hätte.
    »Ruf mich an, falls sich irgendwas Neues ergibt. Ansonsten sprechen wir uns morgen wieder.« Cait beendete die Verbindung, ließ das Telefon in die Tasche fallen und ging weiter den Gehsteig entlang. Sie kam an einer gut besuchten Eisdiele vorbei, während nebenan vor einem Lokal an vereinzelten Tischen schon Essensgäste saßen. In den Häusern dazwischen residierten Steuerberater und Anwälte. Es gab mehr Andenkenläden, als sie in einem so kleinen Ort für überlebensfähig gehalten hätte. Ihre Schaufenster waren voll von den Produkten, die laut Schildern von ortsansässigen Kunsthandwerkern hergestellt worden waren. Gläser, Keramik, Bilder, Kerzen, Körbe … Offenbar gab es in der Gegend etliche Talente. Was Cait ziemlich erstaunlich fand, denn das Kunstvollste, was sie zustande brachte, war, sich selbst die Haare zu flechten.
    Ihr Interesse wandte sich ins Spekulative. Wenn der Täter ein Einheimischer war, dann fanden sich vielleicht einige seiner kunsthandwerklichen Erzeugnisse in einem der einschlägigen Läden, entweder hier oder in einem der Nachbarorte. Es war eine Möglichkeit, der sie später nachgehen wollte.
    Sie überquerte die Straße direkt vor zwei Jungen, die auf ihren Fahrrädern auf sie zugerast kamen. Ihre Freudenschreie zauberten ein Lächeln auf Caits Miene. Sie hatte auch einmal ein Fahrrad besessen. Es war hellrosa gewesen, mit Wimpeln am Lenker und Stützrädern hinten. Eine entfernte Erinnerung blitzte in ihr auf, von ihrem Vater, der sie festhielt, während sie wackelig die Einfahrt hinunter- und wieder zurückeierte.
    Doch nachdem sie für dieses Fahrrad zu groß geworden war, hatte sie kein anderes mehr bekommen. Das war nur eine der vielen Veränderungen nach dem Tod ihres Vaters gewesen. Ihre Mutter hatte zu große Angst vor möglichen Stürzen und daraus resultierenden Knochenbrüchen gehabt … oder schlimmer noch, vor Schrammen und Narben, die Caits Aussichten schmälerten, bei einem der Top-Model-Agenten unterzukommen.
    Sie schüttelte die leise Melancholie ab, die den Gedanken begleitete, und blieb wie erstarrt vor einem Schaufenster stehen. Ein Fuchs spähte mit glasigen Augen zu ihr heraus, eine Pfote wie mitten in der

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